Ant-Man and the Wasp: Quantumania

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Der 31. Film des Marvel Cinematic Universe hat es in die Kinos geschafft. Er heißt „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ und ist ein auf so vielen Ebenen enttäuschendes Werk. Die Spiellänge von 125 Minuten fühlen sich zumindest nicht nach den schlimmsten zwei Stunden an. Dafür arbeitet vor allem das bunte Worldbuilding und schafft Atmosphäre. Regisseur des unter dem Produzenten Kevin Feige laufenden dritten Teils des Ameisenmanns ist Peyton Reed. Dieser hat ebenso „Der Ja-Sager“, die vorigen Ant-Man Filme und einige Episoden von „New-Girl“ und „The Mandalorian“ abgedreht.

Die Hauptfiguren des Cast der vorigen Ant-Man Filme sind nun als Ganzes Ensemble auf der Leinwand zu sehen. Die Darsteller Paul Rudd (Ant-Man), Evangeline Lilly (Hope Van Dyne/The Wasp), Michael Douglas (Hank Pym), Michelle Pfeiffer (Janet Van Dyne) und Kathryn Newton als Tochter Cassie Lang stellen die Ant-Man Familie. Als einziger schauspielerischer Lichtblick ist der neu eingeführte Superbösewicht „Kang der Eroberer“, gespielt von Jonathan Majors zu vermerken. Einige kleine Nebenrollen und Gastauftritte wie Bill Murray oder Corey Stoll sind auf den Plot bezogen kaum nennenswert.

Wo soll das alles nur hinführen?

Der Film beginnt mit einem Blick in die Vergangenheit der Janet Van Dyne. Sie befand sich für 30 Jahre in der Quantenebene und erlebte dort allerhand verstörendes und aufregendes, das bisher keine Erwähnung fand. Warum sprach bisher noch niemand darüber? Man kann polemisch behaupten, es sei ein einziger Grund: Es ist irrelevant.
In den wenigen Minuten der Eröffnung sehen wir also, wie Janet auf einen Gestrandeten in der Quantenebene trifft. Das sehr klassische Foreshadowing in Bildsprache und Tonalität sowie die vorher gezeigten Trailer lassen den Schluss zu, dass es sich um den nächsten Super-Bösewicht handelt: Kang der Eroberer. Diesen durfte der aufmerksame MCU-Rezipient bereits in der Serie „Loki“ erleben. Ein Kritikpunkt an diesem Film ist unbedingt die Tatsache, dass man kaum etwas von dem Erzählten versteht, ohne mindestens eine Serie und zwei Filme gesehen zu haben.

Schnitt! Scott Lang, der mittlerweile berühmte Superheld Ant-Man, spaziert mit einem Offsprecher Monolog durch die Straßen, grüßt Passanten und sinniert über die Ungewöhnlichkeit seines oft so wenig Sinn ergebenden Lebens. Während einer Lesung seines Buches erhält er einen Anruf von der Polizei, seine Tochter müsse aus dem Gewahrsam abgeholt werden. Ohne viel Erklärung geht es fast nahtlos weiter in den Labor-Keller der Familie. Dort präsentiert diese nun offensichtlich auch zur Riege der Super-Intelligenten gehörenden Menschen ihre Erfindung: ein Navigationssystem für die Quantenebene. Janet Van Dyne, überzeugend von Michelle Pfeiffer gespielt, hegt von Beginn an eine große Abwehr zum Thema Quantenebene und verweigert vorerst die Schilderung ihrer Erlebnisse.

Ant-Man und The Wasp

Ein Unglück, zwei Handlungen und keine Spannung

Natürlich geht alles schief und die gesamte Familie wird durch ein Portal des gerade vorgestellten Geräts in besagte Quantenwelt hineingezogen. Bereits auf dem Weg in diese Welt auf subatomarer Ebene wird die Familie getrennt und werden es auch für einen großen Teil des Films bleiben. Würde dies nicht geschehen, wäre der Film sogar noch langweiliger, als er es ohnehin schon ist. So führen die zwei Handlungsstränge über verschiedenste Umwege, also das Treffen auf Rebellen, die gegen den überall gefürchteten Imperator kämpfen, entlang ehemaliger Mitstreiter Janet Van Dynes, vorbei an verschiedensten, sehr an Star-Wars erinnernden Lebensformen, bis zur alles entscheidenden Schlacht am Ende des Films.

Dass auf dem Weg dorthin Figuren eingeführt werden, die scheinbar nur aus Fan-Service Motivation oder Cameo-Gründen genutzt werden, fällt einem erst später auf. Diese Auftritte sind teilweise so belanglos und unwichtig für die Handlung, dass es jedes beliebige Wesen hätte sein können. Nichtsdestotrotz versucht der Film über seine 2 Stunden einen immer wieder anklingenden roten Faden aufzunehmen. Diesen umspielen, kitschige Dialoge (die manchmal so austauschbar sind und schon fast Fremdscham erwecken) zwischen Töchtern und Vätern oder Mutter. Nur um dann irgendwo im konventionellen Action-Film zu verschwinden. Es passiert kaum etwas, das sich entweder auf die Figuren oder das gesamte Marvel-Cinematic-Universe auswirken könnte.

Jonathan Majors als Kang der Eroberer

Erst die Mid- und After-Credit-Scenes versprechen etwas, das der gesamten Filmwelt Marvels vielleicht wieder ein Ziel versprechen soll. Denn wie viele Fans und Kritiker der letzten Multiversums-Phase immer wieder betonten, wirkt alles wie sinnlos aufeinander geworfene Teile eines Puzzles, das nicht mal ein schönes Gesamtbild ergibt.

Fazit

„Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ zeigt sich von seiner besten Seite, wenn man den mittelklassigen Actionfilm von vor 20 Jahren als Standard anlegt. Die Figuren bleiben in ihrer Entwicklung nahezu unverändert und die Nebenfiguren sind fad. Bis auf ein paar wenige Witze, die sehr flach fliegen und versuchen, mit anzüglichen Pointen dem Zuschauer einen Lacher abzuringen, passiert in diesem Film absolut nichts, was selbst einen Marvel-Comics-Fan groß vom Hocker haut. Als sehr gut hingegen sollte das Schauspiel des Jonathan Majors hervorgehoben werden, das einzige wirklich gute an diesem Film. Er spielt einen Schurken, der nun endlich wieder eine gewisse Bedrohlichkeit verkörpert. Auch die kreierte Welt kann man als positiv betrachten, wenn man außer Acht lässt, dass viele der Wesen, Fahrzeuge und Orte einfach sehr verdächtig nach Star Wars aussehen.

Insgesamt sehr enttäuschend, wenig unterhaltsam und schnell wieder vergessen, reiht sich auch dieser Film perfekt in die Liste der schwächsten Werke des MCU ein. Viel Tam-Tam und heiße Luft um wenig Nachhaltiges, das einem den Nachgeschmack versüßen und die Vorfreude auf den 32. Film aus dem Hause Marvel „The Guardians of the Galaxy: Volume 3“ beleben könnte.

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris

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