Die Künstlerin Q Hayashida von „Dai Dark“ machte sich im deutschsprachigen Raum mit ihrer 11. Bände umspannenden Reihe „Dorohedoro“ bereits einen Namen. Nun bringt das Imprint Manga Cult des Ludwigsburger Verlags Cross Cult diese 2019 in Japan gestartete Reihe erstmals in deutscher Sprache auf den Markt. Bisher gibt es sechs Ausgaben in Japan, wovon bereits drei, dank der fantastisch witzigen Übersetzung Sascha Mandlers, den Weg ins Deutsche gefunden haben. In dieser ersten Ausgabe werden wir in die Welt, die Gesetzmäßigkeiten und die Figuren eingeführt. So viel sei gesagt: es ist ein wilder Ritt.
Space Grabräuber
Wir beginnen die Geschichte auf einem Raumschiff der Müllmafia in den Weiten des Alls. Die Besatzung entdeckt einen bewusstlos durchs Weltall treibenden Menschen und sammeln diesen prompt ein. Niemand der Space-Mafia rechnet damit, dass dieser Mann namens Sanko Zaha noch leben würde.
Sanko ist eine Berühmtheit im All, da er im Besitz des Gepäcks Finsternis und einer Haut der Finsternis ist. Außerdem sollen seine Knochen magische, Wunsch erfüllende Kräfte besitzen. Sein Rucksack verhindert die Ausschlachtung seines Schützlings und Freundes, denn auch dieser hat in Eigenleben. Er trägt den Namen Avakian und entfaltet sich zu einem Totenkopf tragenden humanen Wesen. Gemeinsam gelingt ihnen die Befreiung aus dieser misslichen Lage. Sie sammeln die aus der Konfrontation entstandenen Schädel ein und machen sich prompt auf den Weg ins „Dark“.
Ihr wildes Space-Abenteuer beginnt und führt das eigensinnige Paar in die verlegensten und überdrehtesten Ecken des unbegrenzten Weltalls. So gelangen sie alsbald ins Dark, einem Marktplatz eigenartigster Natur. Dort treffen Sanko und sein dämonischer Rucksack Avakian auf Shimada Death, die ihrerseits von Schergen der Organisation Koryokukai angegriffen wird. Die Antagonisten dieser Handlung, ein totalitäres System führt Hayashida so ganz nebenbei ein.
Ein weiterer wichtiger Teil dieser ersten Ausgabe befasst sich mit der Vorgeschichte des Protagonisten Sanko. Dieser ist ein Waisenkind, das auf einem der streng geführten Grundschulschiffe seine ersten Begegnungen mit den magischen und dämonischen Kräften des Weltalls macht. Auf seiner damaligen Heimat, dem Ausbildungsschiff Taibokugan begegnet er dem Dämon Shimada Death. Sie frisst Seelen, hat keine Wünsche von der Existenz und bietet vorzüglich verrücktes Material für den weiteren Verlauf dieser Handlung. Sanko hingegen wird geplagt von der Gewissheit um seine Andersartigkeit und möchte herausfinden wer für seine Fähigkeiten und das ihm zuteil gewordene Schicksal verantwortlich ist. Er begibt sich auf einen Rachefeldzug. Dem Stil der Q Hayashida treu bleibend, wird aber auch dieser Aspekt der Handlung von einem albernen und teilweise schwarzen Humor geprägt.
Düstere und alberne Komödie
Wie schon in „Dorohedoro“ beweist die Künstlerin, dass sie eine Meisterin der zeichnerisch dichten Bilder ist. Ihre Panels sind übervoll von Details, Schraffuren und wirken daher häufig recht dunkel. Dem Sujet und der Szenerie angepasst führt dies nicht zu kontroversen Empfindungen, viel eher unterstützt sie damit die Wirkung dieser von Dunkelheit und Mystik durchwobenen Welt. Es kann allerdings auch, wenn man sich noch nie mit den Werken Hayashidas auseinandergesetzt hat, überfordern und abschrecken. Glücklicherweise ziehen die Charaktere einen aus den dunklen Sphären heraus. Sie sind häufig sehr konträr zur Umgebung in Mimik und Komik. Die so typischen Manga-Tropes, beispielsweise weit aufgerissene vor Schock und Scham aufgerissene Münder, werden von den Figuren natürlich in ihr Wesen implementiert. So entstehen vielschichtige und authentische Charaktere, die ein Stück dümmlich, naiv und unfreiwillig witzig wirken, aber auch knallharte und skrupellose Grabräuber verkörpern können.