Der Rittes des Mondes kehrt zurück zu seinen Ursprüngen. „Moon Knight: Wächter der Nacht 3 – Monster im Mondlicht“, geschrieben von Jed McKay und gezeichnet von Alessandro Cappuccio und Federico Sabbatini, springt wieder kopfüber in den Kern der Figur. Bereits das von Rod Reis gezeichnete Cover spielt darauf an, dass Marc Spector alias Steven Grant alias Jake Lockley alias Moon Knight alias Mr. Knight wieder zurück zum Original-Kanon zurückkehrt. Das bedeutet Vampire, Werwölfe und Street-Level Kriminalität in den Straßen New Yorks, fernab von Weltmachtphantasien oder dem Versuch die Würdigkeit wieder herzustellen. Dieses 7 Kapitel umspannende Paperback erscheint bei Panini im Softcover.
Hell gegen Dunkel
Der kürzlich in einer eigenen Niederlassung angekommene Moon Knight ist nun Wächter der Nacht über seine Nachbarschaft. Die seit Band 1 dieser von McKay gestarteten Reihe eingeführte Bedrohung der Vampire wird nun in diesem Band vorerst einen Abschluss finden. Moon Knight greift sich einzelne Blutsauger von der Straße, foltert und tötet sie meist, um an Informationen zu deren Anführer zu gelangen.
Die Rede ist von dem sich „Tutor“ nennenden Vampir, der als selbsternannter Lehrmeister und Kopf einer Organisation eine Offensive startete. Die von ihm geleitete „Structure“ agiert im geheimen und nimmt sich mehr oder minder aggressiv, was sie wollen. Ihr Ziel ist die Übernahme der Stadt, des Landes und der Welt. Da Kenneth Tutor aber erkannte hat, dass Moon Knight und vor allem Hunter Moon, eine zweite Faust des Mondgottes Khonshu, erbarmungslos bis zum Letzten gehen würden, sucht dieser Hilfe. Doch selbst Taskmaster, der beste Killer des Marvel-Kosmos, rät davon ab gegen Moon Knight vorzugehen.
Wir sind viele
Nebst dieser großen Rahmenhandlung verhandelt dieser Comic ein ebenso klassisches Motiv der Figur, die dissoziative Persönlichkeitsstörung. Die vielen Persönlichkeiten, mit denen Moon Knight seine Andersartigkeit zum gewöhnlichen Superhelden abgegrenzt hat, werden nun wieder mehr in den Fokus gerückt. Eine beachtlich große Bedeutung und Rolle wird diesem Umstand in dieser Ausgabe eingeräumt. Nicht nur die Gespräche mit Moon Knights Psychotherapeutin, auch die ihn umgebenden Charaktere, die mehr als nur Angestellte seiner Mitternachtsmission (Hauptquartier) sind, werden in diesen Prozess mit einbezogen. Auch darin werden Vorurteile, Annahmen und Ängste bezüglich der Offenbarung einer solchen psychischen Verfassung auf die Probe gestellt und neu bewertet. Es entstehen witzige, nachdenkliche und interessante Dialoge aus diesen Fragestellungen. Natürlich alles im Rahmen einer Superhelden-Oberflächlichkeit, dennoch in weiten Teilen mehr als es die meisten Marvel-Titel anzunehmen versuchen.
Der Vampir-Konflikt wird über Kapitel hinweg durch nahezu unbesiegbare Söldner des Tutors dominiert und endet in einem fulminanten Aufeinandertreffen der beiden Hauptakteure. Ganz zum Schluss folgt noch eine aus der Kontinuität ausreißende Ausgabe, das Annual-Heft. Darin wird der auf dem Cover präsentierte Erzfeind Jack Russell, Werwolf der ersten Stunde Moon Knights. Die Entführung Moon Knights alias Marc Spectors Tochter endet mit doch unerwarteten Wendungen und wirft einen interessanten Schatten voraus.
Stilistisch fest im Sattel
Von den sieben Heften dieser Ausgabe zeichnet Alessandro Cappuccio die vier handlungstragenden und actionreichsten Ausgaben. Diese Entscheidung ist nicht nur extrem gerechtfertigt, sondern auch absolut dem Werk dienlich. Denn Cappuccios Stil, wie auch die seiner italienischen Kolleginnen wie Marco Checchetto, Sara Pichelli und Federico Vincentini sind derzeit sehr gefragt im Haus der Ideen und finden auch zumeist positive Kommentare. So zeigt sich auch Cappucchio in dieser Ausgabe von seiner besten Seite.
Die Dynamik der Bewegungen, die Designs der Figuren, die Expressionen der Charaktere in ihren Dialogen und die gewählten Perspektiven setzen Moon Knight wirklich sehr effektvoll in Szene. Dank der Kolorierung von Rachelle Rosenberg kommen eben jene Zeichnungen zu ihren vollen Wirkung. Beispielsweise erhalten die einzelnen Persönlichkeiten Moon Knights ihre eigene das Bild prägende Farbe während ihrer Exposition. Im späteren Verlauf, wenn ein Zusammenschluss von Nöten ist, um die Bedrohung zu bekämpfen, vereinen sich diese Farbaspekt im Hintergrund und bilden so einen stringenten Farb-Faden. Viel der Bildwirkung erschafft Cappuccio über Licht und Schatten, die dem Thema entsprechend zahlreich sind, dennoch immer gut platziert wirken.
Die anderen drei Hefte dieser Ausgabe zeichnete Federico Sabbatini, dessen Stil nicht weniger ästhetisch, wenn auch manchmal inkonsistenter ist. Seine Entwürfe der Figuren zeigen einen gewissen Einfluss aus Asien, der keinesfalls deplatziert ist, eher erfrischend. Allerdings ist so manche Expression und Mimik nicht so überzeugend gelungen, wie die seines Kollegen.