Es ist eine klirrend kalte Nacht mitten im Dezember. Menschen laufen in Paaren eng aneinander geschmiegt, ihre Wochenendeinkäufe tragend oder ausgelassen die Nacht einläutend durch die summende Stadt. Zwischen all dem Gewirr aus U-Bahn, Fahrradfahrern und laut beschleunigenden Autos gibt es einen Ort der Ruhe und andersartigen Lebendigkeit. Das „Tapiocaria“ in der Samariterstraße 34a, 10247 Berlin-Friedrichshain, ist das wohl beliebteste und einzigartigste Restaurant mit traditionell brasilianischer Küche in der ganzen Stadt. Dort treffen sich ein internationales Publikum aus Stammkunden und kulinarisch interessierten Menschen.
Die außerordentliche Besonderheit dieses Restaurants ist, dass jedes Rezept zu 100% Glutenfrei ist. Warum klären wir im Folgenden dieses Artikels. Im Interview mit der Inhaberin und Chefköchin des Ladens Mariana Pitanga durfte ich einiges lernen und empfehle jedem sich vor Ort einen kulinarischen Eindruck zu bilden.
Wann und wie alles begann
Schon 2014 hatte die Inhaberin und Chefköchin Mariana eine zündende Idee. Sie schlenderte damals durch die Kreuzberger Markthalle 9 und realisierte, dass es keinen einzigen Foodtruck mit brasilianischem Programm zu finden gab. So war die Idee geboren es selbst anzugehen. Kurzerhand organisierte sie ein kleines Team, einen Wagen und machte sich daran die Marke Tapiocaria Berlin waschen zu lassen.
Von Anfang an war die Zutat „Tapioka“, welches aus der Maniokwurzel gewonnen wird, die Hauptzutat. Auch jetzt noch finden sich Gerichte von der Vorspeise bis zum Dessert, die diese interessante Zutat als Star präsentieren. Erst einige Monate nach Eröffnung ihres Foodtrucks wurde sie darauf aufmerksam gemacht, dass ja alle Gerichte Glutenfrei wären. Eine Eigenschaft, die insbesondere in Berlin schnell mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Das Team reiste mit ihrem Foodtruck über einen Zeitraum von 4 Jahren durch den deutschsprachigen Raum und gastierte bei verschiedensten Veranstaltungen.
2019 öffneten sich schlussendlich die Türen des heutigen Restaurants im Friedrichshain. Auch die „Tapiocaria“ hatte merklich unter der Pandemie zu leiden. Zu dieser Zeit bot das Restaurant noch einen Lieferservice an, den sie nun aus Achtung vor möglichen Wartezeiten und Eingeständnissen bei der Qualität des Essens wieder eingestellt haben. Im Restaurant jedoch können die Klassiker des Foodtrucks, sowie neue Kreationen von Donnertag bis Sonntag genossen werden. Eine Reservierung ist erforderlich.
Wie ist es denn nun, dort zu essen?
Die Atmosphäre ist freundlich, und dank der vielen verbauten hellen Hölzer sehr gemütlich. Eine jede Servicekraft scheint sichtlich Freude an der Arbeit zu haben, was die Zeit im Restaurant als eine sehr angenehme und belebende Erfahrung im Gedächtnis verhaftet. Das hauptsächlich aus Brasilien stammende Team, sowie die 70% portugiesisch sprachigen Gäste füllen den Raum mit einem warmem Sing-Sang aus angeregten Gesprächen. Eine große Zahl der Stammgäste geht zurück auf die Zeit der Markthalle 9, die immer noch gerne wegen der nordbrasilianischen Küche dort einkehren.
Das Essen dort ist anders als von Lateinamerikanischer Küche stereotyp angenommen nicht fleischlastig. Die vegetarische oder vegane Option ist zu nahezu jedem Gericht vorhanden. Ihre Aromen sind nicht minder umfangreich. Süßlich, saure Füllungen, frische Salate, vollmundig würzige Saucen und immer wieder Maniok als bindende Zutat des gesamten Konzepts machen das Essengehen dort zu einem Erlebnis.
Die Gerichte und Getränke
Zusammen erprobten wir brasilianische Käsebällchen, wegen des Tapiocamehls ebenso glutenfrei, die überraschend wenig salzig und fettig waren. Dafür waren deren Konsistenz umso spannender. Ein aus Tapiocamehl geformter und mit Jackfruit süßlich pikant gefülltes Bällchen war der Vielfalt an Geschmäckern und seiner klebrigen Konsistenz wegen mindestens genauso interessant. Die Hauptspeise, eine vegane und klassische Feijoada war das wohl traditionellste Gerichte unseres Abends. Schwarze Bohnen in einer würzig, rauchigen dunklen Sauce, angereichert mit Karotten und Tofu oder eben Fleisch, zu perfekt gekochtem Reis und einem frischen Salat, sowie der sehr geschmacksintensiven Cous-Cous ähnlichen Maniokmehl (Farofa) runden diese Feijoada zu einem äußerst gelungenen Mahl ab. Jedes Gericht hat absolut überzeugt!
Zum Abschluss gab es eine überaus köstliche Schokoladenmousse auf einem Cupuaçu-Marmeladen Spiegel. Auch dieses Dessert ist dem ersten Eindruck kein großes Novum, jedoch durch die Frucht Cupuaçu so gut inszeniert, dass es wie eine kleine Neuerung erscheint.
Es sollte ebenso erwähnt werden, dass die Getränke alle fabelhaft frisch und äußerst lecker sind. Ich gönnte mir einen alkoholfreien Maracuja-Caipirinha, in dem die Kerne der frisch gepressten Maracuja fröhlich zwischen Limetten herumschwammen. Die Möglichkeit einen Drink alkoholfrei zu erhalten ist auch gern willkommen. Sollte man jedoch mal Alkoholika der gehobeneren Qualität verkosten wollen, wird man in der Tapiocaria fündig. Sie verkaufen hochwertige aus Brasilien stammende Cachaça und Rumsorten.
Ein kleines Stück Urlaub
Das Essen, die Getränke und die Atmosphäre machen die Tapiocaria zu einem Ort der wohltuenden Zuflucht. Für einen kurzen Moment reisten wir in eine Welt warmer Sonnenuntergänge, frischer Früchte und einer gelassenen Lebensgestaltung. Einen wirklich großen Einfluss darauf hat die wirklich äußerst freundliche und zuvorkommende Bedienung. Dem Team gelingt es eine einladende und entspannte Haltung zu wahren, was dem doch sehr beschäftigten Treiben im Restaurant die Schärfe nimmt und eine wundervolle Zeit ermöglicht. Die Gerichte sind schlicht, interessant und präsentieren ein großes Verständnis der Komposition von Geschmäckern.