
Shigeru Mizuki begann die Geschichte um den Jungen Kitaro bereits 1959. Ganze zehn Jahre später hat er seinen Protagonisten durch abenteuerliche Episoden geschickt, immer in Bezug auf Yokai. Yokai sind dem japanischen Aberglauben nach Geister, Dämonen und Monster, die sich mannigfaltig gestalterisch umsetzen lassen. Die Figur Kitaro wurde natürlich auch in Animes, Videospielen und Filmen adaptiert. Vieler der Adaption, die bis in die 2000er immer wieder produziert wurden, haben es nicht aus Japan heraus nach Übersee geschafft.
„Kitaro 1: Kitaros Geburt“, der erste Band einer fortlaufenden Reihe, erschien im Reprodukt Verlag, wo auch bereits andere Titel des Autors erschienen sind.
Die Handlung
Man beginnt ganz klassisch mit einer Herkunftsgeschichte. Obwohl man in diesem Zusammenhang vielleicht sogar schon von Mythos sprechen sollte, denn sie ist von Anfang an stark in die Welt des Gruseligen, des Absonderlichen und des Schaurigen verwurzelt.
Kitaro ist tatsächlich das Kind zweier Yokai. Sie seien die Letzten ihrer Art und bitten darum, ihren Sohn zur Welt bringen zu dürfen. Kitaro wird einäugig geboren, entsteigt dem Grab seiner Mutter und wird von dort an die ersten paar Jahre bei einer menschlichen Familie aufwachsen.
Sein Vater wandelt seine Form in ein Auge mit Körper, welches Kitaro gelegentlich in seine leere Augenhöhle klettern lässt.
Ist dies bereits genug für das Verständnis der Welt? Shigeru Mizuki hört dort aber nicht auf. Er führt die Hölle, eine dem Katzenfluch unterlegene Wandlerin, den Vampir Dracula und einen Ochsenteufel ein. Nebst dieser paar Figuren spielt dieser erste Manga bereits stark mit der Form.
Es wird eine Figur gezeigt, die sich mithilfe von Mangas des Autors Shigeru Mizuki über Kitaro informiert und seine magischen Fähigkeiten und Schwächen analysiert, um diesen dann zu entwaffnen. Ebenso bricht diese Figur eines der Panels, also die Umrandung, und hantiert so bereits sehr früh in diesem Werk mit der Brechung der vierten Wand.
Abgesehen von den oftmals grotesken Figuren, einer Mythologie, die sich erst nach ein wenig Beschäftigung gänzlich erschließt, und dem lakonischen Humor, den Kitaro an den Tag legt, wirkt dieser Manga vornehmlich ziellos. Dies mag daran liegen, dass es der erste Band ist, der nur Kurzgeschichten sammelt.
Der Stil
Es lässt sich schwer vereinheitlichen, wie dieser Manga stilistisch einzuordnen ist. Die Figuren, vor allem Nebenfiguren, sehen sich manchmal sehr ähnlich. Kitaro als Hauptfigur ist mit seiner schwarz-weiß gestreiften Weste ganz einfach überall wiederzuerkennen. Einige der Monster und Wesen haben einen sehr klassischen japanischen Grusellook. Große Münder, riesige Augen und eine Art Tentakel, die dem Ochsenteufel ermöglichen angreifen zu können, sind nur einige Beispiele.
Die Hintergründe und die Szenerie sind zu großen Teilen mit sehr viel Liebe gezeichnet. Dadurch unterstützt Mizuki den Grusel-Effekt natürlich immens, indem er ein beängstigendes Setting mit vielen Schatten und kleinsten Details erschafft.
Die humoristischen Aspekte dieses Mangas sind ebenso altmodisch, wie sie an Kindercomics aus dem franko-belgischen Raum erinnern. Soundwords, die einen Sturz unterstützen, und eine dazugehörige spiralförmige Linie sind nur ein Beispiel dafür. Ebenso „komisch“ sind beispielsweise Kampfszenen illustriert, in denen dynamikerzeugende Linien und ein großes „Wumpp“ sehr viele Erinnerungen an Comics der Kindheit wecken.