
Spätestens seit dem Film „The Suicide Quad“ ist „Peacemaker“ auch der Welt der Comicfilm-Fans ein Begriff. Der vorher eher als Randfigur auftretende Charakter des Christopher „Peacemaker“ Smith wurde bereits 1966 erfunden, trat jedoch nie in wirklich wichtigen Werken auf. Bis dann James Gunn diesen sagenhaft einfältigen und brutalen Supernationalisten, dessen selbsterklärtes Ziel sei „Frieden“ zu bringen in eine zentrale Rolle setzte. Darüber hinaus erhielt der von John Cena dargestellte Peacemaker eine eigene Serie, die sogar sehr erfolgreich lief.
Dieses Paperback aus dem DC Black Label, was bei Panini Comics als gesammelte Ausgabe erhältlich ist, stellt eine weitere Facette des dümmlichen „Helden“ dar. Die eröffnende Ausgabe hat Garth Ennis geschrieben, der wohl am ehesten für „The Boys“ oder Preacher bekannt ist. Den Großteil dieses Paperbacks füllt jedoch Kyle Stark mit seiner Geschichte über Peacemaker. Gezeichnet haben Garry Brown und Steve Pugh. Es sind zwei grundunterschiedliche Erzählweisen und Zeichenstile, die jeweils miteinander abgestimmt sinnvoll den Plot unterstützen.
Wer ist Peacemaker?

Die eröffnende Ausgabe „Peacemaker: Disturbing the Peace 1“ liefert einem die Origin-Story des als Supernationalist wahrgenommenen und schnell zu Gewalt greifenden Anti-Helden. Darin erfahren wir mehr über die verschiedenen biografischen Schicksalsschläge und Bedingungen, die einen noch unbedarften Menschen zu einem radikalen Söldner werden ließen. Jedoch ist dies keine dieser Geschichte, die den Versuch wagt Gewalt mit Gewalt in der Kindheit zu rechtfertigen. Viel mehr zeigt sie auf sarkastische Art und Weise inwieweit Christopher Smith ein Schmied seines eigenen Werdens, Entscheidens und Handelns wurde. Die von Garry Brown gestalteten Panels geben diesem One-Shot eine düstere Stimmung, indem sie viele Cross-Hatches zur Schattierung nutzt, welche das Bild neben der entsättigten Farbgebung durch Lee Loughridge, in eine für das Auge belebte, gleichzeitig unruhige Bildsprache setzen. Das über ein Interview erzählte Leben des Peacemaker wirkt gerade wegen der retrospektiven und über Off-Sprecher ausgebreiteten Lebensgeschichte allerdings eher traurig, verletzt und mental gebrochen als heroisch.
Peacemaker versucht es hartnäckig
Ab dem zweiten Heft dieses Paperbacks nimmt die Geschichte einen unerwarteten und gänzlich anderen Ton an. Sowohl die Zeichnungen durch Steve Pugh, auch bekannt aus der fantastischen DC Ink-Label Geschichte „Harley Quinn – Breaking Glass“, als auch die Farben von Jordie Bellaire, mit ihrer Arbeit mehrfach mit dem Eisner-Award prämiert, schlagen in eine grundlegend andere Kerbe.
Die zu Beginn gesetzte Stimmung eines reflektierenden, wenn auch sarkastischen und zynischen Peacemakers weicht nun gänzlich. Wir nähern uns dem Christopher „Peacmaker“ Smith, wie er wohl am authentischsten erscheint: dumm, Probleme mit Gewalt lösend und einsam. Denn außer der Haupthandlung, die sich der Rettung seines Hundes „Bruce Wayne“ und natürlich der Welt vor dem Superschurken „Brains“ (ein Gehirn im Tank) widmet, befasst sich die Hauptfigur damit jemanden einzuladen, der zu seiner Geburtstagsparty kommen mag. Es fallen einige Witze darüber, dass niemand mit ihm privat Zeit verbringen möchte, ihn jeder für anstrengend, unangebracht direkt und einfach saudumm betrachtet. All diese ihm zugeschriebenen Eigenschaften beweist der Peacemaker allerdings auch. Die zahlreichen, gut geschriebenen Dialoge sind grotesk, witzig und überraschen immer wieder mit einem Meta-Humor, der sich durch das Medium Comic überhaupt erst umsetzen lässt.

Visuelle Sprache
Die bildliche Sprache dieser Haupthandlung des Paperbacks ist laut, direkt, klar und oft überzeichnend witzig. Der Rückgriff auf Panelstrukturen wie man sie aus den Comics der 60er kennt, also Kämpfe mit übertrieben großen Soundwords und Posen die kraftvoll wirken sollen, ist nur ein weiteres Mittel sich eben darüber lustig zu machen. Jedes dieser Soundwords ist ein weiterer Witz auf Kosten der teilhabenden Figuren oder Situationen, die unterstützt durch absurde Komposition des Panels ins Lächerliche und Unterhaltsame gezogen wird. Es ist schlichtweg überraschend wie gut dieser Humor mit den Panels interagiert und wie viele unerwartete Gags sich in diesem Paperback finden. Man kann sich mindestens einem Schmunzeln und erheiterten Kichern nicht ganz erwehren.





