Nachdem Hawkeye auf der hauseigenen Streamingplattform des Hauses Disney zu gemischten Gefühlen führte, wuchs jedoch das Interesse an den Comics der Figur. Dies zum Anlass erschienen nun einige doch sehr interessante One-Shots aus dem Leben der Kate Bishop.
Das vorliegende Paperback „Hawkeye: Kate Bishop – Alles unter Kontrolle“ entstammt einem Künstlerduo, die beide noch relativ neu sind in der neunten Kunst. Die Autorin Marieke Nijkamp veröffentlichte vorher bereits einige Romane und bekräftigt nun ihre Comic-Karriere mit einer sehr bekannten Figur des Hauses Marvel. Der Zeichner Enid Balám war lange Zeit Kolorist und hat nun mit Nijkamp diesen äußerst gelungenen One-Shot als Zeichner erarbeitet. Mit einer am Ende befindlichen Covergalerie ausgestattet, erscheint dieses Paperback beim Stuttgarter Verlag Panini Comics.
An der Westküste nichts Neues
Im vorigen beim Imprint Panini-Ink erschienenen One-Shot zu Kate Bishop von Autorin Kelly Thompson etablierte sich die junge Heldin an der Westküste. Jede schöne Zeit soll ein Ende finden. So wird innerhalb der ersten Seiten klar, dass sie ihr Büro in San Francisco wieder räumen wird und zurück an die Ostküste zieht. Dies allerdings nicht ohne einer ominösen Einladung zu folgen. Sich ob einer möglichen Falle eines Feindes vergewissernd, bleibt sie in stetigem Kontakt mit ihren Freundinnen Cassie Lang (neue Wasp) und America Chavez (mehrheitlich bekannt aus dem Film „Dr. Strange: Multiverse of Madness“). Beide raten ihr zur Vorsicht und sie werden recht behalten. Doch vorerst trifft Kate Bishop und ihr treuster Begleiter, der Pizza-Hund Lucky, auf jemanden gänzlich Unerwartetes: ihre ältere Schwester Susan.
Die recht konservative und organisierte Schwester der chaotischen und von impulsiven Abenteuern bestimmten Kate Bishop hat etwas Wichtiges zu besprechen. Sie empfängt dafür ihre kleine Schwester in dem Resort Chapiteau in den Hamptons. Dort verlor Susan den Siegelring der Familie, der gleichzeitig Schlüssel zu einem Fragment des kosmischen Würfels ist. Mit diesem kann die Realität mit Willenskraft verändert werden. Susan verlor diesen Ring vor geraumer Zeit in diesem Resort, ohne sich jedweder Schuld bewusst zu sein. Schon kurze Zeit nach Kates Ankommen verschwindet ein junges Mädchen und es beginnt sich eine Reihe seltsamer Ereignisse zu häufen. Sie geht mit ihrem detektivischen Spürsinn auf die Suche nach den Drahtziehern und wird auf alte Bekannte mit neuen Motiven und neuer Technologie treffen.
Die Reise in die Geheimnisse der Familie Bishop, der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen den Schwestern Kate und Susan und die Suche nach den Verantwortlichen für all diese eigenartigen Vorkommnisse werden mit viel Situationskomik, charmantem Witz, gut geschriebenen Dialogen und spannenden Actionszenen bravourös umgesetzt.
One-Shot und ein Künstler
Es ist nicht sehr häufig, dass ein Künstler ein ganzes Paperback durchgehend bearbeiten darf. Die vielen Wechsel innerhalb weniger Hefte können in einer Sammlung wie einem Paperback schon aufstoßen, missfallen oder sogar begeistern. Mit der stringenten Durchführung des Zeichners Enid Balám an diesen fünf Kapiteln kann man sich ganz in Ruhe einen kohärenten Stil gefallen lassen.
Die Figurendesigns erinnern merkwürdigerweise stark an die Animationen älterer Disneyfilme, namentlich „101-Dalmatiner“, in denen kantige Gesichter zum Look gehörten. Im Kontrast zu diesem etwas nostalgischen Aussehen kommen die sehr clever eingebauten Bewegungen, die von Panel zu Panel fließen. Dabei hilft, dass mehrere Doppelseiten und Splashpages eine mit Off-Sprecherboxen beschriftete Übersicht geben. Dieses Stilmittel scheint sich als geläufig für die Figur Kate Bishop zu ergeben, was auch wirklich sehr schön anzusehen, Sinn stiftend und manchmal witzig eingesetzt wird. Die von Brittany Peer und im letzten Heft von Rachelle Rosenberg beigesteuerte Kolorierung gibt dem ganzen Paperback ein sanftmütiges, weiches und charmantes Aussehen. Die mehrheitliche Verwendung von Pastelltönen wird in den richtigen Momenten mit starken Kontrasten – bei zwischengeschnittenen Flashbacks sogar die ganze Tonalität wechselnd – wundervoll verwendet.
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