Was ist eine gute Tat? Wofür lohnt es sich, Opfer zu bringen, die alles aufs Spiel setzen? Diesen Fragen geht der Autor Naoki Yamakawa in „My Home Hero“ nach.
Dieser packende Kriminal-Manga wurde von Masashi Asaki gezeichnet. Mit dem zweiten Band setzt der Ludwigsburger Verlag Cross Cult eine durchaus spannende Reihe fort, die unter dem Imprint Manga Cult erscheint. Sie ist auf neun Ausgaben angesetzt und verspricht bis zum Ende spannend zu sein.
Vorbereitung ist alles
In einer kurzen Rückblende führt uns der Protagonist, Vater und neuerdings Yakuza-Mörder Tetsuo Tosu ins Geschehen des vorigen Bandes ein. Diese wirklich knappe, nur zwei Seiten umspannende Zusammenfassung hilft ungemein, schnell wieder Anschluss zu finden.
Prompt geht es los mit dem Familienleben der Tosus. Ihre bisherige Routine wurde durch die Ereignisse des ersten Bandes maßgeblich verändert. Die Ehefrau Kasen weiß Bescheid und ist konspirativ mit ihrem Mann bereits mehrere Schritte in Vorbereitung gegangen. Da dieser ein Kriminalgeschichtenfan ist, bleiben nur wenige Situationen undurchdacht. Denn es geschieht, was geschehen musste. Die Yakuza haben nach ihrer bisher erfolglosen Überwachung der Familie Tosu eine Eskalationsstufe höher geschaltet. Tetsuo wird von der Straße weg entführt und anschließend gefoltert und Kasen in ihrem Haus von Schergen des Clans verhört.
Ihre Aussagen und Geschichten decken sich. Doch die Yakuza haben keine Zeit mehr, denn es müssen Ergebnisse an den Boss geliefert werden. Schließlich ist der vermisste Ex-Freund von Tetsuos Tochter der einzige Sohn des Yakuza-Clan-Bosses. Aus Mangel an Alternativen und zunehmender Verzweiflung geht einer der Hauptverantwortlichen für die Folter auf ein Angebot Tetsuos ein. Sie werden kooperieren, um gemeinsam den vermeintlich verschwundenen Sohn zu finden. Tetsuo plant insgeheim ein doppeltes Spiel, um sich aus der Affäre zu ziehen. Man wird über diesen Kontakt stückweise in die Strukturen der Unterwelt mitgenommen und erhält teils interessante Einblicke. Außerdem entspinnt sich ab da an eine fantastische Dynamik zweier Charaktere, die sich verabscheuen und einander doch brauchen.
Der Stil
Die Bilder des Masashi Asaki sind offen und hell. Häufig sieht man dynamisch geschwungene Linien, die die heftigen Bewegungen verdeutlichen und ihr Kraft geben. In ihrem Design sind die Figuren mit ihren ein wenig nach „Manga“ aussehenden Augen, Mimik und Expressionen nicht immer „typisch“.
Das Spiel mit der Perspektive, also die Umsetzung des Erzählers als auch die visuelle Perspektive auf die Figuren, sind ideal. Sie schaffen es ein ums andere Mal, eine extrem hohe Spannung zu erzeugen, Dinge anzudeuten und den Leser:innen dann doch wieder hinters Licht zu führen.
Im Laufe dieses Bandes deutet sich auch schon etwas an, das wir aus anderen sehr erfolgreichen Geschichten wie „Breaking Bad“ kennen. Der weißhemdige, normative und eher unscheinbare Langweiler von nebenan entwickelt sich Stück für Stück zum intriganten und durchtriebenen Meisterplaner. Mittels kleiner Andeutungen (wie Kleidungsfarbe und Accessoires) macht der Zeichner es einem einfach, gewisse Referenzen zu sehen. Wie viel sich davon bewahrheitet oder ob man mal wieder nur ausgespielt wird, bleibt abzuwarten.