Weniges hat so von grenzen- und kulturübergreifendem Austausch profitieren können wie die Vielfalt der Rezepte und Speisen. Vieles wird heute als Nationalgericht proklamiert, obwohl es in einer Jahrhunderte währenden Tradition mehreren Ethnien oder regional ansässigen Volksgruppen zugesprochen werden sollte. Nicht selten passiert es dann auch, dass historisch gewachsene Rivalen um ein Gericht „kämpfen“. Der Ursprung des Sushi ist ein japanisch-koreanisches Beispiel für diese Thematik.
Im Folgenden soll jedoch ein Gegenbeispiel aufgezeigt werden. Ein Laden, in den Stammkunden aller Nationen und Ethnien immer wieder gerne zurückkehren. Nicht nur, weil das Essen dort sehr gut ist, sondern auch, weil die multinationalen und kulturübergreifenden Einflüsse dort gelebt werden. Die Rede ist von „Habba Habba“, einem kleinen Restaurant und Imbiss in der Kastanienallee 15 in 10435 Berlin Prenzlauer Berg.
Origin of Habba Habba
Das 2011 eröffnete kleine Restaurant ist eines von insgesamt drei unterschiedlichen Läden (Alhambra und Taktiek) desselben Inhabers im Prenzlauer Berg. Der tägliche Betrieb wird vor Ort geregelt und dank der vertrauensvollen Geschäftsführung organisieren sich die Mitarbeiter im Habba Habba wie eine kleine Familie. Diese Atmosphäre und der offen freundliche Zugang zum Kunden ist einer der Hauptgründe für die Wiederkehr ins Restaurant, verriet mir mein Interviewpartner Khalil. Es sei aber nicht schwer im Prenzlauer Berg schnell den gewissen weltoffenen Umgang mit den Kunden und im Team eine familiäre Art zu verkörpern. Auch der Verzicht auf Plastik bei der Verpackung der Lieferungen gehöre zum Prenzl-Berger Selbstverständnis.
Insgesamt rund 10 Mann stehen in Schichten hinter dem Tresen. Sie kommen aus vielen Regionen der Welt, was dazu führt, dass je nach Zusammensetzung des Teams eine andere Sprache in der Küche gesprochen wird. Zu großen Teilen wird hingegen auf Arabisch kommuniziert. Wie ihre Rezepte kommt das Team aus vielen der einst fruchtigen Halbmond genannten Regionen, also Syrien, Palästina und teilweise auch aus dem Libanon. Das Falafelrezept beispielsweise stamme aus Palästina. Es gelingt dem Habba Habba also mit seiner umfangreichen Karte ein breites Spektrum von traditionellen Gerichten in modernem Gewand zu verkaufen.
Das Mysterium des Namens musste ich aus Neugier erfragen. Es ist so einfach wie auch unterhaltsam zugleich. Im Arabischen motiviert man kleine Kinder mit den Worten „Habba Habba“ doch endlich zu essen. Eine erstaunliche Übereinstimmung mit dem deutschen „Happa Happa“. Doch es steckt noch mehr dahinter, denn es kann ebenso als „Schritt für Schritt“ übersetzt werden. Diesen beiden Ursprüngen des Namens bleibt das Team und die Küche treu und liefert seit Jahren konstant gute Qualität. Sogar so umfassend und von der Kundschaft anerkannt, dass das Geschäft bereits 2017 den Kunden-Bewertung Lieferando-Award erhielt als bester Lieferservice der ganzen Stadt Berlin.
Früh bis Spät
Das Team des Habba Habba öffnet bis auf Samstag (12 Uhr) jeden Tag um 11 Uhr den Laden und fährt dann eine 12 Stunden Schicht bis 11 Uhr Nachts. Die konstant hohen Auslastung und daher großen Zeiträume der Öffnungszeiten lassen sich nur durch eines erklären: das vielseitige und gute Essen. Man kann in dem kleinen unscheinbaren Imbiss für jede Geschmacksvorliebe fündig werden. Ob säuerlich frisch, herzhaft fettig, knackig herb oder süßlich weich, nahezu jede Kombination ist auch immer individualisierbar auf der Karte vorhanden.
Die großen Klassiker wie Falafel, Halloumi und Hummos sind einfach extrem stabil. Egal, wann ich dort essen war, sie sind einfach köstlich zubereitet. Ein großer Vorteil ist die sehr unkomplizierte Möglichkeit ein Gericht vegan zu bestellen. Die Speisen sind nach einem Baukastenprinzip mit unterschiedlichen Komponenten anpassbar. Ob man nun also das Hähnchen weglässt oder nicht, stattdessen lieber Falafel wählt, kann man spontan und problemlos entscheiden.
Knackig, aromatisch und viel
Der Ladeneingang ist Hochparterre, man sitzt also ebenso leicht erhöht über der beschäftigten Masse an Fußgängern, was vor allem in diesem Kiez sehr angenehm sein kann. Wir (ein vom ganzen Herzen überzeugter Habba Habba Stammkunde und ich) waren erst spät dort und nutzten das noch warme Wetter, um draußen zu sitzen. Hungrig vom Tischtennis spielen im Mauerpark, der nur wenige Minuten zu Fuß entfernt ist, ließen wir uns auf eine extrem große Menge Essen nieder. Mein Begleiter orderte das selbst erdachte „Wrap zum Selber bauen“ Set. Bestehend aus einer Portion Hummos, vier Falafel und dem Salat Fatoush in vegan ist dies eine erprobte Kombination für Bastler. Der Hummos wird mit einigen Fladenbroten serviert, die sich perfekt eignen übervolle und immens leckere Wraps zu kreieren.
Ich genehmigte mir eine Portion Grün Okra und einen Koriander Halloumi Wrap. Die Portion Grün Okra allein hätte sicherlich gereicht, denn es ist eine große Schale Grünkern (frühzeitig geernteter Dinkel) mit vielen kleinen Okraschoten in einer süßlich, pikant, sauren Tomatensauce.
Der Wrap war superfrisch, knackig, saftig und die Kombination aus Kartoffeln, Halloumi und Korianderblättern funktioniert schlichtweg exzellent.
Fazit
Es ist ein kleiner Imbiss, der über seine Grenzen hinaus bekannt und beliebt ist. Die Gerichte sind vielfältig in ihren Geschmäckern, das Ambiente des kleinen Ladens ist authentisch. Nah an der Küche dran zu sein ist super transparent und zeugt Vertrauen. Wir haben für drei Hauptgerichte und zwei Beilagen geringfügig mehr als 40€ gezahlt. Mit der von uns bestellten Menge an Nahrung bekäme man allerdings sicherlich mehr als zwei Menschen satt.
Bei Habba Habba bekommt man genau das, was der Name verspricht: gutes Essen, das sich genüsslich und verhältnismäßig günstig schmecken lässt. Der Laden ist eine sichere und gesunde Wahl. Egal ob Morgens, Mittags oder Nachts, Habba Habba macht’s.