Pünktlich zum Erscheinen des aktuellen Films des MCU, namentlich „Shang-Chi“, veröffentlichte Panini Comics einige Paperbacks des Helden mit den schnellen Händen. Der erste Auftritt des chinesischstämmigen Heldens „Shang-Chi“ liegt bereits zurück in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Entsprechend der größer werdenden Faszination für Kampfkunstfilme präsentierte der Marvel-Verlag damals einen frischen Helden mit mystischen Kräften und viel Kung-Fu Einfluss.
Dieses Paperback „Tödlicher Drache“ beinhaltet fünf Kapitel der 2020 gestarteten Reihe. Geschrieben wurde dieser Start von Gene Luen Yang (Superman und Avatar: der Herr der Elemente) und illustriert von Dike Ruan und Philip Tan. Dieses Dreiergespann arbeitet die Geschichte um Shang-Chi in einem Stil und einem klaren Konzept nach gelungen aus.
Die Handlung
Dieser Comic eröffnet mit einer Einführung in die Geschichte des Bundes der fünf Waffen: Stock, Säbel, Hammer, Dolch und Hand. Diese waren einst die Beschützer Chinas vor allen Bedrohungen von außen und innen und es herrschte Frieden im Bund. Eines Tages jedoch wurde der Anführer von seinem Sohn umgebracht und es entstanden Kämpfe um die Vormachtstellung.
Die Anführerin des Hammers hat die Führung des Bundes an sich gerissen, indem sie kurzer Hand den Anführer Stock selber umbringt. Nun will sie den rechtmäßigen Anführer des Bundes der Fünf (angezeigt durch aufflammen des Symbols der Waffe am Schrein des Großmeisters) umbringen lassen.
Diesen lernen wir als freundlichen jungen Menschen und unwissende Frohnatur kennen, während er im heutigen Chinatown San Franciscos seinen Alltag bestreitet. Bereits dort demonstriert er selbstverständlich seine schiere Geschwindigkeit beim Binden von Verpackungen im Turbo-Modus. Seine Welt wird nicht lange so friedlich und klein bleiben. Es nähern sich Vertreter und Söldner der anderen „Waffen“, die ihn entweder warnen, in den vorstehenden Konflikt einweihen oder umbringen wollen. Ihm wird eröffnet, dass Shang-Chi der rechtmäßig Nachfolger und Anführer ist. Es scheint ihm leider keine Ambition inne zu liegen irgend wessen Anführer zu werden. Doch bei der Erwähnung seiner kleinen Schwester lässt er sich auf das Abenteuer ein. Diese ist die Anführerin und Meisterin des Hammers, die kürzlich den Meister Stock erledigte.
So beginnt sich ein Familienkonflikt zu entspinnen. Dieser ist gespickt mit einer mystischen Zombie-Verletzung Shang-Chis, die ihn Visionen und Gespräche mit seinem toten Vater erleben lässt, einigen großen Kampfszenen und einer Menge Mystik. Die Rückblenden und historischen Erläuterungen der Vorgeschichte sind allesamt wichtiger Teil des aufgebauten innenfamiliären Konflikts von Lüge und Ehre und erschaffen einen konsistenten Kosmos. Wird Shang-Chi Ordnung in den Bund der Fünf bringen? Wird er vielleicht sogar seinen Platz als der rechtmäßige Anführer einnehmen?
Der Stil
Das Cover ist nicht repräsentativ für den Zeichenstil dieses Comics. Die beiden Künstler Ruan und Tan haben mit ihrem sehr ansehnlichen Cross-Over, aus konventionell glattem Comic-Look der heutigen Zeit und vielen Tiefe gebenden Schraffuren und Oberflächenstrukturen, einen Comic erschaffen, der sich vor nichts verstecken muss. Komplettiert wird das Künstler-Duo vom Koloristen Sebastian Cheng, der diese sehr bunte, gleichzeitig atmosphärische Welt mit Leben füllt. Besonders die Splashpages (große Panels, meist über eine ganze Seite) zeigen teilweise mit ihrem Aquarell-Look oder einem Glow-Effekt eine fantastischen und selten gesehenen Anblick. Die Panelstruktur ist angenehm abwechslungsreich. Mal sind es parallel laufende Geschehnisse auf einer Seite, mal ein im Hintergrund liegendes Szenario überdeckende Dialoge oder einfach Panels, die nicht blockartig auf der Seite verteilt sind. Alles in allem ist dieser Comic stilistisch eine auflockernde und Hoffnungen schürende Arbeit dreier asiatischer Künstler, die zeigen wie Superhelden-Comic auch funktionieren kann.
Fazit
Ohne viel Vorwissen kommt man in diesen Comic gut rein. Man darf sich nicht von der Mystik dieser Welt abschrecken lassen, es ist schließlich noch ein Comic aus dem Hause Marvel. Die Geschichte wird sehr konsequent durchgezählt, die Figuren erleben schöne Charaktermomente. Mit „Tödlicher Drache“ haben Gene Luen Yang und sein Künstler-Trio einen soliden, wenn auch thematisch nicht wirklich innovativen Comic kreiert, der Lust auf mehr zeitgemäße Action aus der Welt des Kung-Fu macht. Mit 15€ kommt dieses nur ein wenig mehr als 120 Seiten starke Paperback mit einem recht stolzen Preis daher, denn man liest es ganz locker in einer etwas längeren Zugfahrt weg. Wer Kampfkunst mag, vielleicht gerade nach dem aktuellen Film gehyped ist und noch mehr Shang-Chi Hintergründe und Abenteuer erleben will, kann mit diesem Comic wenig falsch machen. Es werden und sind bereits außerdem einige andere Comics mit dem Helden Shang-Chi bei Panini erschienen.