Große Namen, große Künstler, ausgefeilte Plots und viel Budget fließen in die Kunst. Nicht immer! Manchmal entsteht Kunst schon im Kleinen, in der Familie. So wie in „Karate Police“, das Mikkel Sommer und dessen Tochter Yuna kreierten. Diese süße kleine Geschichte, die nicht immer einer stringenten Logik folgen muss, geschweige abgeschlossene Plots zeigt, dafür aber viel Herz und einen überzeugenden Humor, macht einfach Spaß. Es mag vielleicht sogar das zu empfehlende Comic für Kinder sein, die schon alt genug sind Banditen und Polizisten spannend zu finden. „Karate Police“ erscheint im kleinen Softcover beim Berliner Avant-Verlag und zeigt neben einigen Concept-Artworks, ein Interview zur Entstehung mit der Autorin Yuna und den wichtigsten Karate-Positionen. Klar dürfen die nicht fehlen!
Ein Einhorn-Mafioso, ein Eierkopf und Welpen entführende Doodas
Man wird schnell in die Geschichte hinein geworfen und ohne Umwege gerät man in eine Love-Story. Zwei Mitglieder der Karate-Polizei flirten und es knistert, doch wird diese Geschichte leider nicht aufgelöst. Denn die mit Samurai Gesichtsmaske ausgestattete Oberkommissarin sammelt die Truppe zu einem Einsatz im Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Das fiese Einhorn und seine Schergen, bestehend aus allerlei Fantasy-Wesen, hält eine Versammlung ab und die Karate-Einsatzgruppe soll diese Chance nutzen. Die Fäuste fliegen und durch die Luft springen tretende Schwarzgurte im Kampf für die Gerechtigkeit. Doch nein! Eierkopf bricht sich die Schale.
Nun ist Eierkopf die Hauptfigur und wird nach seiner Reha zu einem Spezialeinsatz mit seinem Partner „Katze“ losgeschickt. Denn der mit Waffen handelnde, politische extremistische und zum Aufstand rüstende Untergrund der Doodas hat Hundewelpen entführt. Sie müssen also die Hundewelpen retten.
Es wird wohl aus diesen Zeilen klar, dass diese Erzählung von einem Mädchen von damals ungefähr 7 Jahren erdacht wurde. Sie springt von einem Handlungszug zum nächsten, ohne jemals wieder zu kreuzen und eine Rückführung zu ermöglichen. Es ist aber auch ganz und gar irrelevant, denn diese Geschichte ist von Anfang bis Ende schlichtweg putzig, süß, auf eine sehr kindliche Art witzig und man verzeiht alles.
Außerdem kann man anhand dieses kleinen Comics einen Blick in die Lebenswelt der Tochter als Stellvertreterin einer kleinen Gruppe von Menschen gewinnen. Jedes künstlerische Werk fungiert wie ein Abdruck einer Gedankenwelt, eingebettet in die Gesellschaft, die Zeit, die Einflüsse, die Konzeptionen von Gut und Böse und vielen weiteren interessanten Aspekten. Daher ist auch dieses Comic, auf einer kritischen Ebene betrachtet mehr als eine blödelig-kindliche Polizeigeschichte. Abgesehen davon, dass man mit Ersterem auch sehr gut auskommen könnte.
Hiiiiiiyaaaa!
Denn was dem Comiczeichner von Karate Police und Vater Mikkel Sommer extrem gut gelingt, ist die kindliche Geschichte mit einem Zeichenstil zu verbinden, der sich „richtig“ anfühlt. Der Aquarell-Look, die vielen Soundwords, ein sehr konventionelles Layout und ein reduziertes und schlichtes Design machen diesen Comic zu einer absolut entspannten und illustren Lektüre. Es lädt darüber hinaus dazu ein es mit Kindern im lesefähigen Alter gemeinsam zu genießen, da es auch eine große Zahl expressiver Action zu spüren gibt, die gerade wegen der Onomatopoetika so herrlich zu Klang und Aktion auffordert. Man mag sich kaum vorstellen wie das Kind neben einem unruhig, hibbelig jedes „BAM!“ und „SMACK!“ annehmen könnte.
Die Figurendesigns entsprechen den auf dem Cover gezeigten Designs und sind auch kinderfreundlich, wenn auch nicht unbedingt gänzlich ohne Schärfe oder Spannung inszeniert. So wie die Spannung überraschend gut zündet, funktioniert auch der Witz galant. Es wird viel über die wirr-albernen Dialogzeilen und so manche Visual-Comedy transportiert.