Es ist bunt, es ist süß und es entführt in eine magische Welt kindlicher Leichtigkeit: Das Comic-Märchen „Die Vunderwollen“.
Camille Jourdy entwarf die Welt der Vunderwollen und all ihren Mitbewohnern. Der Reprodukt Verlag hat diese wunderbare Geschichte in einem Hardcover-Format auf den deutschen Markt gebracht.
Die Handlung
Jo, die jüngste Tochter einer Patchwork-Familie, hat einige Sachen gepackt, um dem Familienurlaub kurzweilig zu entkommen, und macht sich auf durch den Wald. Plötzlich hört sie Stimmen und entdeckt zwei kleine Menschen auf noch kleineren Pferden. Diese zwei, dem Anschein nach König und Königin, führen Jo anfänglich widerwillig in ihre Welt – und es beginnt ein großes Abenteuer für die Protagonistin.
Es stellt sich heraus, dass das Land von einem Kater tyrannisiert wird. Immer wieder werden Bewohner der Gemeinschaft entführt und eingekerkert. Ein glücklicher Umstand, dass dieser Tyrannen-Kater gerade einen Maskenball anlässlich seines Geburtstags gibt. Die Gemeinschaft schmiedet einen Plan; federführend dabei ist der Fuchs Maurice.
Allerdings scheitert dieser Plan kläglich, weil sich Jo und ihre gerade gemachte Freundin Nouk nicht ihren Rollen entsprechend verhalten haben. So passiert es, dass fast die ganze Gemeinde eingekerkert wird. Nur Jo und Maurice konnten entfliehen. Die zwei treffen sich unabsichtlich bei einem sechsbeinigen Hund namens Pompon wieder. Zusammen machen sich die drei auf und wollen einen Weg finden, die Waldgemeinde zu befreien.
Auf dem Weg treffen sie einige tückische, feindselige Wesen, aber auch die titelgebenden Vunderwollen. Dies sind verschiedenfarbige Ponys, die am liebsten zuckerhaltige Dinge verspeisen und in bunten Herden durch die Lande streifen. Sie sind freundliche und mystische Wesen. Wohl auch ein Grund, warum der Kater diese fangen lässt und sie auf seinem Hof hält. Dort verlieren sie allerdings ihre schöne Farbe und müssen von den Bediensteten angemalt werden.
Die Reise führt das Trio durch einige Prüfungen und Begegnungen, die ihnen und den Leser:innen ein umfangreiches Bild ihrer selbst und der Welt liefern.
Der Stil
Wie man es bereits auf dem Hardcover Einschlag sehen kann, ist die Welt dieses Comics sehr bunt. Klare Zeichnungen der Figuren, ganz der „Ligne-Claire“ zuzuschreiben, und einige aufwendige Umgebungsszenarien können in diesem Comic bestaunt werden.
Die Farbpalette ist eher pastelltönig, an vielen Stellen aber auch quietschig bunt. Die Koloration erfolgt – wie bei vielen Kinderbüchern – in Aquarell.
Doch ist diese Geschichte nicht ausschließlich für Kinder gedacht. Einige der Anspielungen und Witze (auch szenisch) versteht man erst nach einigen Jahren popkulturellen Hintergrundwissens.
Die Figuren an sich sind sehr schön gestaltet; in ihrer Mimik und Gestik charmant, witzig und einfach irgendwie süß.
Ihre Dialoge sind fast immer ohne Sprechblasen, manchmal ganz ohne Umrandung ins Bild integriert.
Der Simplizität geschuldet sind nicht alle Panels in perfekter Perspektive oder proportional korrekt. Dies fällt allerdings keinesfalls negativ auf und ist für diese Welt auch nicht zwingend notwendig. Es scheint einfach eine Menge möglich zu sein.