Historisch angelehnte Inhalte sind häufig interessant, da sie einem Einblicke in Strukturen und Rituale vergangener Zeiten gewähren. Somit lässt sich manchmal Althergebrachtes erklären.
Im Manga „Die Tagebücher der Apothekerin“ bekommen wir einen kleinen Ausschnitt des kaiserlichen Hofstaats des feudalen Japans zu Gesicht. Dieser Manga basiert auf einer „Light Novel“ von Natsu Hyuuga, einem Genre, das sich auf die Zielgruppe Mittel- und Oberschüler Japans fokussiert. Die „Light Novels“ haben grobgesagt einen geregelten Umfang von ungefähr 50.000 Worten und erscheinen oft im Stile eines Mangas illustriert.
Diese Adaption der gleichnamigen Novel wurde von Itsuki Nanao in ihrer Geschichte aufgearbeitet, von Nekokurage gezeichnet und Touco Shino lieferte die Designs der Charaktere. Dieses Team arbeitet, mit dieser bisher auf sechs Ausgaben angekündigten Reihe, an ihrem ersten großen bei Manga Cult erscheinenden Werk.
Die Handlung
Maomao arbeitet als Dienerin am kaiserlichen Hof. Sie ist im Gegensatz zu ihren Kolleginnen gebildet in Schrift und Heilkunde, aber macht darum nicht viel Aufsehen. Ihre einzige Sorge ist es, die Schulden, die für sie gemacht wurden, als man sie verkaufte, zu begleichen. Im Bestreben, dies möglichst schnell zu erledigen, möchte Maomao unter dem Radar von Intrigen und innerhöfischen Konflikten bleiben.
Ihr Plan funktioniert sehr gut, doch eines Tages macht das Gerede eines Fluchs die Runde unter den Bediensteten. Die Kinder der zwei Frauen des Kaisers scheinen verflucht, denn sie würden schwächer und schwächer. Ihrer eigentlichen Profession und ihrem inneren Kompass folgend, schreibt die intelligente Maomao geheime Botschaften an die zwei Mütter, um das vorzeitige Sterben der Säuglinge zu verhindern.
Dies hat weitreichende Konsequenzen für ihre Karriere am Hof, denn der Eunuch Jinshi überlistet sie und sorgt dafür, dass Maomao fortan im inneren Palast zu arbeiten hat. Dort ist sie den Ehefrauen noch näher als je zuvor und schnell wird ihre Begabung für die Kräuterheilkunde offenkundig.
Die Geschichte wird viel über Off-Sprecherboxen, ganz im Sinne des Titels (nämlich einem „Tagebuch“ gleich) erzählt. Die Monologe der scharfsinnigen Maomao deuten an, wie die Strukturen des Hofs sind und geben einige Einblicke in das gesellschaftliche System dieser fiktiven Welt des japanischen Feudalstaats. Obwohl die Geschichte frei erfunden ist, bietet sie einen ansprechenden und realitätsbasierenden Eindruck.
Der Stil
Der Manga ist minimalistisch und in seinem Figurendesign sehr fein.
Die Hintergründe der Panels bestehen viel aus weißen Flächen und einigen Strukturen des Palasts oder Einrichtungen der Räume. Der geometrisch geordnete und geradlinige Bau- und Einrichtungsstil wird in den Panels detailliert gezeigt.
Die Künstler verwenden zudem die klassische Rasterfolie zur Gestaltung von Schatten und „farblich“ unterschiedlichen Oberflächen. Daher rührt die recht konservative Optik dieses Mangas, der zudem mit expressiven Augen und klassisch mangaesker Mimik der Figuren für den einen oder anderen Schmunzler zu haben ist. Eine nennenswerte Eigenschaft dieses Stils sind die wunderbar symbolischen Monologe der Maomao, die mit starken Bildern unterstützt an Bedeutung gewinnen. Die Protagonistin wird selbstreflektiert und in ihren Ansprüchen zurückhaltend charakterisiert. Sie selbst ist zudem häufig die Person, die die witzig verqueren Gedanken hegt, welche sich auch in ihrer Mimik schön dargestellt zeigen. Hingegen sind ihre „Arbeitgeberinnen“ bereits durch ihre aufwendige Gestaltung und Mimik klar als das Gegenteil zu erkennen.
[…] Die Tagebücher der Apothekerin – Geheimnisse am Kaiserhof 1 […]