Erst vor kurzem haben wir einen riesigen Roadtrip durch die USA gemacht. Am Ende der Reise habe ich dann beschlossen, keine Roadtrips mehr zu machen. Nun stand aber Thanksgiving vor der Tür, ein Feiertag, den wir nicht feiern, wo die Kinder aber eine Woche Ferien haben. Und mit den ganzen Wahlen und dem vielen Arbeiten von Nils hatten wir das starke Bedürfnis mal raus zu kommen, es vor allem mal wieder warm zu haben. Da wir, wie schon so oft erzählt, an den Hund gebunden sind, gab es also nur die Möglichkeit, mit dem Auto zu fahren. Und um es warm zu haben mussten wir schon ein gutes Stück zurück legen. Wir haben uns dann entschieden, nach Florida zu fahren, einer der Staaten, die ich noch nicht kenne. Also ging es an die Planung. Wie lange fährt man? Wo soll es genau hin gehen? Wo hält man am besten für eine Nacht?
Savannah, Georgia
Da unser Ziel diesmal nicht das Erkunden der Städte und Landschaften ist, sondern ins Warme zu kommen um dort ein paar schöne Tage zu verbringen, haben wir uns die Strecke nach Palm Beach, Florida auf zwei Tage aufgeteilt, was recht sportlich war, denn es handelt sich dabei um rund 1.600 Kilometer. Am ersten Tag sind wir besonders früh aufgestanden und haben die längst mögliche Strecke nach Savannah gemacht. Dabei haben wir vier Staaten durchquert und sind rund 9 Stunden gefahren. Durch das frühe Aufstehen und die gut geplanten Pausen sind wir aber schon gegen sechs Uhr am Abend angekommen und konnten noch in Ruhe mit dem Hund spazieren und etwas Essen gehen.
Savannah liegt im Staat Georgia und ist eine der schönsten Städte die ich je gesehen habe. Sie ist auch historisch und kulturell super interessant und mit keiner anderen Stadt in den Staaten vergleichbar. Savannah ist die älteste Stadt in Georgia, durch ihre Lage am Wasser des Atlantiks auch eine bedeutende Stadt in der Geschichte des Zivilkrieges 1861-1865. Was diese Stadt heute so besonders macht, ist dass vieles noch erhalten ist. Die Architektur ist einzigartig und der historische Distrikt mit seinen 24 kleinen „Squares“, also kleine quadratische Stadtparks, und Kopfsteinpflaster bilden den größten historischen Distrikt der Vereinigten Staaten. Dazu kommt das berühmte spanische Moos, was von den riesigen Eichen hängt. Wer es noch nicht weiß, in Savannah wurden einige Szenen aus Forest Gump gedreht, darunter die wohl bekannteste, die Bank am Chippewa Square, auf der er seine Lebensgeschichte erzählt. Selbstverständlich waren wir auch dort, heute gibt es aber die Bank dort nicht mehr, tatsächlich wurde die Bank auch nur für den Film dort aufgestellt und diese kann man heute im historischen Museum bewundern.
Wir haben uns für den einen Tag in der Stadt eine Trolley Tour gebucht. Sozusagen ein Hop-on-Hop-off Bus, nur in einem alten, hölzernen, offenen Bus. Für Ende November war es so weit südlich natürlich recht warm, somit reichte es mit einem Hoodie für alle Fälle zu reisen, was natürlich schön ist, wenn man nicht schleppen muss. Der Trolley fährt einen durch den historischen Distrikt und ein bisschen darüber hinaus, eine komplette Runde dauert rund 60 Minuten. Dabei erzählt einem jemand alles historische und spannende über die Stadt, je nachdem in welchem Bus man sitzt, auf eine ganz eigene Art und Weise. Die Infos waren überwältigend und die Tour kann ich nur empfehlen. Während der Tour sind wir am Forsyth Park ausgestiegen, hier gibt es zwei riesige Spielplätze, wo sich die Kinder vom vielen im Bus sitzen endlich austoben konnten. Der Park selber ist recht groß, wurde 1851 gegründet und war wunderschön weihnachtlich geschmückt. Mit dem Trolley ging es dann wieder zurück zu unserem Hotel und anschließend nochmals zu Fuß los. Denn unser Hotel lag nah am Wasser und dort gab es zum einen einen schönen Weihnachtsmarkt und zum anderen unheimlich viele Geschäfte mit Tiniff und Süßigkeiten. Wir sind an diesem Tag viel gelaufen, trotz der Trolley-Tour, was als Abwechslung zwischen zwei sehr autointensiven Tagen sehr wohltuend war. Am nächsten Morgen ging es nach einem Frühstück im Hotel ins Auto und weiter Richtung Süden.
West Palm Beach, Florida
Von Savannah nach West Palm Beach dauert es je nach Verkehrslage 6-7 Stunden, wobei zwei drittel davon nur durch Florida gehen. Wir haben uns also wieder einen Spielplatz auf der Route als Ziel gesetzt, anschließend noch einen Supermarkt rausgesucht und sind am frühen Abend auch schon in Lake Worth angekommen. Und ganz wie erhofft war es warm, selbst Abends als es schon dunkel war. Wir hatten uns für die nächsten drei Tage ein AirBnB gebucht, welches einen riesigen beheizten Pool im palmengesäumten Garten hatte. Dieser musste aber bis zum nächsten Tag warten, denn wir hatten noch nicht zu Abend gegessen und wollten auch noch mit dem Hund zum Strand. Nachdem wir dann also das für mich bisher beste mexikanische Essen zu uns genommen haben sind wir kurze fünf Minuten mit dem Auto zum Strand gefahren. Da es kurz vor Thanksgiving war, war die Stadt komplett leer. Dass viele Leute zu ihren Familien reisen für Thanksgiving ist uns bekannt, warum es aber besonders in Städten leer ist, kann ich mir nicht ganz erklären. Meine Vermutung ist, dass es besonders um Universitäten herum leer ist, was man in der Stadt mit drei Unis, Washington D.C. jedes Jahr sowohl an Thanksgiving, als auch an Weihnachten sieht.
Am Strand also haben wir auf einem leeren Parkplatz geparkt und sind an der Strandpromenade spazieren gegangen. Am Strand selber waren keine Hunde erlaubt aber da es auch komplett dunkel war, hat es uns nicht gestört. Nur mit den Füßen sind die Kids und ich kurz ins Wasser, was warm wie eine Badewanne war, dann ging es auch schon wieder zurück Richtung Auto. Auf dem Weg zurück haben wir noch ein klassisches Dessert aus South Florida probieren wollen und sind im Old Key Lime House gelandet. Key Lime Pie ist für mich der beste Pie aller Pies, daher habe ich mich besonders darauf gefreut. Da man kein Essen zum mitnehmen bestellen konnte haben wir kurzerhand beschlossen im Restaurant zu essen, was sich als gute Entscheidung heraus stellte, denn es gab einen großen Bereich mit alten Spielsachen für die Kids, direkt am Wasser, während Nils und ich in Ruhe unseren Pie gegessen haben. Der Pie war riesig und hatte mehr Sahne als Füllung und war mir persönlich nicht sauer genug, das Restaurant aber war wegen dem Ambiente allein schon sehr schön.
Anschließend sind wir zum AirBnB zurück, es war ein langer Tag, alle waren müde. Die nächsten zwei Tage waren schon voll durchgeplant und die Vorfreude war bei allen groß.