„Der blaue Stein ist“ stammt vom Autor und Künstler Jimmy Liao aus Taiwan. Er begann seine Karriere 1998 mit einem Werk, das als Abschied an seine Familie gedacht war, denn er bekämpfte damals Leukämie. Dass er damit den Grundstein für eine international erfolgreiche Karriere legte, war ihm zu dieser Zeit nicht bewusst.
Mit seinen bezaubernden Acryl- und Aquarellmalereien entführt er Kinder und Erwachsene gleicherweise in fantasievolle Welten altersübergreifender Thematiken. Sie sind metaphorisch, liebevoll und emotional zugleich. Dieses kleine quadratische Büchlein erscheint bei Chinabooks.
Die Handlung
Da dieser Bildband, eigentlich schon Bilderbuch, so wenig Text liefert, wird in dieser Inhaltsbesprechung nur das Äußerste angerissen. Es sollen schließlich keine innigen Momente mit und in dieser Geschichte vorweggenommen werden.
Ein blauer Stein liegt in einem Wald und ist glücklich in seinem Dasein. Eines Tages brennt der Wald ab und der Stein wird gezwungen, eine Metamorphose durchzustehen. Er wird geteilt. Eine Hälfte wird benutzt, von vielen Menschen in Formen und Farben gebracht. Die Sehnsucht zu seiner anderen Hälfte, die in dem über die Jahre wieder zu einem heranwachsenden Wald liegt, wächst und wächst.
Jimmy Liao erzählt mit wenigen Worten und seinen malerischen, teils sehr realistischen Bildern, die eine so einnehmende Stimmung transportieren, eine wunderschöne kleine Geschichte. Die klassischen vier Elemente spielen in dieser Geschichte subtil in ihren Eigenschaften eine Rolle, die Werdung beziehungsweise Aufgabe des Selbst kann hier gelesen werden und der anhaltende Wunsch nach der Rückkehr in die Heimat sind tragende Themen dieser kleinen Geschichte.
Der Stil
Wie bereits erwähnt malt Liao. Auf einem seiner Bilder in dieser Geschichte wird er sogar etwas selbstreferenziell, wenn er einen Schreibtisch mit der darauf liegenden Cartoon/Comic-Tusche und einer halbausgedrückten Acryltube darstellt.
Seine Bilder, denn es sind mehr als doppelseitige Panels, teilen sich räumlich ideal auf. Das Format des Buches stellt die Panoramabilder Liaos perfekt ins Verhältnis, denn oft sind die beiden Hälften eines Bildes trennbar, spielen aber im selben Raum oder zur selben Zeit. So bindet er mehr als zwei Ebenen auf ein Bild, das sich wiederum auf zwei Seiten aufgeteilt genau seiner Erzählweise ergibt. Vielleicht ist es auch nur ein positiver Nebeneffekt des Formats Buch.
Die Farben und Techniken, die Jimmy Liao in „Der blaue Stein“ nutzt, sind vielfältig. Dunkle kräftige Töne mit feinem Pinsel oder auch mit einem Schwamm aufs Papier gebracht, kontrastieren mit bunten Szenarien, die aussehen, als hätte er sie mit Aquarellfarben oder Tuschen gefärbt.
Jahreszeiten, Elemente, Stimmungen und noch vieles mehr kann Liao mit kindlicher Einfachheit, viel Charme und einem Herz für die Details zum Leuchten bringen und lebendig werden lassen.