Innerhalb des Imprints Panini-Ink erschien innerhalb des letzten Jahres ein großer Teil des von Brian Michael Bendis erdachten „Ultimate Universe“ zur Figur Spider-Man. In dieser aus dem Film „Spider-Verse“ bekannten Perspektive verstarb Peter Parker im Kampf gegen den Green Goblin. Nahezu zeitgleich wurde der noch sehr junge Teenager Miles Morales von einer genetisch veränderten Spinne gebissen und trat unfreiwillig in die Fußspuren des Netzschwingers.
Dieser bereits dritte Teil im kleinformatigen Paperback wurde ebenso von Brian Michael Bendis verfasst und vom Stammzeichner dieser Panini-Ink Reihe, David Marquez, zeichnerisch umgesetzt.
Die Handlung
Was bisher geschah wird, wie so häufig, in einem mit Fakten prall gefüllten Redaktionsvorwort eingeleitet. In Kürze: Miles Onkel Aaron verstarb früh in dieser Reihe. Miles Vater hat eine dunklere, noch nicht erläuterte Vergangenheit und erst kurz vor Beginn dieses Handlungsstrangs starb Miles Mutter in seinen Armen.
Ein Jahr später. Miles hat innerhalb dieses Jahres kein Kostüm getragen, keine Heldentaten vollbracht und trauert. Die Verantwortung für den Tod seiner Mutter schreibt er sich und seiner Tätigkeit als Held zu. Die paradoxe Heldenproblematik (was ist zuerst da, Held oder Schurke?) wird in diesem ersten Teil des Paperbacks gut aufgearbeitet und ist Kernmotiv des gesamten Bandes. Die Trauer und der Verlust eines geliebten Menschen werden im späteren Teil, der 200. Jubiläumsausgabe, sich rückbeziehend auf den Tod des Ultimate Spider-Man Peter Parker, größeren Raum einnehmen.
Doch zuerst erscheint Jessica Drew, eine Spider-Woman, und versucht Miles aus seinem Kokon aus Trauer zu schütteln. Ein geschenktes neues Kostüm, eine tatenlose Begegnung mit neuen Super-Menschen und eine Standpauke durch seinen besten Freund Ganke wird ihn schließlich motivieren, seine Rolle wieder einzunehmen.
Die neuen Figuren in der Stadt scheinen in ihrem Ursprung miteinander verbunden und irren ziellos durch New York. Erst kämpfen Bombshell alias Lana Baumgartner gegen Cloak alias Ty Johnson und Dagger alias Tandy Bowen. Allerdings erkennen sie schnell, dass sie alle drei nur Teil eines rücksichtslosen Experiments sind, finanziert und durchgeführt durch den Multimilliardenkonzern Roxxon. Es erwartet die Leser:innen ein Team-Up neuer Gesichter und interessanter Super-Fähigkeiten.
Im letzteren Teil dieses Paperbacks bedroht Galactus New York und es entsteht ein schier endloses Chaos. Eine Zusammenarbeit der „Ultimativen“ wird versuchen, die Apokalypse durch den Weltenfresser abzuwenden. Jedoch endet das Paperback kurz bevor es in den Kampf gegen diesen losgeht.
Der Stil
Wie auf dem Cover zu sehen, kommt der Zeichenstil von David Marquez sehr modern daher. Die digital erstellten Bilder sind allerdings ziemlich dimensional, reich an Struktur und brechen auch aus ihrem einheitlichen Bild heraus. Der Strich von Marquez ist der Situation angemessen kräftig oder fast verschwindend zart. Seine gezeigten Emotionen der Figuren sind immer auf den Punkt und mehrschichtig.
In Rückblenden nutzt er stilbrechende Verdichtungen durch Schattierungen, Schraffuren oder eine größere Fülle an Details, um sich klar abzuheben. Diese sind der Übersichtlichkeit wegen aber auch mit Off-Boxen als Rückblende betitelt.
Einige Schwierigkeiten können die doppelseitigen und experimentellen Panelstrukturen bieten, die sich erst beim zweiten Lesen oder Dialogvergleich gänzlich durchsteigen lassen. Vielleicht hätte besser geführte Sprechblasenanordnung da schon helfen können. So aber fällt einiges des Leseflusses hintenüber. Schön anzusehen sind die letzten Seiten dieses Paperbacks, das sich der 200. Ausgabe widmet. Darin finden sich prallgefüllte Splashpages auf Doppelseiten, konterkariert mit Erinnerungen und Wünschen der Peter Parker nahestehenden Figuren.