10 Things that annoy us about D.C.

Wir haben uns mittlerweile schon gut eingelebt. Wir sind endlich in ein eigenes Apartment gezogen – kein AirBnB mehr! Natürlich lernt man mit der Zeit die Stadt kennen und bemerkt auch ihre Marotten. Nils und ich haben uns mal die Zeit genommen, unsere persönliche Top 10 Liste anzulegen, über Dinge, die uns hier stören.

1. Verdunkelte Autoscheiben

Natürlich sind uns verdunkelte Autoscheiben nicht unbekannt. In Deutschland ist es jedoch nicht erlaubt, die vorderen Scheiben zu verdunkeln. Das heißt, die Windschutzscheibe und vorderen Seitenscheiben müssen uneingeschränkt freie Sicht gewähren. Hier in den USA ist es ganz anders. Man begegnet oft Autos, die rundum verdunkelt sind, meist so, dass man absolut nicht sehen kann, wer drin sitzt. An sich ja eigentlich egal, wenn man aber erstmal eine Weile hier lebt, liest man täglich über Schießereien und Morde auf den Straßen. Es bereitet einem ein unwohles Gefühl, nicht zu wissen, ob dahinter nicht jemand grade eine Waffe auf einen richtet. Das mag weit hergeholt klingen, ich hoffe einfach, dass es dabei auch bleibt.

2. Waffenbesitz und Schießereien

Wie schon erwähnt, fast täglich liest man über Schießereien. Der Verkauf und Besitz von Schusswaffen ist in D.C. illegal. Ausgenommen sind Schusswaffen, die legal gekauft und registriert wurden, diese dürfen aber nicht getragen werden, sondern dienen ausschließlich dazu, zu Hause oder im Buisness zur Sicherheit aufbewahrt zu werden. Da diese Regelung aber nur in D.C. gilt und man in Virginia oder Maryland – was nur einen Steinwurf entfernt ist – legal Waffen kaufen kann, finden doch öfter Schießereien statt als man ahnt. Meist handelt es sich um Hinrichtungen durch Clans aufgrund von Schulden oder Diebstahl, meist in Verbindung mit Drogen. Manchmal sind es auch Streitereien unter Partnern oder Ex-Partnern, zu oft liest man auch, dass Kinder anwesend waren aber „unbeschadet“ davon gekommen sind – abgesehen vom Trauma natürlich. Für mich bisher das Größte Problem und Hauptgrund, warum ich wieder nach Deutschland zurück gehen würde. Aber bisher habe ich weder Schüsse gehört, noch gesehen. Toitoitoi!

3. Guter Käse – Adieu

Nun mal zu einem leichteren Thema. Käse. Seit wir uns vegetarisch ernähren, steht Käse sehr weit oben auf unserer Beliebtheitsliste. Die Auswahl im deutschen Supermarkt war riesig, man hat sich durch die Sorten durchprobiert, konnte wählen von mild bis kräftig würzig, hart bis weich, die Preise waren erschwinglich. Zumindest für uns, wir waren mit einem jungen Gouda schon happy. Hier in D.C. sieht das alles ganz anders aus. Im Käseregal herrscht der Mozzarella vor – in jeglicher Form. Als Scheiben, gerieben oder als Stick. Den klassischen Ball dagegen sieht man eher selten. Und das eine Mal als wir ihn entdeckt haben, war er mit stattlichen 7.99$ ausgepreist. Den selben Preis zahlt man übrigens auch für den sechser Babybell. Neben dem Mozzarella gibt es dann nur noch Swiss, Cheddar und Provolone. ABER, alle schmecken gleich fad, nach Nichts. Und trotzdem zahlt man auch hier für 8-10 dünne Scheiben gute 4-5$. Wenn man etwas tiefer in die Tasche greift, kann man sich mal an der exquisiten Käsetheke austoben. Trotzdem bleibt es dabei, der Käse ist hier irgendwie geschmacklos. Schade!

4. Kakerlaken

Das Thema Kakerlaken ist für mich neben dem Waffenproblem eines der schlimmsten Themen. Ich habe vor dem Umzug überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt, dass Schädlinge hier ein so großes Problem darstellen. Bis ich eines Abends in unserem AirBnB eine Kakerlake angetroffen habe. Es ist tatsächlich so, dass Kakerlaken hier überall sind. Besonders in den Kellerapartments und Townhouses finden sich diese Schaben wieder. Sie mögen es dunkel, warm und hausen irgendwo zwischen den Wänden oder irgendwo in dunklen Ecken. Es ist hier üblich, dass regelmäßig die Häuser ausgeräuchert werden, als Vorsorge. Trotzdem, hin und wieder tauchen welche auf. Dann heißt es schnell sein und sie einfangen, Pestcontrol kommen lassen und auf Sauberkeit achten. Wem das alles doch zu viel ist – so wie mir – der kann auch einfach in ein Apartment schön weit oben ziehen. Dort ist es sehr unwahrscheinlich, Kakerlaken zu haben. Und Ratten. Die sind nämlich ein genauso großes Problem, finden nur nicht so einfach einen Weg in die Wohnung. Aber die Ratten halten sich hier eh nur in den Mülltonnen auf, das auch nur bei Nacht. Aber das ist ein anderes Thema.

5. Maskenpflicht ab 2 Jahren (Coronamaßnahmen overall)

Wie schon zu lesen, gilt hier eine Maskenpflicht in öffentlichen Bereichen ab zwei Jahren. Das heißt, auch unsere Kids müssen immer eine Maske tragen, wenn wir einkaufen gehen oder ins Museum. Es ist zum einen nicht so leicht, gute Masken für so kleine Kinder zu bekommen und zum anderen, die Kinder zu überreden, sie länger auf zu behalten. Anfänglich ist die Freude meist groß, durften bisher ja nur die Erwachsenen eine Maske tragen. Aber schon nach einer viertel Stunde reicht es ihnen meistens. Da hilft auch kein Dinomuster. Im Allgemeinen sind die Maßnahmen hier ansonsten sehr lasch. Erst dieses Jahr im Januar gab es die erste Beschränkung in Form von 2G Regelung in Restaurants. Vorher gab es nichts außer einer Maskenpflicht. Diese wird hier dafür umso mehr adaptiert. Die Leute tragen ihre Maske jederzeit und überall. Allein draußen auf der Straße, beim Joggen oder auf dem Spielplatz auch wenn keiner weiter da ist. Dafür aber ist es hier sehr einfach, eine Impfung oder einen Booster zu bekommen. In jedem Supermarkt kann man mittlerweile mit oder ohne Termin, egal ob versichert oder nicht, sich impfen lassen. Und den Impfstoff kann man sich auch noch aussuchen. Ich selber habe vor kurzem erst meinen Booster zwischen dem Gang mit Chips und der Gefrierabteilung bekommen. Verrückt.

6. Gesunde Ernahrung vs. ungesunde Ernährung

Weltweit ist es bekannt, dass die USA die Population mit dem meisten Übergewicht ist. Das ist leider nicht verwunderlich. Lebensmittel haben hier einen hohen Preis. Und umso gesünder man sich ernährt, umso teurer wird es. Eine gesunde Ernährung beizubehalten ist nicht einfach, wenn man im Supermarkt steht und abwägen muss ob man statt einer Tüte Mixsalat nicht lieber drei Mal im Fastfoodladen um die Ecke essen gehen möchte um Geld zu sparen. Für uns ist die Versuchung nicht wirklich da, denn besonders das Fleisch ist es hier, was Fastfood billig werden lässt. Hähnchen, am besten frittiert bekommt man zu einem wirklich kleinen Preis, überall. Aber für jemanden, der wirklich jeden Cent drei Mal umdrehen muss wird es schwer, gesund einzukaufen. Das mit dem Übergewicht ist hier in Washington D.C. nicht so auffällig. Man sieht sehr viele Jogger, viele Fahrradfahrer, die Restaurants sind oft sehr gesund ausgelegt, natürlich zu einem Preis.

7. chlorreiches Leitungswasser

Schon vor dem Umzug hieß es immer, das Leitungswasser könne man in den USA nicht trinken. Nicht mal der Hund kann es trinken. Das stimmt zum Glück nicht mehr. In vielen Städten ist das Leitungswasser trinkbar und unschädlich. So auch in D.C. Dafür aber muss man sich mit dem Geruch und Geschmack von Chlor anfreunden. Überall stehen Trinkbrunnen, in jedem Restaurant gibt es gratis Leitungswasser, aber immer mit dem Geschmack von Chlor. Ich habe immer Wasser aus der Leitung getrunken, es fiel mir aber extrem schwer, mich hier an das Wasser zu gewöhnen. Was so gut wie jeder Haushalt hat, nicht nur zum trinken, ist ein Filtersystem. Eine ganz einfache Karaffe mit einem Brittafilter bewirkt schon Wunder und ist bezahlbar. Und damit kann man auch seine anderen Geräte wie die Kaffeemaschine etwas schützen und länger erhalten. Ich bin froh, einen Weg gefunden zu haben, kein Wasser kaufen zu müssen – es gibt hier keine Glasflaschen, immer Plastik! – denn die Sommer sollen sehr heiß sein und das Wasser sollte nicht rationiert werden.

8. Wohnungsmarkt

Der Wohnungsmarkt in Berlin und Umland war einer der Gründe warum wir uns für den Schritt in die USA entschieden haben. Wir haben eine wunderschöne 3-Zimmer-Wohnung zu einem super Preis, keine Frage. Der Wunsch nach einem Haus mit Garten konnte aber nie erfüllt werden. Und für eine größere Wohnung hat es leider auch nie gereicht. Hier in D.C. ist der Wohnungsmarkt reinstes Business. Apartmentkomplexe werden in kürzester Zeit gebaut, es geht darum, schnell viel Neues anbieten zu können. Man sieht sehr selten alte Apartmentgebäude. Und obwohl viele Wohnungen leer stehen, sind die Preise extrem hoch. Oder eben weil die Preise so hoch sind. Bei unserer Suche nach einer Bleibe haben wir uns zuerst nach Townhouses umgeschaut. Da wir aber mit einem großen Hund unterwegs sind, reduziert sich das Angebot in unserer Preisklasse sehr. Und da die Nachfrage nach diesen Townhouses sehr groß ist hatten, wir bisher kein Glück. Bei der Suche nach Apartments sah es schon ganz anders aus. Oft gibt es Angebote, wenn man innerhalb von 48 Stunden nach der Besichtigung mietet, sind die ersten zwei Monate umsonst. Anfänglich hat uns die Gegend, in der wir nun wohnen, nicht besonders gefallen. Da aber die Stadt in einem dauerhaften Wandel ist und die Gentrifizierung sehr stark zu sehen ist, haben wir doch zugesagt. Ob wir dadurch zur Gentrifizierung beitragen? Wahrscheinlich. Die Zeit wurde aber langsam knapp, AirBnB auf Dauer zu teuer und der Liftvan kann jederzeit kommen. Und immerhin, zwei Monate mietfrei? Bei fast 4000$ Miete im Monat schwer, nein zu sagen.

9. Hunde in öffentlichen Verkehrsmitteln

Ein Thema, über das wir uns nie Gedanken gemacht haben. Darf der Hund in öffentlichen Verkehrsmitteln mitfahren? In Berlin gab es nur die Bedingung, dass er einen Maulkorb tragen muss. Wir konnten ihn also jederzeit überall mit hin nehmen. Das war einer der Gründe, warum es für uns so einfach war, ohne Auto zu leben. Der Plan war, auch hier ohne Auto zurecht zu kommen. Da ist nur das große Problem, dass Hunde eben absolut verboten sind in öffentlichen Verkehrsmitteln. Es gibt wohl die Außnahme, wenn man den Hund in einer ausbruchsicheren Box transportiert, eine Transportbox also. Ist natürlich keine Möglichkeit, dieses Monstrum von Box dafür mitzuschleppen. Diese Info habe ich aber auch über reddit.com im subreddit r/washingtondc erhalten. Nicht ganz sicher also. Es gibt natürlich noch die Möglichkeit, Moro mit dem Uber zu transportieren. Dazu muss aber ein Uber frei sein, was Hunde mitnimmt. Selten der Fall, meistens tauchen Uberfahrer auf, die keine Hunde mitnehmen und nur mit einem gematcht wurden weil kein Uber Dog frei war. Dazu kommt dann wieder, dass die Kids ohne Autositz nicht mit können. Naja, ich könnte Seiten füllen mit diesem Thema. Am Ende werden wir uns ein Auto kaufen müssen, ansonsten wird es nicht möglich sein, mehr zu sehen als nur die Nachbarschaft.

10. Wechsel von schön zu schäbig

Es ist schwierig, zu erklären, was genau damit gemeint ist. Man läuft die Straße entlang, sieht wunderschöne Townhouses, plötzlich endet der Bürgersteig, man sieht runtergekommene Gebäude, hässliche Schotterparkplätze mit Müll und alten Autos, dann wieder ein herrlicher Spielplatz mit Grünflächen. So geht es durch die ganze Stadt. Ein Produkt der Gentrifizierung, wie schon erwähnt. Berlin dagegen ist sauber! Der Müll auf den Straßen ist unglaublich. Man merkt sehr, jeder Haushalt kümmert sich nur darum, den Müll aus dem Haus zu bekommen. Was danach passiert, egal. Das große Problem mit Ratten ist nicht verwunderlich. Als wir für drei Wochen in einem AirBnB gelebt haben, wurde der für uns erste Müll erst nach 15 Tagen abgeholt! Und das in einem Apartmentgebäude mit rund 12 Wohneinheiten. Dementsprechen sah die Ally, wo die Tonnen standen (dort mussten wir immer vorbei um zur Wohneinheit zu kommen) auch aus. Und den Müll bei Dunkelheit raus zu bringen, wenn man in jeder Tonne die Ratten hört, war auch sehr abenteuerlich. Ich bin sehr gespannt, die Stadt im Frühjahr und Sommer zu sehen, wenn alles mit grünen Bäumen und Pflanzen verschönert ist. Der trostlose kalte Winter hat sicherlich viel zum ersten Eindruck beigetragen.

Annegret Hünerfürst

Geboren in der selben Woche, in der die erste Website online kam - gelernte Diätassistentin und Mutter von zwei Kindern

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