
Wie absolut cool es wäre mit Dinosauriern in Kontakt zu treten und auf ihnen zu reiten? Wie könnte eine gemeinsame Welt aussehen? Und wie wird die Zukunft der Menschheit werden? Diese Fragen stellten sich schon viele Künstler in den letzten Jahrzehnten. Nicht zuletzt der überaus begabte Vincent Perriot in seiner zweiteiligen Science-Fantasy Geschichte „Negalyod“. Der französische Zeichner und Autor war bereits an der Animation des Films „Die Katze des Rabbiners“ beteiligt und erhielt einen Preis für junge Talente des Mediums Comic. Mit diesem ersten größeren Projekt aus eigener Feder kann Perriot Fans alte franco-belgische Stile und moderne Themen vereinen. Die Mini-Serie erscheint in großen Hardcover Ausgaben beim Carlsen Verlag.
Ungewisse Zeiten und ein drohender Bürgerkrieg
Jarri Tschapalt ist Dinosaurier-Hirte. Auf seinem Reittier Stygo treibt er die Chasmosaurus durch scheinbar endlose Steppen. Stets präsent sind riesige Rohre, die sich wie kalte Adern durch das Land fressen. Es herrschen jede Menge Gefahren, wie ein Angriff durch Predatoren oder eben eine Begegnung mit einem Gewitter-LKW. Diese fahren mit Höchstgeschwindigkeit, ob ihrer wertvollen Technologie, durch die Steppen und generieren auf technischem Wege Gewitterwolken, die zu ersehntem Regen führen. Jarri, dessen Aufopferung für die seit 300 Jahren im Familienbesitz befindliche Herde auch darin liegt, dass er mit Dinosauriern kommunizieren kann, wird ihm jedoch zum Verhängnis. Er versucht ein verlorenes Jungtier zu retten und verliert daraufhin alles, was er jemals besessen hat.
Voller Wut und resigniert kehrt er in ein ihm bekanntes Händlerdorf zurück. Dort formuliert er sein Ziel in aller Deutlichkeit: Er wird in die Stadt gehen und jemanden zur Rechenschaft ziehen. Tagelang läuft er auf den riesigen Rohren durch das trockene in orange-braunen Farben gedeckte Land. Endlich angekommen erwartet ihn ein eigenartig skurriles Bild. Ein Stadt, übervoll mit Maschinen, Rohren, Kabeln und verwinkelten Häusern thront wie eine Baumkrone über der Erde. Überall fliegen Flugschiffe und kleinste Gleiter umher, während unterhalb dieser Himmelsstadt die arme Bevölkerung versucht ihr Überleben zu sichern. Doch auch dort ist eine zunehmende Unzufriedenheit, starker Glaube an eine bessere Zukunft prophezeiende Götter und krasseste Diktatur durch „das Netz“ zu spüren. Jarri trifft auf den Prediger Kam, dessen Untergrundorganisation einen Umsturz plant. Das Netzwerk und alles damit zusammenhängende soll zerstört werden. Aber was hat es mit dem Netzwerk auf sich? Was oder wer ist dieses Netzwerk überhaupt? Warum haben Menschen einst so eine Form der Regierung entworfen? War es das gierige Bestreben nach mehr und gezielterer Ausbeutung oder vielleicht sogar etwas ganz anderes?
Der neue Moebius
Schon das Cover dieses großformatigen Hardcovers sagt mehr als tausende Worte. Vincent Perriot ist offensichtlich begeisterter Moebius Anhänger. In der gesamten Formen- und Farbensprache, die durch Florence Breton ins Werk eingebracht wurde, führen die Bilder den Stil Jean Girauds auf moderne Pfade. Im Himmel wachsende Städte auf Säulen, detailliert gezeichnete Dinosaurier und fast mystisch anmutende Technologie, die in LKWs oder fliegenden Gefährten verbaut sind komplementieren diesen Eindruck nur nochmals. Die besagte Farbensprache, die in den ikonischen Werken Girauds zu finden ist, wurde hier brillant adaptiert und zu etwas eigenem gemacht. Die Kontraste zwischen Orange-Gelb und einem Türkis-Blau findet mehrfach in dieser Geschichte. Ebenso weiß die Koloristin Spannung und Dynamik mit Farben zu generieren. Umso leichter fällt es natürlich von der Zeichner fantastische Szenen entwirft, die auch so manche ansehnliche Splash-Pages präsentieren.
In seiner Linie sind die Bilder sehr klar, sauber und ohne viel Schnörkel. Das Szenario der Stadt, aber auch der Steppe, wirkt dabei immer mit viel Liebe für Details und mit wachsamem Auge gestaltet.
Großartiges Artwork, das sieht sehr schön aus;)