Die moderne Popkultur, fein verwoben mit der Superheldenkultur, wird gelegentlich als zeitgenössische Mythologie betrachtet. Doch was passiert, wenn eine außergewöhnliche Künstlerin ihre eigene, sehr alte Kultur und Mythologie in den Marvel-Kosmos wirft? Dieser Frage geht Peach Momoko in ihrem Werk „Demon Days – Mutanten, Monster und Magie“ in fabelhaften Bildern nach.
Dieses kleinformatige Paperback nimmt den Leser auf 172 Seiten mit auf eine Reise in die japanischen Sagen.
Von Oni, Yokai und Marvelhelden
Diese Geschichte ist im Grunde schnell erzählt und klingt auf den ersten Eindruck auch nicht besonders raffiniert. Es geht um eine junge Frau, die wohlbehütet bei ihrer Großmutter lebt, immer umgeben von einer jungen Haushälterin. Mariko Yashida, bekannt als die getötete Frau des X-Men Wolverine, lebt in dieser Geschichte in einem kleinen Dorf am Fuße eines Berges, der von mystischen Wesen bewohnt wird. Um diese für die Leser:innen voneinander unterscheidbar zu machen, gibt uns die Erzählerin einige grundlegende Grundlagen der japanischen Mythologie.
Alles soll sich ändern, als die Haushälterin, die sich als Black Widow herausstellt, ihrer Auftraggeberin Marikos zurückkehrende Erinnerungen meldet. Sie hat verworrene Träume und zunehmend wird klar, dass Mariko eine größere Rolle spielt. Ihre vermeintliche Großmutter beichtet ihr nun, dass sie die Tochter einer Oni ist und überreicht ihr eine Klinge, die von einem Geist belebt ist, sowie eine Kräfte verleihende Knochenmaske. Mit diesen beiden Objekten bewaffnet begibt sie sich auf die Suche nach der Drahtzieherin hinter der Spionage um ihre Erinnerung.
Sie wird auf ihrem Weg verschiedenste Versionen von Marvel-Charakteren treffen, die sie unterstützen, wie zum Beispiel einen Wolf namens Logan. Auch wird sie geprüft von zwei göttlichen Wesen, die in Anspielung auf Thor und Ororo Monroe alias Storm entworfen wurden. So muss sie sich den langen Weg zur Spitze des Berges freikämpfen. Dabei wird viel Blut vergossen und das auch oft unerwartet. Oben angekommen wird sie Teil einer unerwarteten Wendung. Etwas, das mit ihren Träumen und ihrer mystischen Herkunft zu tun hat.
Eine Fusion aus Manga und US-Comic
Peach Momoko ist bisher vor allem für ihre Variant-Cover bekannt, die schon so manches Mal in den Cover-Galerien der Paperbacks von Panini präsentiert wurden. Für diese grandiosen Cover-Artworks erhielt sie 2021 den renommierten Eisner-Award.
Ihre Arbeit zeichnet sich durch einen ganz eigenwilligen, modernen Stil aus, dem es gelingt, japanische Mangaka-Stile und die US-Comics miteinander verschmelzen zu lassen.
Ihre Referenzen sind teilweise so traditionell, dass sie japanische Farbholzschnitte als ganzseitige Bilder wählte und damit beispielsweise die Einführungen zur Mythologie vornimmt.
Einige ihrer Figurendesign und Szenerien hingegen erinnern stark an Studio Ghibli Filme, die nach eigener Aussage auch zu ihren größten Einflüssen gehören.
Ihre Panels zeigen wirklich großartige Mixed-Media Bilder. Der visuelle Charme wird von Aquarellfarben, Designs von Gesichtern im Stile eines Mangas, feinem Lichtspiel an Objekten und Umgebungen sowie einer überaus wohlbalancierten Nutzung von Farben immens geprägt.
Die Komposition der Farben ergibt in diesem Werk einen sehr großen Teil der Atmosphäre, die vornehmlich hell und eher seicht koloriert wirkt.
[…] Demon Days – Mutanten, Monster und Magie […]