Ein Spion und eine Mission: Zerstörung im Namen der Gerechtigkeit. Er ist der Beste, nahezu übermenschlich, skrupellos und dann doch ein Mann der alten Schule. Sein Name: Roland King.
Der Autor Mark Millar hat mit vorigen Werken bewiesen, wie sicher er sich in den Genres bewegen kann, diese persifliert und etwas interessantes Neues daraus machen kann. Diese vier Kapitel lange Miniserie wurde von Matteo Scalera gezeichnet und meisterhaft von Giovanna Nero koloriert.
Dieser One-Shot erscheint bei Panini Comics und ist jeden Cent wert.
Die Kings rauchen immer Cobbs
Wir beginnen die Geschichte mit einer kleinen Rückblende in „die guten alten Zeiten“. Roland King ist der weltweit beste Agent des britischen Geheimdienstes und erledigt die waghalsigsten Aufträge. Er springt aus Hochhäusern, landet nahezu unbeschadet auf Autodächern, gelangt an Bord eines bereits fliegenden Flugzeugs und hat gewiss eine Masche bei allen Frauen in seiner Nähe. Roland King ist der maßlos übertriebene James Bond, ohne den diese Geschichte in keiner Weise funktionieren würde.
Schnitt. Wir befinden uns im Jetzt. Roland King besucht im Agenten-Ruhestand ein paar ehemalige Kollegen im Londoner Regierungsviertel. Während einer drohenden Konfrontation verliert er jedoch das Bewusstsein; sein Husten hat wohl etwas damit zu tun. Es stellt sich heraus, dass er einen inoperablen Tumor im Körper hat. Seine Diagnose setzt ihm eine verbleibende Lebenszeit von einem halben Jahr. Auf die Frage, ob er seinen Sohn kontaktieren möchte, verneint King. Eine dysfunktionale Beziehung und jahrelang ausbleibender Kontakt zeugen von der schlimmstmöglichen Situation zwischen Vater und Sohn.
Nun steht Roland King vor seinem Scherbenhaufen, das er mal ein Leben nannte: Kein Kontakt zur Mutter seines Sohnes, eine uneheliche Tochter, die nichts von ihrem Vater weiß, er von Schuldgefühlen und Angst verfolgt und eine Karriere, die auf absoluter Loyalität fußte. Es ist die Zeit gekommen, um abzurechnen. So beginnt eine Mordserie an allen moralisch verwerflichen Figuren der Gegenwart. Niemand ist mehr sicher; Profikiller, Senatoren, Unterweltbosse, Oligarchen und selbst der Papst sind nicht vor seinem Urteil gefeit. Alle haben eins gemeinsam: Sie haben für Macht und Geld unmenschlichste Dinge veranlasst.
Es entwickelt sich eine Jagd auf Roland King, als der Sohn eingeschaltet wird, um seinen Vater zur Strecke zu bringen.
Ein großes Finale, gut geschriebene Dialoge und ein frühzeitig angedeutetes Ende reißen einen in den Bann.
Der Stil
Es ist wirklich erstaunlich, wie viele großartige Künstler momentan aus Italien stammen. Auch Matteo Scalera gehört zu ihnen und ist mit seiner Arbeit an „Black Science“ zum großen Namen geworden. Seine kantigen, dennoch einfühlsamen Figurendesigns fühlen sich für die Geschichte authentisch und vertraut an. Es fehlt den Figuren auch nicht an Expressivität, also Trauer, Reue, Scham, Angst und auch Verzweiflung. Das große Spektrum der Emotionen wird treffend in Scaleras Bildern eingefangen. Da diese Geschichte häufig in Actionszenen erzählt wird, muss auch an dieser Stelle betont werden, wie großartig diese Bilder sind. Ein Klischee – die Linien, die auf einen Fokuspunkt hinzulaufen – vermischt sich mit fantastischen Bildausschnitten, dynamischen Bewegungen und überall finden sich feine Details und interessante Strukturen oder Schraffuren, die das Ganze lebendig machen.