Am 03. November 2021 kommt der nächste universumserweiternde Film des Marvel Cinematic Universe in die deutschen Kinos: „Eternals“. Sich dies zum Anlass nehmend, hat Panini einen One-Shot veröffentlicht, den es sich definitiv zu lesen lohnt. Kein Geringerer als der Meister des mythologischen Kanons selbst, Neil Gaiman, hatte bereits 2006 in Zusammenarbeit mit John Romita Jr. diese sieben Hefte lange Miniserie veröffentlicht.
Die Handlung
Das Setting, in dem sich diese Geschichte abspielt, ist das „Civil War“-Szenario, in dem sich alle Superhelden registrieren müssen, da sie sonst juristische Konsequenzen zu erwarten haben. Tony Stark als Vertreter des Sokovia-Abkommens tritt daher in diesem Paperback des Öfteren auf. Auch einige der Dialoge und Konflikte lassen sich besser vor dem Hintergrund des von Mark Millar und Steve McNiven konzipierten sehr politischen Konflikts der Superhelden verstehen.
Mark Curry ist Mitte dreißig und leidenschaftlicher Arzt. Er träumt aber schon seit Wochen sehr lebhaft von seltsamen Wesen. Es fühlt sich zu echt an, um nur ein Traum zu sein. Eines Tages konfrontiert ihn ein Mann, der sich selbst als Ikaris vorstellt. Er versucht Mark davon zu überzeugen, dass er zu einer unsterblichen Art Lebewesen gehöre, den Eternals, und eigentlich Makkari heiße. Mark hingegen bleibt skeptisch bis zu dem Tag, als vermeintlicher Eternal Ikaris mit lebensbedrohlichen Verletzungen in die Klinik eingeliefert wird, in der er arbeitet, und problemlos in extrem kurzer Zeit heilt.
Parallel dazu lernen wir Sersi kennen, die als Partyveranstalterin mit dem ominösen Diplomaten Druig eine große Veranstaltung plant. Beide sind sie Eternals, ohne es zu wissen. Ebenso erfährt man, dass die begnadete Wissenschaftlerin Dr. Thena, die im Dienste von Tony Stark steht, offensichtlich auch zur Art der Eternals gehöre. Überraschenderweise ist wohl auch ein Kinderstar namens Spike einer der Eternals. Wie sich im späteren Verlauf dieser Geschichte herausstellt, hatte dieser einen großen Einfluss darauf, wieso diese Geschichte überhaupt so erzählt werden kann. Aber an dieser Stelle keine Spoiler!
Die Deviants (übersetzt so viel wie „die Abweichenden“), eine formwandelnde Art interstellarer Lebewesen, haben frühzeitig begonnen, ihren Einfluss und ihre Strategie wirksam zu machen. Sie schmieden Pläne, um sich die Erde unterwürfig zu machen und die Eternals zu vernichten. Dazu benötigen sie allerdings Hilfe eines weiteren kosmischen Wesens, den Celestials.
Celestials sind Lebensformen, die unter anderem dafür verantwortlich gewesen seien, dass überhaupt intelligentes Leben auf dem Planeten Erde bestünde. Wie genau und warum Deviants und Eternals entstanden, erklärt dieser Paperback im Sinne einer klassischen „Origin-Story“ sehr organisch und interessant.
Die Figuren finden langsam zusammen und es tauchen weitere Eternals auf, die sich allmählich zu einem Kanon von den demnächst im Kino zu sehenden Figuren vereinen, um die Welt zu retten. Neil Gaimans Fähigkeiten, einen großen und komplexen Pantheon von mythologischen Figuren adäquat zu erzählen und ihnen den nötigen Raum zu geben, sind spätestens seit „Sandman“ bekannt und gefeiert. Es finden sich einige erzählerische Parallelen. Die sequenzielle Erzählform, das Gegenüberstellen von Motiven und Handlungen der Protagonist:innen und den mythologischen Unterbau hat Gaiman wieder einmal fantastisch zu nutzen gewusst.
Der Stil
Es gibt wohl nur wenige Zeichner, die wie John Romita Jr. so prägend für ein Genre wie den Superheldencomic sind.
Sein Stil lässt sich klar von anderen unterscheiden und ist für viele Comicleser:innen, die sich nun in ihren 30ern befinden, der Stil der Kindheit gewesen.
Er war Zeichner des „Amazing Spider-Man“ der frühen 2000er, geschrieben von J. Michael Straczynski, hat mit Frank Miller „Daredevil“ zu neuem Glanz verholfen und war lange aktiv mit Chris Claremont für die „Uncanny X-Men“ verantwortlich. Er ist also eine wahre Größe der neunten Kunstform.
Sein Stil zeichnet sich durch Gesichter aus, die wegen ihrer kantigen und großen Augen leicht an Stile des Mangas erinnern. Der klare Strich, die präzise gesetzten Schraffuren und eine Fülle an Details in nahezu jedem Bild sind weitere Merkmale der Zeichnungen dieses Comics, aber auch seinen anderen Werken. Finger, Hände, Gesichtsformen haben den Romita Jr. typischen kantigen Look.
Das Design der Celestials und die visuelle Darstellung der Deviants ist zum einen sehr detailreich und liebevoll gestaltet. Die Deviants hingegen sind andererseits dafür, dass sie abschreckende dämonenähnliche Wesen sein sollen, nicht erschreckend oder monströs hässlich genug.
[…] Eternals – Alte Götter […]