Abara – Master Edition

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Ein schwarzes Cover, ein Wesen das in lasziv grimmiger Pose darauf positioniert ist, der Titel „Abara – Masteredition“ und der Umfang für einen erschwinglichen Preis haben mich einfach neugierig gemacht. Was ist Abara? Welche Welt erwartet einen in diesem Re-Print eines 2005 erstveröffentlichten Mangas? Auf welche Art von Heldenreise nimmt einen der Autor Tsutomu Nihei mit? All diese Fragen kann man fast gänzlich in der, beim Imprint Manga Cult des Ludwigsburger Verlags Cross Cult neu veröffentlichten, Hardcover Ausführung beantworten.

Ein alter Gauna 

Es beginnt düster, hoffnungslos und gar so, als wäre das Ende der Geschichte bereits geschrieben. Ein Mann begibt sich durch das Gewirr aus riesigen fensterlosen Häuserschluchten, über Treppen und entlang verschiedenster Kanäle in eine überfüllte Arztpraxis. Er fleht darum, dass ihm geholfen wird, bevor es zu spät sei. Kaum gingen ihm diese Worte von den Lippen bricht das, wovor er sich fürchtete, schon aus ihm heraus. Es ist ein furchteinflössend hässliches Monster, das mit seinen Tentakeln mit nur einem Hieb alle Anwesenden zerteilt. Der zum Monster mutierende Mann sprach von Experimenten, die im weiteren Verlauf der Handlung teilweise behandelt werden. 

Copyright: Cross Cult

Eine schwarzhaarige und müde wirkende Frau begibt sich im Folgenden zum Protagonisten Denji. Dieser ist sichtlich unglücklich über das Erscheinen der sich als Agentin entpuppenden Frau. Sie scheinen sich zu kennen und er ist mehr als nur ein Arbeiter in einer Zuchtfarm. Sein Körper wandelt sich zu etwas, das eine elegante, hässliche und gefährliche Erscheinung hat. Denji wird zu einem schwarzen Gauna. Diese sind wahnsinnig schnell, schier unzerstörbar und unfassbar tödliche humanoide Kaijus. Schnell spürt Denji den zu einem weißen Gauna mutierten Mann auf und bringt diesen unter schwerstem Einsatz zur Strecke. 

Als sich nun die Polizei dieser Welt einschaltet und versucht den Ursprung dieser Frau und des Kaijus zu ergründen schaltet sich eine weitere geheimnisvolle Instanz ein. Es ist eine Organisation, die in den Schatten dieser von Tod und Armut geprägten Mega-City agiert und mit ihren Menschenversuchen und Waffentechnologien offensichtlich nichts gutes im Sinne haben.

Eine Kaiju-Apokalypse, die Gauna-kalypse?

So stehen weiße und schwarze Gauna gegeneinander. Es folgen weitere Akteure, die sich aus längst vergangenen Tagen scheinbar persönlich kennen und eine drohende Katastrophe mit einem nicht mehr zu kontrollierenden weißen Gauna steht kurz bevor. 

Es wird in der Handlung vieles nur vage erzählt, einiges angedeutet und die Lesenden nur zu Teilen abgeholt. Einigen Passagen dieser Story ist auch schwer zu Folgen, was nicht nur an der sehr kryptischen Erzählweise liegt, sondern auch den Bildern, die leider des öfteren keinen sehr fließendes Bild ergeben. Wenn selbst der Autor Tsutomu Nihei in seinem im Anhang befindlichen Kommentar meint, dass ihm die Rezeption seines eigenen Werks schwer fiel und er vieles nicht aus dem Kontext verstünde, wie soll es dann allen anderen gehen? 

Abgesehen von einigen erzählerischen Schwächen kann dieses Werk eines wirklich exzellent. Der für „Blame!“ und den Nachfolger dieser Geschichte „Knights of Sidonia“ preisgekrönter Mangaka erschafft mit seinen Bildern extrem viel Atmosphäre. Die unbändige Kraft, die brachialen Kämpfe, die schonungslosen Amputationen und Enthauptungen machen etwas mit dem Publikum. Entweder saugen sie einen in diese verschrobene Welt aus Tod und Machtgier oder sie schreckt ab und ekelt einen an. So oder so, die Reaktionen sollten stark sein. 

Copyright: Cross Cult

Ist diese Masteredition denn nun zu empfehlen?

Nun zum einen erhält man eine zusätzliche Geschichte im selben Kosmos mit dem Titel „Digimortal“. Zum anderen kann man sich mit diesem Werk einen guten Einblick in den Stil des Stils Niheis verschaffen. Es ist keine konventioneller Stil, der uns präsentiert wird. Die Figuren haben für Mangas untypische Gesichtsformen und die Gauna, wie auch die ganze Szenerie wirken wie eine extrem detaillierte Skizze. Man kann dieses Werk zudem auch ganz locker mehrfach lesen, da es keine wirklichen Plot-Twists enthält. Dies jedoch nimmt dieser Ausgabe auch einen großen Reiz und ist sicherlich auch ein guter Grund diese Masteredition zu meiden, wenn einem der Stil so schon nicht gefällt. 

Interessant anders
„Abara“ ist ein wuchtiges und skrupelloses Werk, das sich nicht scheut mit Konventionen zu brechen. Der Zeichenstil, die Figuren und die gesamte Welt versprühen Tristess und Untergangsstimmung, die wegen der Science-Fantasy Aspekte doch sehr abgehoben von einem irdischen Bezug zu deuten sind. Diese klare Distanzierung vom Versuch eine Realität der unseren ähnlich zu zeigen, eröffnet viele Möglichkeiten. Für mich hat leider vieles nicht so gut funktioniert. Die Erzählgeschwindigkeit und die selbst vom Autor bestätigte kryptische Welt macht dieses Werk seltsam unnahbar. Für visuelle Menschen und Liebhaber von Kaiju-Monster-Kämpfen ist dieser abgeschlossene One-Shot sicher ein großes Fest.
Pro
Grandiose Zeichnugen
Spannende Welt
Kontra
Man wird voller Fragen zurückgelassen
Bilder manchmal schwer zu überblicken
6

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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