„Exit“-Games sind seit einer Weile schon absolut im Trend. Neben diversen „Exit“-Spielen sind in den letzten Jahren mehr und mehr auch Live-Escape-Eventlocations in größeren Städten entstanden. Dort müssen sich Menschengruppen (zumeist bestehend aus Arbeitskollegen oder Freunden) durch vielfältige Rätsel und Geschicklichkeitstests einen Weg hinaus kombinieren.
Dieses Konzept hat sich der Kosmos Verlag ebenfalls angenommen und nun sogar in eine Graphic Novel gebannt.
Lass das Ratsel beginnen
Das Paket für die Rezension kam an und vom ersten Moment war es spannend. Mit persönlicher Begrüßung und einem kleinen Rätsel vorab ging es daran, das Buch „EXIT – Die Frau im Nebel“ von seiner Verpackung zu befreien.
Im Paket mitgeliefert wurden eine Schere und ein Kugelschreiber mit Taschenlampe. Dies ist keineswegs die Standardausführung, wenn man sich diese Graphic Novel im Laden kauft, aber ein sehr cooles Extra für dieses Rezensionsexemplar.
Nun ging es also los. Nachdem die Einleitung gelesen war, musste erst einmal das Buch teilweise zerschnitten werden. Man wird nämlich mithilfe der dreistelligen Codes und eines Decoders im Einband dieses Comics erfahren, auf welche Seite man nach Lösung des Rätsels springen soll.
Dafür, dass es sich hierbei um ein „Einsteiger“-Niveau handelt, fordern einige der Rätsel sehr erheblich das Denkvermögen. Nahezu alle der zehn Rätsel basieren auf der Kombination visueller Hindernisse. Dies ist klar dem Format Comic geschuldet. Die Autoren Inka und Markus Brand sowie Jens Baumeister und die Illustratorin Hanna Wenzel haben die Möglichkeiten des Mediums gnadenlos ausgenutzt und dabei den Leser:innen die eine oder andere schwere Herausforderung gestellt.
Die Geschichte
Wir beginnen unsere Geschichte mit Eli, Tina und Yannik. Diese haben sich davongeschlichen, um ein berüchtigtes Haus genauer zu untersuchen. Niemand habe dieses Haus jemals betreten und es gibt Gerüchte über Geistersichtungen.
Im Weiteren wird man als Leser tiefer in die Geschichte des Besitzers des Anwesens und den Grund für dieses perfide Spiel eingeweiht. Der Hausherr spricht zu den Figuren und den Leser:innen durch Erzählerboxen.
Die drei Figuren Eli, Tina und Yannik durchleben auf ihrer Reise eine interessante Entwicklung; die Figuren haben sogar ein wenig Raum für menschelnde Momente. Auch Ängste, in diesem Haus zu sterben, werden sehr authentisch und an den wichtigen Stellen der Handlung gekonnt erzählt.
Der Stil
Die Illustrationen sind sehr schön gelungen. Der mangaeske Stil der Hauptfiguren ist nicht von der Hand zu weisen. Dies scheint offensichtlich – wie bei einigen deutschen Comic-Zeichnern – der starke Einfluss der damals zeitprägenden Mangas der 90er und 2000er zu sein.
Es ist aber nicht nur das. Das gesamte Setting ist fabelhaft stimmungsvoll gezeichnet. Die grafische Umsetzung der Rätsel ist sehr organisch umgesetzt. Manchmal sogar so natürlich, dass man sehr damit beschäftigt ist, in den Bildern nach Hinweisen zu suchen. Die Koloration dieses Comics ist außerdem absolut überzeugend, schön modern und frisch.
Kritik
Die Graphic Novel ist optisch also absolut überzeugend. Inhaltlich wird man als Rätselnde/r hingegen des Öfteren schwer gefordert, sodass es (mir) hilfreich gewesen ist, die Hinweise im Comic zu haben, um überhaupt bis zum Ende der Geschichte zu gelangen. Daher sei angemerkt, dass man der Altersempfehlung „ab 14 Jahren“ ruhig Gehör schenken kann.
Einige große Kritikpunkte an dieser Graphic Novel müssen allerdings genannt werden.
Die Tatsache, dass es für nicht mehr als zwei gleichzeitig Lesende spielbar ist, dämpft den interaktiv sozialen Aspekt der sonst so geselligen „EXIT“-/“Escape“-Spiele.
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Punkt ist, dass man durch das Zerschneiden dieses Comics kaum ein zweites Mal in die Gelegenheit gelangt, es zu spielen oder vielleicht jemandem zu geben.
In Zeiten, in denen es vielen Verlagen wegen Papiermangels nicht möglich ist, Bücher fristgerecht zu liefern, scheint diese Graphic Novel ein wenig paradox.
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