Nils Hünerfürst
Das letzte Mal, das ich mich mit der Marke SpellForce beschäftigt habe, liegt ungefähr 15 Jahre in der Vergangenheit. Ich war gerade inmitten meiner Führerscheinfahrstunden und hatte mich nach einer Autobahnübung selbst zu meinem damaligen Praktikum gefahren. Ein verrauchter Computerladen, dessen Aschenbecher ich ebenso mit meinen Zigarettenstummeln auffüllte. Zwischen der Mittagspause, die meist in der benachbarten Einkaufsstraße totgeschlagen wurde, und dem nächsten Computer, der repariert werden wollte, fragte mich ein Kunde nach einer geeigneten Grafikkarte für SpellForce. 320 € für eine GeForce 8800 und SpellForce 2 lief nun butter weich.
Das ich jetzt in die Situation gekommen bin und SpellForce III Reforced auf der Playstation 5 anzuspielen, ist auch eine Geschichte der zufälligen Begegnung, aber das überspringen wir jetzt. Mittlerweile verblendet mein Zeitgefühl mit eigenen Erinnerungen und fragt sich: Wann bist du Erwachsen geworden?
Alles beginnt beim Interface
Echtzeit Strategie Spiele mit einem Fokus auf Rollenspiel ist wohl genau die Kombination aus Genres, bei dem mich so ziemlich alles kalt lässt. Spiele wie Divinity 2 oder Disco Elysium beinhalten sehr wahrscheinlich eine Geschichte, von der man in Jahrzehnten noch schwärmen wird und ich schließe auch nicht aus, das ich irgendwann einmal die Muse und Zeit übrig habe und diese Spiele wie ein 1000-Seiten langes Buch genießen kann. Mit SpellForce III fange ich nun an.
Nach einer kurzen Einleitung geht es los. Ein Wachposten und deren Soldaten erwarten unsere Ankunft und auf neue Befehle. Dass ich überhaupt nicht weiß, wie man sich fortbewegt, scheint erst einmal nicht wichtig zu sein. Die Benutzeroberfläche wird eingeblendet und trifft mich hart. Tausende Informationen schreien mich an und wollen eine Entscheidung von mir hinzukommt das Tutorial, das fast kaum Aufmerksamkeit von mir erhält, da es sich sehr unpopulär darstellt.
Meine ersten virtuellen Schritte mit dem Controller in der Hand sind getan. Zwei Wildschweine sind auch schon erledigt. Der erste Loot macht sich schon bemerkbar. Zwar sind viele Funktionen wie das Inventar und der RPG typische Fähigkeitsbaum von Anfang an vorhanden werden aber in den ersten Spielstunden nicht benötigt. SpellForce III, so viel kann ich spoilern, hat einen Cold-Opener. Wir beginnen Figuren zu steuern, die nach kurzer Spielzeit wichtige Figuren in der Handlung sind. Der typische Charakter-Editor folgt dann nicht allzu spät und stellt einem wieder die schwierigste Frage: Männlich oder weiblich?
In SpellForce III lernen wir schnell das Wirtschaftssystem kennen. Wir bauen Jägerhütten für die Nahrungsbeschaffung und Holzhütten, für das Bäume fällen. Jede Produktionsstätte braucht Arbeiter, die wir als Spieler zuordnen müssen. Wir müssen unsere Armee verstärken, aber auch erst einmal aufbauen. Wie in Age of Empires werden wir gezwungen, weitere Häuser aufzustellen, damit wir auch eine größere Anzahl an Einheiten verfügen können.
Der Gedanke, ein solch komplexes RPG mit dem Controller zu bedienen und dabei etwas ungelenk zu sein, wurde mir schnell genommen. Die Steuerung ist komplex, aber durchdacht und es wurde stets Platz im Interface eingeräumt, um die Optionen der Befehle mit ihren entsprechenden Tasten anzuzeigen. Die gut gemeinten Hinweise hören hier aber nicht auf. Ein Questlog ziert das rechte obere Bildschirmdrittel und zeigt immer die aktuelle Aufgabe an. Zusätzlich gibt es eine Minimap auf der man interessante Nebenaufgaben und das Ziel der aktuellen Hauptaufgabe sehen kann.
Hätte ich mal eben 25 Stunden Zeit und ein kleines bisschen mehr Affinität für RPG’s dann wäre SpellForce 3 wahrlich eine Offenbarung. Die grafische Qualität des Progamms ist durchweg Stimmungsvoll und konsequent. Ich vermute Mal das man der Reihe SpellForce mit ihren neun Titeln treu geblieben ist. Seit dem 7. Juni 2022 kann man SpellForce III Reforced für Playstation 4, Playstation 5, Xbox One und Xbox Series S|X erwerben.
