
Bereits vier Bände lang ist das zeichnerisch umwerfende und sich wie ein Epos vor geschichtlichem Hintergrund anfühlende Erstlingswerk des Autors und Zeichners Xu Xianzhe.
Der zweite Akt mit dem Namen „Die weite Wüste“ hat noch immer kein Ende und wird auch in diesem Band keines finden. Wird Ayuya ihr Ende auf ihrem Rachezug gegen Heyi Xuan, ihren einst Verlobten, finden oder sind ihr das Schicksal und die alten Götter gnädig?
Die Handlung
Ayuya hatte sich von der Gruppe abgewandt und ist in schroffem Galopp, ihren Reiterbogen im Anschlag gespannt, zurück in den nahenden Sandsturm geritten. Sie erwarten gleich mehrere Horden berittener Kämpfer der versammelten Klans, die sich der Vorherrschaft wegen gegenseitig nach dem Leben trachten. Sie schießt sich ihren Weg zu Heyi frei, es werden sentimentale Momente als Flashback eingeschoben, die ihre Gefühle zu Daoma lüften, aber sie schafft es nur sehr knapp, nicht ihren Rachedurst zu stillen. Schwer verwundet verliert sie das Bewusstsein, aber wird von ihrer Magd und besten Freundin Ani gerettet. Diese opfert sich für ihre Herrin und lässt Ayuyas Pferd führungslos davonrasen.
Daomas Beziehung zu seinem Sohn Xiaoqi wird kurz angerissen, in dem Moment als sie alle durch den Sandsturm außer Gefecht gesetzt in der Wüste verstreut liegen. Xiaoqi wird zum ersten Mal ohne seine weiße Kapuze gezeigt und er spricht aus, was Daoma denkt und fühlt:
„Wir werden die beiden zurückholen, richtig?“
Die Herkunft
Doch nicht bevor Zhishilang endlich sein Schweigen um seine Herkunft bricht, seine Beziehung zum alten Mo, das Wissen über Daomas Vergangenheit und seine Motivation, den Kaiser zu stürzen, offenbart. Der Rebellenführer scheint schwerstkrank und hat daher auch keine Scheu, sein Leben auf dem Weg nach Chang’an zu riskieren.
Der im dritten Band bereits eingeführte Edelmann Pei Xingyan tritt nun auf die Bildfläche. Zufällig reitet das Pferd der Bewusstlosen Ayuya in seine Arme und er, als kaiserlicher Gesandter, genießt Amnestie und Freiheit von Kampfeshandlungen so lange er nicht selber attackiert wird. Ungünstig nur, dass Ayuyas Verfolger nicht wissen, wen sie dort vor sich haben. Einen gewaltigen Kämpfer und riesig wirkenden Schlächter mit seinen Keulen, die er schwingt und der Verfolger Lebensspanne verkürzt.
Er muss sie ins Lager des Heyi Xuan bringen, da sie bereits Fieberträume erleidet. Dort wartet bereits der eben ernannte Khan Heyi Xuan auf seine ehemals Verlobte und möchte nun in dieser Nacht noch das Ritual vollziehen und sie ehelichen. Daoma, Shu, Xiaoqi und die Gefangene Shus, für die Shu in Chang’an eine neue Identität im Tausch erhalten würde, sowie Zhishilang sammeln sich am Rande des Lagers von Heyi Xuan und planen die Befreiung Ayuyas. Wird ihnen dieser kühne Plan in so großer Unterzahl und dem Zustand Ayuyas gelingen? Das und einige weitere spannende und charakterbildende Details erfahren wir in diesem vierten und dem nächsten Band von „Biaoren – Die Klingen der Wächter“.
Der Stil
In diesem Band werden häufigere Wechsel in die Vergangenheit und Fantasien beziehungsweise Erinnerungen der Hauptfiguren gezeigt. Diese schaffen noch tiefere Einblicke in die Hintergründe der Charaktere, machen sie noch emphatisch greifbarer. Diese Szenen, wie auch Zhishilangs Geschichte sind entweder zeichnerisch abgegrenzt oder in dem Stil des Erzählertextes, der sich ohne Kasten im Bild befindet, klar zu unterscheiden von anderen Off-Erzähler Szenen. Die Flashbacks sind zumeist in schwarz umrandeten Panels mehr als deutlich vom Rest des Manhuas abgegrenzt.
Zeichnerisch ist auch der vierte Band wie bisher auf sehr hohem Niveau, auch wenn man kritisieren kann, dass einige Kampfszenen mehr als übertrieben in ihrer Heftigkeit dargestellt werden. Pfeile, die gleich mehrere Reiter zerreißen, gab es wohl nie und machen eindeutig klar, es ist und bleibt ein Comic, der unterhalten soll und vielleicht etwas geschichtlichen Unterbau zeigt.
[…] Biaoren – Die Klingen der Wächter 4 […]