Im Juni starten einige Filme, die für Comic-Fans interessant werden könnten. Darunter fällt auch „The Flash“ aus dem DCEU (Detective Comics Extended Universe). Die juristische Kontroverse um den Darsteller Ezra Miller und das damit einhergehende, gelinde gesagt, diskriminierende Rechtssystem soll an dieser Stelle keinen Platz finden. Diesbezüglich finden sich andere Quellen, die den unterschiedlichen medialen, firmenpolitischen und juristischen Umgang mit sexueller Belästigung und häuslicher Gewalt durch Jonathan Majors und besagtem Ezra Miller ausführlich ausbreiten. Es sei nur so viel angedeutet, es geht um die Hautfarbe.
Doch zum Glück hat all das nichts zu tun mit diesem fantastisch unterhaltsamen Comic. Es geht um „Flash“ von Grant Morrison und Mark Millar. Diese zwei sehr renommierten Autoren haben für ein Jahr die von Mark Waid geführte Serie um den schnellsten Mann der Welt übernommen. Als zusätzliche Gastautoren finden sich außerdem Ron Marz und Chuck Dixon in dieser sehr massiven Ausgabe. Auf ganzen 348 Seiten und rund einem Kilogramm Gewicht findet sich satte 16 Hefte aus den Jahren 1997 und 1998. Das sogar für einen verhältnismäßig kleinen Preis.
Der gelbe Blitz
„Mein Name ist Wally West. Ich bin der schnellste Mann der Welt. Ich bin Flash.“
Flash, Panini
In diesem Gusto startet so manches Heft dieser Ausgabe. Dazu gehört meist eine Splashpage, auf der Wally „Flash“ West im Sprint auf Überschallgeschwindigkeit durch die Straßen von Keystone rast. Als sein Vorgänger Barry Allen noch der Blitz war, nannte man Wally noch „Kid Flash“. Es wird nicht der einzige Speedster bleiben, den wir in dieser Ausgabe kennen lernen dürfen. Neben Wally West als Protagonisten, dreht sich so manche Handlung um die anderen Flash. Darunter zählen Jay Garrick, der als alter Golden-Age Flash mit Stahlhelm daherkommt, Max Mercury als der Zen-Meister der Speed Force, Jesse Quick, welche die einzige weibliche Flash ist und der Sohn des Barry Allen alias Impulse aus der Zukunft. Ja genau, aus der Zukunft. Die Figur Flash und dieser Megaband befasst sich viel mit Zeit und Zeitreise.
Der sympathische Mid-Zwanziger Wally West dreht sich um seine große Liebe und Freundin Linda Park. Für sie würde er alles tun und macht es in einer der hierin befindlichen Ausgaben auch. Er geht buchstäblich bis ans Ende der Zeit, um das Leben der Menschen, seiner Freunde und seiner großen Liebe zu retten.
Die Geschichten in diesem Megaband sind miteinander über einen großen Bogen verbunden und wirken dennoch häufig wie Comics im Monster-of-the-Week Konzept. Dieser Eindruck mag sich durch die sich häufig wiederholende Einleitung (siehe Zitat oben) verstärken. So sind meist ungefähr drei Hefte in kleineren Handlungsbögen verstrickt, die wiederum in einen großen Plot eingefügt sind. Darunter lassen sich einige anscheinend besondere Momente in der „Flash-Historie“ verzeichnen.
Einmal um die Welt in 1 Sekunde
Dass der Flash sehr schnell ist, weiß man sicherlich auch ohne viel Comic-Wissen. Wie schnell die Speedster tatsächlich sind, lässt sich wunderbar in den Geschichten dieser Ausgabe lesen. In Pikosekunden, also das Billionstel einer Sekunde, lösen sie schier unmögliche Dinge. Sie räumen Straßen von Schurken, besorgen sich neue Kleidung von anderen Kontinenten um dem Dress-Codes eines Events gerecht zu werden oder lesen Unmengen von Büchern um einen Gerichtsfall zu gewinnen. Doch sind nicht alle Flash gleich schnell. Der Wally West Flash ist zu dieser Zeit der schnellste und fähigste von allen. Seine Speedforce überträgt er zeitweise in kleinsten Mengen an seine Flash-Teammitglieder und holt sie trotzdem noch spielerisch ein.
Die Autoren spielen mit diesen Fähigkeiten und Möglichkeiten auf sehr gewitzte und charmante Art und Weise. Sie missachten natürlich jede Art der physikalischen Logik, aber es wirkt einfach wie eine runde und in sich kohärente Welt voller spektakulärer Absurditäten. So befindet sich Flash in einer Episode in einer Spiegelwelt des Schurken Mirror Master, bekämpft einen schwer an Marvels Magneto erinnernden Schurken, rennt einen Wettlauf gegen ein Blitzwesen und trifft zum ersten Mal auf Black Flash. Diese Figur wurde von Morrison und Millar eingeführt und hat bis heute bestand. Dies ist der Tod der Flash, unnachgiebig und unumgänglich, der die Speedster eines Tages ereilt. Doch lässt sich auch der Tod austricksen. Wie genau Wally West dies schafft, solltet man sich selber zu Gemüte führen.
Zwischen Moderne und Tradition
Die Riege der Zeichner und Tuscher ist bei dieser Ausgabe nicht sehr groß. Denn mit Paul Ryan, Ron Wagner, John Nyberg, Paul Pelletier, John Lowe, Will Rosado, Sal Buscema, Pop Mhan, Joshua Hood, Chris Ivy und Ariel Olivetti ist es über einen Zeitraum von einem Jahr doch recht übersichtlich. Diese kleine Auswahl an Künstlern erschuf einen zusammenhängen Look mit klaren und aufgeräumten Panels. Der Stil erinnert ein wenig an die „guten alten Zeiten“ des Comics erinnern lässt.
Eine gewisse Spur Karikatur, gemischt mit witzigen Ideen der Darstellung Flashs Geschwindigkeit, macht diesen Run zu einer kleinen Perle. Denn hingegen der tatsächlichen Comics der 60er und 70er Jahre wird hierin um einiges komplexer gezeichnet. Die Szenerie, die anderen Figuren und eben schon angesprochene Effekte, die bei Speedstern entstehen, wirken um Einiges differenzierter.
Was jedoch auffällt ist das Ausbleiben von Menschen mit nicht weißer Hautfarbe und den nicht „amerikanisch“ (amerikanischer Traum) sein wollenden Menschen. Es ist sehr heteronormativ, was an sich verwunderlich ist, da Grant Morrison als sich geoutete Person nonbinären Geschlechts, sicherlich irgendeinen Einfluss darauf gehabt hätte. Dies merkt man selbst an den von ihm geschriebenen X-Men Titel dieser Zeit vermehrt.
Insgesamt funktioniert der spritzige Zeichenstil ideal mit der dynamischen Handlung und lässt einen manches Mal verwundert Staub fressen, während Flash schon wieder davon flitzt.
[…] zu gewinnenden Comic „Klaus – Die wahre Geschichte von Santa Claus 1“ starteten Grant Morrison und Dan Mora eine extrem erfolgreiche Neuinterpretation des knuddeligen alten dicken Mannes mit […]