Diese Adaption „Snikt!“ von Tsutomu Nihei (Blame, Knights of Sidonia, Abara) ist die wohl außergewöhnlichste Verarbeitung des Superhelden Wolverine. Die erschaffene Welt dieser Manga-Kurzgeschichte ist dystopisch, post-apokalyptisch und bedrohlich. Das in fünf Akte aufgeteilte Werk zeigt Logan alias Wolverine von seiner bedrohlichsten Seite und das, obwohl Nihei großteils auf Klischees und Plattitüden verzichtet.
Die Kolorierung dieses Mangas übernahm das Team, der in der Szene hoch geschätzte Guru-eFX, bestehend aus Jochen „Joe“ Weltjens und Lee Duhig. Man kann im Anhang dieses Mangas einige der originalen Zeichnungen ohne Farben sehen, sie sind an sich schon beeindruckend. Die Farben dieses Panini Mangas geben dieser Welt allerdings ihre besondere und seltsam eigenartige Atmosphäre.
Snikt! – das Geräusch ist Programm
Man ermüdet schnell, wenn man viele Comics liest, ob der sich immer wieder zu wiederholenden Motive und Geschichten. Es kann sich eine gewisse Comic-Fatigue einstellen, die nur schwer wieder loszuwerden scheint. Doch dann gibt es da solche Titel wie Snikt!, die mit ihrer unkonventionellen Art US-Superhelden darzustellen, einen wieder aus dem Wachkoma schütteln. Möge man sich zum Zeichenstil denken was man will, es ist das Hauptargument für diesen Manga. Die Geschichte ist recht simpel, welche die sprichwörtliche „auf eine Serviette“ geschrieben Anekdote ins Bewusstsein drängt.
Wolverine lebt in seinem New-York der Gegenwart bis eines Tages eine junge Frau ihn um Hilfe fragt. Plötzlich öffnet sie ein Portal, welches ihn auf eine andere Welt zieht. Doch da liegt bereits der erste Fehlschluss, es ist die selbe Welt, die der Zukunft. Denn diese Zukunft richtete sich selbst, durch die technische Entwicklung eines Problemlösers für die menschengemachten Schäden am Planeten. Dieser geschaffene Organismus ist maximal Aggressiv und kann sich Reproduzieren. Allerdings gibt es nur eine einziges zur Reproduktion fähiges Wesen dieser Art, die Primogenitor. Die Mutter aller Schrecken.
Wolverine sei als einzige Lebensform im Stande diese Bedrohung zu bekämpfen. Denn die Materie einnehmenden und formwandelnden Wesen beißen bei ihm auf Adamantium, das einzige für sie unzerstörbare Material. Selbst der als Colonel benannte Roboter, selber gänzlich aus Adamantium gefertigt, kann aber nicht mit den Mandates aufnehmen. Diese Roboter besitzen einen Orbkern, worin sich die „Lebensgeister“ des jeweiligen Wesens befinden. Nun soll Wolverine also diese Welt vor dem Untergang retten, indem er die Mutter aller Mandates tötet und so die unaufhaltbare Zerstörung des Planeten aufhält. Es macht viel „Snikt!“ und häufig rauschen seine Klauen nur so durch die monstergleichen Mandates hindurch.
Kritik oder doch nur Action?
Ein prominenter Teil dieses Mangas „Snikt!“ befasst sich mit den Gründen für die Entwicklung dieser post-apokalyptischen Welt. Der Künstler Tsutomo Nihei deutet ganz klar auf eine rücksichtslose Ausbeutung des Planeten hin. Außerdem zeigt er auf, dass die Menschheit sich zu einem großen Teil auf die Lösung, ihrer eigens erschaffenen Probleme, durch Technologie fokussieren. Es ist keine ganz von der Hand zu weisende Handlungsweise zu sein, wenn man betrachtet mit welchen Methoden und auf welche Arten und Weisen beispielsweise Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre gefiltert werden soll.
So macht dieser Manga etwas auf, das sich nun häufiger in grafischer Literatur finden lässt: die Frage nach der Verantwortung für das Handeln des Menschen und die Frage, ob ein Technologie mit unvorhersehbaren Konsequenzen entwickelt werden soll, selbst wenn diese möglicherweise der Menschheit dienlich wäre. Eben jenes Problem stellte und stellt man sich nunmehr im Rahmen von Diskussionen zur Entwicklung von selbstlernenden Systemen, der KI.
Ganz abseits, dieser doch eher seicht behandelten philosophischen Themen, zeigt sich natürlich der Kern des Wolverine in gut inszenierten Kämpfen. Rasend schnelle Bewegungen, tödliche Klauen-Angriffe und der Heilfaktor machen diese Figur zu einem immer gern gesehenen Kampfteilnehmer. So auch in diesem Manga. Allerdings wird Wolverine hierin so schnell dargestellt, dass dessen Geschwindigkeit an so manche Klischee Shonen-Figur wie Son-Goku erinnert. Nahezu teleportiert, blitzschnell prescht Logan so manche Gruppe aus Mandates. Diese Szenen sehen allesamt großartig aus. Das Artwork passt einfach perfekt und die Atmosphäre der puren Gewalt, die von dieser Figur ausgeht, konnte Nihei zum Eigenen machen und weiterentwickeln.