Jimmy Liao – Die Sternennacht

30. Juni 2021
1 Minute Lesezeit

„Die Sternennacht“ nimmt einen mit in die Welt eines Mädchens, das sich nach Nähe sehnt und einer Verbindung zu jemandem, irgendwem. Wieder einmal schafft es Jimmy Liao, das Gefühl der Sehnsucht zweier Menschen zueinander und die Schönheit eines gemeinsamen Moments in Bilder und Text zu bannen.

Die Handlung

Die namenlose Hauptfigur erzählt uns von ihrem Leben, das ihre schönsten Momente bei den Großeltern in den Bergen hatte. Eines Tages zieht sie zu ihren Eltern in eine Großstadt, in ein Leben der Stille und Einsamkeit. Ihre Eltern sind ständig beschäftigt, streiten regelmäßig und nehmen die Sorgen der Tochter nicht wahr. Anstelle dessen bekommt sie eine Katze geschenkt. In der Schule wird sie gehänselt und ihr Verlangen nach jemandem, mit dem sie sich anfreunden kann, wird lange Zeit nicht beantwortet.

Dann wird jedoch ein schüchterner Junge, der gerne zeichnet und liest, in ihre Klasse versetzt und sie freunden sich an. Zwei Einzelgänger finden sich und genießen ihre Gegenwart. Es entsteht etwas wie eine junge Verliebtheit zwischen ihnen und sie reißen aus. Von hieran sollte man es besser selber lesen. Der Titel und einer der emotionalsten Momente dieses Buchs befinden sich im letzten Drittel und soll an dieser Stelle nicht vorweggenommen werden.

Der Stil

Wie auch in den anderen Werken Liaos sind die Malereien fantastisch. Eine sehr harmonische Mischung aus Aquarell- und Acrylmalerei schafft eine wundervoll atmosphärische Umgebung. Die Referenz zu van Gogh ist sicherlich nicht zufällig. Liaos Bilder erinnern tatsächlich in vielen Momenten an den (spätestens durch die zahlreichen Filme der letzten Jahre bekannter gewordenen) Künstler des holländischen Goldenen Zeitalters der Malerei. Einige Bilder sind so komplex und vielschichtig in ihren Deutungsebenen, dass man sich des zweiten Lesens nicht entbehren sollte. Die Zeit, die man mit und in jedem seiner Bilder verbringen kann, ist von Überraschungen und Entdeckungen geprägt, die man macht, wenn man sich der Stimmung der Bilder annimmt.

Jimmy Liaos Stil ist sehr speziell, simpel, klar und gleichzeitig verspielt, vielschichtig, frei für Interpretation. Das Besondere an diesem Werk ist, dass auch die Seiten als solche unterschiedlich farbig sind. Weiß, schwarz, grau, rot und rosa sind die Farben, die der Künstler für die Stimmungen gewählt hat. Eine sehr subtile, aber wirkungsvolle Art und Weise, den Leser noch weiter zu vereinnahmen.
Ebenso besonders ist eine aufklappbare Doppelseite, die sich zum Ende des Buches finden lässt. Ein sehr schöner Moment während des Lesens, der sich dort versteckt.

Fazit
Wieder einmal ist es Jimmy Liao gelungen, eine Geschichte tiefster Gefühle und Ängste in verträumte Bilder zu bannen. Er erzählt in „Die Sternennacht“ von Vergänglichkeit, Liebe, Ängsten und dem Gefühl, irgendwo zuzugehören. Es ist immer wieder erstaunlich, wie Liao es schafft in so wenigen Sätzen, mit so einfachen Mitteln eine so einnehmende Atmosphäre zu kreieren, die einen emotional derart abholen kann. Jimmy Liaos „Die Sternennacht“ lässt einen mit einer Träne im Auge und gleichzeitig mit einem schönen Gefühl an seine erste Liebe zurück. Ein wundervolles Bilderbuch, das nicht nur wegen seines Formates sehr zu empfehlen ist.
Pro
Fantastische Malereien im Stil van Goghs. Eine fantastisch emotionale Geschichte.
Kontra
Nichts.
10

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Über den Autor

Lars Hünerfürst

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