Jeff Chi wurde 1993 in Kiel geboren und lebt und arbeitet mittlerweile in Nürnberg.
Seit 2008 werkelt er aktiv in der deutschen Comicszene herum, als Zeichner, Organisator, Veranstalter, Messeplaner… Er veröffentlichte einige Kurzgeschichten in Anthologien wie „Jazam!“ und „Mondo“, sowie einen regelmäßigen Cartoon in den Nürnberger Nachrichten und der Nürnberger Zeitung.
(Quelle: Zwerchfell Verlag)
Mit der Graphic-Biografie „Who’s The Scatman?“ ist dieses Jahr zudem sein erster Langcomic im Zwerchfell Verlag erschienen. Dazu und zu vielem mehr steht er uns nun Rede und Antwort.
Lars: Wie lange war der Vorbereitungszeitraum für dieses Werk? Wann hast du mit Recherchen begonnen?
Jeff: Ich habe im Dezember 2018 im Rahmen meines Studiums mit der Recherche angefangen.
Lars: Wann hattest du das Gefühl alles Zusammen zu haben, mit der Vorbereitung fertig zu sein?
Jeff: Genau kann ich es nicht mehr sagen, aber mindestens das erste Jahr habe ich keinen einzigen Strich gezeichnet. Nach der Recherche kamen die Interviews und danach das Schreiben des Skripts – erst danach ging es an Storyboards und Vorzeichnungen.
Lars: Du schilderst im Interview mit deinem Verlag, dass du mit Menschen in Kontakt standest, die den ,, Scatman” selber erlebt haben?Wie war das für dich?
Jeff: Das war aufregend! Wie eine Zeitreise in eine Welt, die ich selbst nicht erlebt habe. Und alle haben gestrahlt, wenn sie von John gesprochen haben. Es war stets so, als stünde er selbst im Raum. Er muss wirklich eine riesige Persönlichkeit gehabt haben.
Lars: Wie sehr hat dich das Leben und Wirken des John Larkin betroffen und berührt?
Jeff: Sehr, darum habe ich das Projekt überhaupt gestartet. Es ist dieser tragikomische Lebenslauf, der einerseits eine klassische Heldengeschichte darstellt, andererseits aber von einem Menschen erzählt, der bis zuletzt nie so richtig verstanden wurde… Ich habe seine Geschichte unzählige Male in meinem Kopf durchgespielt, die Musik gehört und die Songtexte gelesen, bevor der Entschluss stand, das einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Lars: Warum ausgerechnet John ”Scatman” Larkin, wo auch Aqua oder Dj Bobo Ikonen der 90er waren?
Jeff: Wie eben beschrieben, wollte ich das Leben von John Larkin erzählen, kein „90er-Period-Piece“ machen. Die Epoche ist natürlich trotzdem ein sehr dankbares Setting, voller Bilder und Anknüpfungspunkte für die Leserschaft.
Lars: wie lange hast du dann an dem nicht favorisierten Teil des Zeichnens gearbeitet?
Jeff: Mindestens zwei Jahre, wobei hinten raus etwas der Zug raus war, weil mein Studium vorbei war und ich „nebenher“ eine 4-Tage-Woche gearbeitet habe. Da waren dann auch noch viele technische Schritte dabei, vom Scannen übers digitale Aufbereiten zum Kolorieren.
Lars: Die Zeichnungen erinnern an einige Werke jüngster Zeit. Hast du stilistische Vorbilder gehabt? Oder ist dieser Look gerade einer, der an Universitäten “en vogue” ist?
Jeff: Puh, „en vogue“ weiß ich nicht, zumindest an meiner Hochschule hatten alle Leute ganz eigene Stile. Ich habe mehrfach Workshops beim deutschen Comiczeichner mawil belegt, der – meiner Meinung nach – einer der stilprägenden und wichtigen Zeichner der letzten zehn Jahre ist. Da habe ich sehr viel gelernt und ihn würde ich auch als direktes Vorbild bezeichnen.
Ich glaube allgemein: Es gibt in letzter Zeit im „Autor*innencomic“ ein großes Bestreben danach, möglichst authentisch und zielgerichtet seine Geschichte zu erzählen – stilistische Perfektion ist bestimmt nicht mehr so wichtig, wie es früher einmal war. Aber schon seit den 80ern gibt es Underground-Comics, wo jede*r gezeichnet hat, wie er oder sie möchte.
Lars: Weißt du schon, wohin es für dich geht? Wirst du weiter Biografien bearbeiten? Wird es historischer oder gar Science-Fiction?
Jeff: Mit Fiction kann ich wenig anfangen, weder als Konsument noch als Autor. Sie liegt mir auch nicht wirklich. Die nächsten Jahre werde ich wahrscheinlich erstmal kürzere Sachen machen; Comic-Zeichner ist eben nicht mein Hauptberuf. Aber die Arbeit mit realen Stoffen und hintergründige Recherche, das wird sicher erstmal ein Fokus bleiben. Und bei meinem nächsten längeren Buch will ich meinen Stil etwas „vereinfachen“, zum Beispiel nicht mehr so aufwändig schraffieren wie bei „Who’s The Scatman?“, sonst werde ich da auch auf Jahre wieder nicht fertig.
Bei meinem nachsten langeren Buch will ich meinen Stil etwas “vereinfachen”.