Als wir zum Jahreswechsel 2021/2022 in die USA gezogen sind, konnten unsere Kinder kein Wort Englisch. Fast drei Jahre später und zwei Schuljahre an einer lokalen Schule konnten unsere Kinder kaum noch Deutsch. Das, obwohl wir zu Hause überwiegend Deutsch sprechen. Sie verstehen alles, können es aber nicht sprechen. Vielleicht war unser Deutsch zu Hause nicht konsequent genug, vielleicht sind unsere Besuche in Deutschland zu wenig, was auch immer es ist, wir haben uns dann dazu entschieden, unsere Kinder für einen Deutschkurs anzumelden. Die Logistik ist kein Spaß und man muss doch recht viel dafür bezahlen aber es gibt keine Alternativen und zweisprachig aufzuwachsen ist es dann doch wert. Man weiß ja nie ob man nicht doch irgendwann zurück nach Deutschland muss oder ob die Kinder selber im Alter nach Deutschland möchten. Wie sieht also so ein Schuljahr aus? Wer kann alles diese Kurse machen? Wo fängt man an und vor allem, was kostet es?
Anmeldung
Zum Ende des Sommers 2024 habe ich dann also die Anmeldung gestartet. Bevor wir aber bezahlen wollten, habe ich mich mit der Leiterin der Samstagsschule in Verbindung gesetzt und wir haben uns für eine Besichtigung der Schule verabredet. Somit konnten wir uns schon einmal mit der Fahrt dorthin vertraut machen und die Leitung hat uns nachdem sie die Kinder kennengelernt hat gesagt, für welchen Kurs wir uns anmelden sollen. Denn wenn man mal auf die Website schaut, findet man ein riesiges Angebot von Kursen, für Beginner, Fortgeschrittene und Muttersprachler, Kurse für das Sprachdiplom und Abendkurse für Erwachsene. Die Klassen sind nach Schuljahren aufgeteilt und innerhalb jedes Schuljahres gibt es drei Kurse. Diese sind in Farben und Kürzel aufgeteilt, was ich am Anfang völlig unübersichtlich fand. Ehrlicherweise verstehe ich noch heute nicht wofür Rki 2 steht (Atticus Klasse).
Bei der Anmeldung kann man dann entscheiden, ob man vollständig bezahlen möchte oder in zwei Raten. Bei $1.500 pro Kind für ein Schuljahr haben wir uns für die Raten entschieden. Für die Anmeldung mehrerer Familienmitglieder gibt es auch Rabatt, aber $40 für die zweite Anmeldung ist kaum erwähnenswert.
Nach der Anmeldung gab es dann regelmäßig E-Mails und auch einen Zoom-Call für neue Eltern mit vielen Fragen. Auch die Leitung war jederzeit erreichbar und immer nett und verständnisvoll. Ich kann mir vorstellen, wie viele Leute die immer gleichen Fragen stellen. Ich muss zugeben, am ersten Schultag war mir noch immer nicht alles geklärt, was ich gerne gewusst hätte, aber das liegt auch zum Teil an meiner Persönlichkeit, alles immer zu überdenken und für jede Frage, die ich stelle, zwei neue zu haben.
Das Schuljahr
Das für uns erste Schuljahr ist mittlerweile fast vorbei. Der erste Tag war im September, der letzte wird Ende Mai sein. Es gibt natürlich über das Jahr verteilt schulfreie Tage an Feiertagen oder in den Ferien, insgesamt waren es aber ganze 30 Samstage, die die Kids Schule hatten. Der Unterricht geht von 9:00 – 11:30, davon ist eine halbe Stunde Pause für Essen und den Spielplatz. Florentine geht in die erste Klasse für Fortgeschrittene, das heißt Kinder, die Deutsch verstehen und minimal sprechen. Atticus ist im letzten Jahr des Kindergartens und ebenfalls bei den Fortgeschrittenen. Beide lernen Deutsch sehr spielerisch, bei Florentine geht es schon um ganze Sätze, bei Atticus noch viel um Vokabeln. Es werden deutsche Kinderlieder gesungen, Spiele gespielt, jeder hat Lehrbücher, Florentine sogar eine CD für zu Hause. Die Klassen sind relativ klein, zwischen 8 und 12 Kinder. Insgeamt sind rund 500 Schüler Samstags im Gebäude. Das sind mehr Schüler als die Schule in der Woche Schüler hat.
Die German Language Courses und die German International School sind zwei unabhängige Institutionen, die aber dasselbe Gebäude nutzen. Unter der Woche läuft das normale Schulleben für Kinder mit deutscher Schulpflicht, die nur vorübergehend in den USA sind. Am Wochenende kann jeder der Deutsch lernen möchte die Language Courses besuchen. Es gibt einige Lehrer der Deutschen Schule, die sich auch am Wochenende zum Lehren zu Verfügung stellen, es können sich aber auch andere Leute mit den richtigen Qualifikationen für die Samstagsschule bewerben.
Über das Schuljahr hinweg gibt es immer wieder Kooperationen und Feste, die zusammen veranstaltet werden. Immerhin ist diese Schule der einzige Ort in weiter Umgebung, wo man sich für deutsche Kultur trifft. So wird zum Beispiel im November ein großer Martinsumzug veranstaltet, im Dezember gibt es einen Weihnachtsmarkt, man kann Adventskränze kaufen, im Februar wird sich für Karneval verkleidet und im Oktober gibt es ein Oktoberfest.
Meine größte Kritik
Es gibt ein paar Details, die mich persönlich sehr stören, die aber mit dem Lernen der deutschen Sprache nichts zu tun haben. Zum einen gibt es das große Problem mit den Parkplätzen und der weiten Anfahrt. Die Schule ist 24km von uns entfernt, in Potomac, Maryland. Wir verbringen also viel Zeit unseres Samstages im Auto. Auch wenn der Verkehr in der Früh zum Glück kaum vorhanden ist, dauerst es auf dem Rückweg meistens eine ganze Stunde nach Hause zu kommen. Die Schule hat nur eine begrenzte Anzahl an Parkplätzen. Das heißt bei der Anmeldung first-come first-serve, wer zu langsam ist muss den Bus nehmen. Dafür hat die Schule einen Parkplatz knappe 3 Kilometer von der Schule entfernt gebucht, von wo aus man mit einem gelben Schulbus zur Schule gefahren wird. Dabei gibt es ein paar Helfer in Form von Abiturient/innen der Deutschen Schule, die die Kinder in Empfang nehmen, deren Eltern nicht auf dem Schulgelände warten. Für mich lohnt es sich nicht nach Hause zu fahren, daher verbringe ich jeden Samstag 2,5 Stunden auf dem Schulgelände. Der kleine Umweg zum Bus kostet uns also zusätzlich Zeit, vor allem wenn wir den letzten Bus zurück verpassen (es gibt 4 Busse) und darauf warten müssen, bis die Busse wieder vom Parkplatz zurück kommen. Dazu kommt, dass ich an Samstagen, wo Nils nicht da ist, nicht am Morgen mit unserem Hund spazieren gehen kann, und ihn auch nicht mitbringen kann wie ich anfänglich dachte. Es kam bisher zwei Mal vor, dass ich die Leiterin um eine Parkerlaubnis fragen musste um da ich den Hund mitbringen musste.
Ein anderer Faktor ist der Kontakt zu Deutschen. Das klingt erst mal komisch, aber wenn man so lange aus der deutschen Kultur raus war, merkt man schnell wieder, was einen so sehr in Deutschland gestört hat. Jeden Samstag sitzt man also in dieser deutschen Bubble, es gibt einen Kuchenbasar, Brezeln und Bockwurst und deutsche Unterhaltungen. Es wird gemeckert und sich beschwert, manchmal auf Deutsch, manchmal in stark akzentuiertem Englisch. Das ist natürlich nur meine kleine Problemzone, andere erfreuen sich vielleicht an dem Kontakt und über die Bockwurst.
Und dann ist da natürlich der Preis. Die Gebühr von $1500 pro Kind müssen wir im Voraus planen. Dazu kommen Gebühren für Bücher, die man nur über einen bestimmten Shop bestellen kann. Anfänglich dachte ich, in den $1500 wären auch Schulbücher inkludiert, aber dem ist leider nicht so. Auch die Bücherei kostet eine Gebühr im Jahr. Zwar ist die Bücherei freiwillig, aber wer ein Buch ausleihen möchte, muss zahlen. Man muss sich also auf einen größeren Betrag vorbereiten, Benzinverbrauch bedenken und die Zeit dafür haben.
Fazit
Ich werde die Kinder für das Schuljahr 25/26 wieder anmelden. Wir werden versuchen, in der ersten Minute der Anmeldung einen Parkplatz zu bekommen (im letzten Jahr waren alle nach 5 Minuten vergeben), aber auch ohne Parkplatz müssen wir managen. Die Kinder sprechen mit uns noch immer ausschließlich Englisch, man merkt aber, dass mehr Vokabeln vorhanden sind. Ab und zu werde ich gefragt: ‚Mama, do you know what’s /irgendein Tier/ in german?‘ Ich glaube ein Jahr, besonders so jung ist nicht genug um Deutsch zu lernen und beizubehalten und mit jedem weiteren Jahr steigt der Anspruch. Daher ist es für uns wichtig, damit weiter zu machen. Und vor allem haben die Kinder wirklich Spaß an der Schule und mögen die kleinen Nischen-Feiertage, die sonst keiner an ihrer normalen Schule kennt. Je älter sie werden, umso mehr wird es Beschwerden geben, dass man Samstags so früh aufstehen muss, aber da müssen wir nun mal durch. Irgendwann wird es sich vielleicht auszahlen und dann kann ich es den Kindern vorhalten.