
Wer kennt sie nicht, die ewig neunmalklugen, immer eine pfiffige Antwort parat und eigentlich von nichts eine Ahnung habenden Menschen?! Zwei Exemplare dieses Typs treffen wir in „Die Experten (für alles)“ an, verfasst und gezeichnet von Anouk Ricard.
Der Züricher Verlag Edition Moderne hat dieses aberwitzige und extrem unterhaltsame Hardcover für den deutschsprachigen Markt aufbereitet. Die sehr gute Übersetzung aus dem Französischen ist von Christoph Schuler.
Die Themen
Da man bei den über 30 Comic-Strips, die teilweise nur drei bis fünf Panels lang sind, keine durchgehende Handlung greifen kann, soll etwas über den Humor und die Rahmenbedingungen gesprochen werden.
Die zwei sehr guten Freunde Pipo und Cano, ein Hund und eine Ente, begeben sich in die verschiedensten Situationen. Von Religion, über Sport bis hin zu Kunst, Dating, Steuererklärung oder Urlaub befassen sie sich noch mit vielen weiteren Lebenssituationen. Dabei nimmt Pipo häufig die Position des Lehrers ein. Sein Freund Cano muss deswegen oft herhalten für die wahnwitzigen Ideen seines Freundes.
Auf ihrer Reise durch die diversen Themen der Gesellschaft brechen die zwei Freunde mehr als einmal mit den Erwartungen der Leser:innen und erzeugen einen intelligenten Witz, der nicht selten gesellschaftliche Grenzen auslotet.
Die Künstlerin schafft es mit nur wenigen Panels und knappen Worten ein teilweise so absurdes Szenario aufzubauen, dass dies allein die Gesichtsmuskeln zum Grinsen auffordert.
Auch die Brechung der vierten Wand und das Spiel mit derselbigen nutzt Ricard sehr gewitzt und absolut unterhaltsam. Der Humor ist wohl etwas eigen, wenn nicht sogar besonders. Er könnte als ausbalancierte Mischung aus vulgärem Gelächter Pubertierender und spitzfindig kritischen Kommentaren beschrieben werden. Eines kann man der Autorin auf jeden Fall unterschreiben, sie weiß die Macht der Worte gut einzusetzen und benutzt sie wie eine Meisterin.
Der Stil
Pipo und Cano, wie auch alle anderen Figuren, sind dem Stil des Cartoon-Strips angelehnt.
Die Zeichnungen sind ganz klar, geradlinig und ohne viel Dekor oder aufregende Szenarios.
In manchen Panels variieren die Posen der Figuren nur minimal oder ein Gesichtsausdruck ändert sich ein wenig. Dies gibt dem Ganzen einen Charme, der an Sketchcomedy erinnert. Viel des Humors wird aber auch genau über eine regungslose Reaktion oder fehlende Aktion erzeugt.
Einfache Farbflächen in teilweise knalligen Farben prägen das Farbbild dieses Comics.
Die Panelstrukur ist gleichmäßig, da die Panels alle gleich groß sind. Ricard vermeidet es zudem, unnötige Zeichnungen einzufügen, d.h. alles ist maximal effizient und effektiv gezeichnet und angeordnet.