Fantasy liebt man oder hasst es. Die vielen verschiedenen Wesen, meist mit magischen Fähigkeiten und sich irgendwie wiederholenden Mythologien, können einen abschrecken. Am Himmel schillernder High-Fantasy-Stories stehen immer wieder Werke wie „Der Herr der Ringe“, „The Witcher“ oder „A Song of Ice and Fire“ (Game of Thrones). Doch gibt es dort draußen so unendlich viele fantastische Geschichten. Eine dieser Überraschungen ist der von Simon Spurrier und Matías Bergara geschaffene Dreiteiler Namens „Coda“. In hochwertigen Hardcoveralben erhält man diese abgedrehte Mini-Serie beim Ludwigsburger Verlag Cross Cult.
Ein Barde, ein Fluch und ein fluchendes „Pferd“
Die Geschichte ist im Kern schnell umrissen. Der ehemalige Barde „Hum“ (seine meist gegebene Antwort ist „Hm“) reist durch das, durch eine „Quench“ betitelte Apokalypse zerstörte, Land auf der Suche nach Heilung. Er sucht ein Mittel, um seine Frau Serka von einem Fluch zu befreien. Sie ist extrem kampferprobt und verwandelt sich bei zu großer Rage in einen wütendn Riesen. Auf dieser Mission wandelt Hum durch das Reich und begegnet buntesten Gestalten. Eine davon ist die Murkrone, eine Meerjungfrau und Anführerin eines Handelsstützpunkts voller Diebe und Gauner. Sie verspricht ihm ein Heilmittel, wenn es ihm gelingen sollte die nötige Menge Akker zu besorgen. Diese Substanz wird aus magischen Wesen gewonnen und es heißt es gäbe noch einen letzten Überlebenden in einer der übrig gebliebenen Städte.
Und tatsächlich wird dort ein Ylb, unsterblich und regenerierend, festgehalten, um Stück für Stück zerschnitten zu werden. Aus seinen Körperteilen gewinnen die Bewohner das magische Akker. Mit Hilfe dieser Substanz erhalten die Akteure unbändige Kräfte. Das „Pferd“ Näg (es ist eigentlich ein Pentahorn, da es fünf Hörner trägt) des Barden Hum beispielsweise wird durch Akker extrem schnell und überaus kräftig. Besagtes Pentahorn ist außerdem das wohl übel gelaunteste Wesen, das es gibt. Es flucht lauthals und am laufenden Bande.
Auf ihren gemeinsamen Reisen geraten die zwei ungewöhnlichen Reisenden in so manche „Queste“ (ja auch dieser Begriff wird so verwendet, Abwandlung bewusst genutzt). Dabei ergründen sie mit Leser die Gegebenheiten dieser Welt, die verwunderlichsten Wesen und streben immer nach dem Erreichen ihres Ziels: die Heilung und Wiederbringung der Liebe und seiner Frau.
Stilistik
Die Erzählstruktur Codas ist linear und wird in vielen Szenen vom Monolog, dem Tagebuch Hums, getragen. In diesen großartigen Einträgen erörtert der Held einem seine Gefühlswelt, die Gesetze der Welt und nimmt einen mit auf eine Suche nach Erkenntnis. Denn eines wird schon zu Anfang klar, er ist getrieben von der Erfüllung seines Wunsches seine Frau wieder lieben zu können, wie es früher einmal war. Doch sieht er durch die neue Lebensrealität Probleme und will nun, egoistisch und einfältig, seine Umwelt und Umstände zu seinen Gunsten ändern. Dies auch durch Magie und mit Hilfe von fragwürdigen Partnern. Des Öfteren gerät Hum an einen Punkt der Verzweiflung, Aufgabe und des Selbstmitleids und droht darin zu versinken.
Vor dem Hintergrund einer so bedrückend zu scheinenden Handlung stehen Matías Bergaras unglaubliche Bilder. Denn nicht nur ein Großteil aller anderen Figuren versprüht viel Humor und absurde Handlungen, auch die Illustrationen allein machen dieses Werk zu etwas wirklich außergewöhnlichem. Schon die Cover dieser drei Hardcover geben einen repräsentativen Eindruck, was einen erwarten wird. Es ist extrem bunt, schrille Formen und Figuren schmücken die Seiten, viele Soundwords blöken einem über die Seiten hinweg entgegen und der sarkastisch-ironische Unterton macht diese Geschichte zu einem echten Erlebnis. Die vielen teils obszönen Aussagen und Handlungen ergeben im Kontext mehr als Sinn und machen einfach Spaß zu betrachten.
Gewalt ist ein fester Bestandteil der Handlung. Natürlich wird in der Welt von Coda mit Pfeil und Bogen, Schwert und Schild gekämpft. Daher fliegen auch manchmal Körperteile durch die Gegend. Allerdings verschwinden diese Szenen in der Fülle von ekstatisch expressiven Bildern einfach in einem anhaltend hohen Niveau an Reizen.
Kritik
Coda ist einfach ein extrem unterhaltsamer, melancholisch nachdenklicher und gleichzeitiger ungebremster Ritt hinunter ins Tal der High-Fantasy. Die Künstler Spurrier und Bergara bedienen sich der Fantasy-Klischees, brechen diese dann brachial und erzählen im Kern eine eher konventionelle Geschichte der Wandlung und der Suche nach Liebe. Diese Geschichte lebt auch von seinen nachdenklich reflektierenden Momenten. Es gelingt eine gewisse Balance zu wahren zwischen bedrückender Ruhe und ekstatischer Überfrachtung der Seiten. Man könnte diesem Werk eine visuelle Verblendung und Ablenkung vom Kern der Geschichte vorwerfen. Wie ein Zauberer, der viel Aufsehen erregt, um versteckt im Hintergrund den eigentlichen Trick durchzuführen. Dafür ist in diesem Comic allerdings ein zu großer Fokus auf Unterhaltung und den schwarzen Humor gelegt. Dank der fantastischen Übersetzung … funktioniert der Humor auch im deutschen sehr schön.
[…] mystisch und doch eine eher klassische Liebesgeschichte. Das dreiteilige High-Fantasy-Abenteuer „Coda“ von Simon Spurrier und Matías Bergera reitet mit großer Kraft und viel Farbe durch eine […]
[…] und multiplanetare Abenteuer. So können beispielsweise manche Referenz an das Farbspektrum von Coda oder die Diversität der Wesen in Star-Wars gefunden werden, wenn man das […]