Zum 20. Jubiläum des Films und 10. Todestag des Regisseurs von „Millennium Actress“ wird eine auf 4K abgetastete Version erneut im Rahmen der Kazé Anime-Nights veröffentlicht.
Das 2001 auf dem kanadischen FanTasia Festival Premiere feiernde Werk wurde von Satoshi Kon Regie geführt. Das produzierende japanische Studio war „Madhouse“, welche auch „Trigun“ und die Anime-Serie zum Manga „Monster“ hervorbrachte.
Der Film beschreibt den Lebensweg einer Schauspielerin, die – getrieben von Leidenschaft – bis an ihr Lebensende auf der Suche nach Liebe war.
Handlung und Themen
Der Film beschreibt – durch die Perspektive zweier Dokumentarfilmer – das Leben der fiktiven Schauspielerin Fujiwara Chiyoko.
Ihr aufreibendes und von großen Tragödien bestimmtes Leben erzählt sie den Dokumentarfilmern und nimmt zeitgleich die Zuschauer:innen auf eine kulturhistorische Reise mit durch fast ein ganzes Jahrhundert japanische Geschichte.
Ihr Schauspielkarriere begann mit einem Versprechen und einer alles verändernden Liebe. Chiyoko wird ihr Leben lang danach auf der Suche sein und der Film führt einen von Drehort zu Drehort.
Die Figur Fujiwara Chiyoko basiert lose auf der japanischen Schauspiellegende Setsuko Hara. Sie gilt als eine der ikonischen Schauspielerinnen der goldenen 50er Jahre Japans. Ebenso wird die Protagonistin Fujiwara als einflussreich und beliebt dargestellt. Beide Frauen beendeten unvermittelt und am Höhepunkt ihres Schaffens ihre Karriere und lebten fortan in Zurückgezogenheit.
Stil und Erzählform
Das besondere Etwas hat dieser Anime ganz sicherlich. Zum einen sehen die hochaufgelösten Zeichnungen und Animationen alle fantastisch aus. Die Szenerie verschmilzt lebendig mit den Figuren. Der gezeichnete Stil zeigt einen hochwertigen Anime, der sich gleichzeitig auch traut, groteske Mimik und Witz über die Körperhaltung zu erzeugen.
Zum anderen sind die Kameraeinstellungen absolut sehenswert und zeugen von hoher filmischer Qualität. Sich verändernde, Plansequenz ähnelnde Perspektiven geben einigen Szenen eine sehr dynamische und stetig verändernde Ästhetik. Das Zusammenspiel aus Form und Inhalt ist mehr als künstlerisch und zu jeder Zeit sehenswert.
Da die Geschichte in Rückblenden, Erinnerungen und Filmszenen der Werke Fujiwaras erzählt wird, nehmen die Dokumentarfilmer im Verlauf der Erzählung einen proaktiveren Teil ein. Anfänglich sind sie noch Begleiter und dokumentieren die Geschehnisse mehr vom Rand. Im weiteren Verlauf der auch immer ereignisreicheren Geschichte nimmt der Interviewer auch Rollen aus den Filmen ein. Nach einer im feudalen Japan spielenden Szene sehen wir den Interviewer und die Interviewte, wie sie beide ihre gerade ausgelebte Fantasie in körperlichem Spiel ausleben und auf imaginären Pferden reiten.
Diese Erzählperspektive verschmelzende Art und Weise löst kleine Verwirrungen aus, wenn man die Handlung und die zeitlichen Anspielungen auf die wahrhaftige Biografie der Schauspielerin oder Rolle nicht sofort versteht. Zumal werden die Dokumentarfilmer immer aktiver in beiden Erzählsträngen, der Biografie und den Werken der Fujiwara. Allerdings hebt diese Methode den Film aus einem schnöden Bio-Pi heraus und lässt die erlebten Momente durch die Augen der Dokumentarfilmer für die Zuschauer:innen ein wenig lebendiger werden.