The Batman (2022)

10. März 2022
3 Minuten Lesezeit

Die Geschichte des dunklen Ritters geht zurück bis ins Jahr 1939. Von Beginn an waren seine Fähigkeiten auf die eines Menschen begrenzt. Er war schon immer sehr wohlhabend und daher fähig sich futuristische Geräte zu leisten, mit denen er durch die Nacht schwingen konnte, um Fälle zu lösen. Daher wurde ihm schnell der Titel des „world’s greatest detective“ zugesprochen. Sei er noch so talentiert, noch so wohlhabend, sein Innenleben, all die emotionale Last und die darauf basierenden gezeigten Konflikte unterlagen auch immer sich wandelnden Interpretationen. Bis heute ist er eine der beliebtesten Figuren des DC-Universe.

Einige erinnern sich noch an die ersten großen Batman-Filme, mit denen Tim Burton und Michael Keaton der Figur Bruce Wayne einen ersten Meilenstein setzten. Über die Joel Schumacher Interpretation reden viele nur noch, wenn man Trash-Filme in dem Raum wirft. Die wohl derzeit bekannteste Iteration des Fledermausmannes ist die Trilogie von Christopher Nolan. Die „Dark Knight Trilogy“ setzte neue Maßstäbe an den schwarz tragenden Helden aus Gotham City.

Warum braucht es also noch einen Batman?

The Batman (2022)

Nun, zum einen ist dieser Batman – gespielt von Robert Pattinson – ein grundlegend anderer Ansatz die Figur Bruce Wayne und Batman zu zeigen. Der Film startet mit einem Mord an einem sich zur Wahl des Bürgermeisteramts stellenden Politiker. Kurz danach erleben wir Bats, getragen von einem aussagekräftigen Monolog, wie er seine allnächtliche Arbeit beschreibt und reflektiert. Das allein strahlt schon sehr viel Crime-Noir Flair aus, doch damit nicht genug.

Batman beschreibt sich als „die Vergeltung“, er ist der Schatten, der den Menschen Angst macht. Allein deshalb würden Kriminelle beim Anblick des Batscheinwerfers vorsichtiger durch die Straßen gehen, wenn nicht sogar von ihren Taten absehen. Zudem zeigt sich, wie sehr Batman in die Polizeiarbeit einbezogen wird, denn er ist in diesem Film tatsächlich der weltbeste Detektiv. Es scheint so, als hätte er mit der Strategie der Abschreckung und seinen an diesem Punkt nicht zu verratenden technischen Hilfsmitteln tatsächlich eine sehr hohe Fall-Quote erarbeitet.

Allerdings nicht im Fall des ermordeten Bürgermeisters. Es steht nämlich ein neuer Spieler auf dem Brett. Einer der systematisch vorgeht, geplant und eine Brotkrumenspur aus Rätseln hinterlässt. Es handelt sich um den Riddler, neben dem Joker einer der ältesten Erzfeinde des Batman. Dieser wird von Paul Dano, wie immer meisterhaft psychotisch und seltsam unheimlich verkörpert. Zudem kommen weitere Figuren, die ihre Präsenz in vorigen Verfilmungen erhielten, dort aber nie überzeugen konnten.

Diesem Film gelingt es aber ohne viel Superhelden-Tam-Tam oder außerweltliche Bedrohungen ganz sauber eine spannende Detektiv-Geschichte zu erzählen. Dabei bindet der Regisseur Matt Reeves (War for the Planet of the Apes, Cloverfield) seine Schauspieler in ein mitreißendes Crime-Noir-Setting. Zoë Kravitz spielt eine zeitgemäße und überzeugende Catwoman. Jeffrey Wright ist der loyale und unkorrumpierbare (noch) Lieutenant Gordon. Ein extrem gut von Make-Up Künstlern aufbereiteter Collin Farrell spielt den Pinguin, der von John Turturro, alias Carmine Falcone, die zweite Geige der Unterwelt aus Drogen und Korruption darstellt. Kriminalgeschichte hin oder her, die Umsetzung und Dauer dieses Falls ist allerdings etwas zäh. Die Stationen des Ermittlerteams, also Lieutenant Gordon und Batman, sind zwar logisch, aber langsam. Eine gewisse fesselnde Dynamik fehlt diesem Film an einigen Stellen.

Bild- und Tonsprache

Die Klischees des Crime-Noir, also viel Regen, dunkle Bars und mürrische Ermittler bedient dieser Film im Handumdrehen. Sowohl die visuelle Tonalität, wie auch die Filmmusik von Michael Giacchino (Ratatouille, Doctor Strange, Coco) ist definitiv gelungen. Sie ist sogar so durchdringend dunkel, dass man wie Bruce Wayne selbst die Augen zukneift, wenn mal eine Szene bei Tageslicht stattfindet. Nahezu dreiviertel des Film ist getränkt in Regen, der alles schwer und klamm wirken lässt. Die Stadt ist ungemütlich, die gezeigte Architektur der Sets ist schwer der Gotik und dem Klassizismus zuzuordnen. Dies lässt Atmosphäre auch nicht gerade leichter oder offener erscheinen.

Das Sounddesign ist wirklich super geworden! Das neue Bat-Mobil hat einen wahnsinnig eindrucksvollen ersten Auftritt, die Kämpfe und die Geräusche on Screen sind teilweise so knapp daran „zu laut“ zu sein. Dies könnte an der auf Reize empfindlich reagierenden Perspektive Batmans liegen die wir einnehmen. Vielleicht ist es aber auch ein Weg das gezeigte auditiv hervorzuheben und damit die Wirkung auf einer zweiten Ebene zu verstärken.

Regisseur Matt Reeves zeigt in einigen Szenen sehr schöne und für die Figur symbolhafte Bilder, die den Wandel des Batman in wenigen Sekunden beschreiben. Innerhalb dieser Symbolik liegt zudem vieles, was an gesellschaftlicher Relevanz gewinnt. Ein Held, wie auch das gesamte Genre Superhelden-Film, ist ein Produkt seiner Zeit. Es zeigt im Umkehrschluss auf ein Bedürfnis der derzeitigen Gesellschaft. Diesen Trend kann man in der jüngsten Filmgeschichte häufiger beobachten. Exemplarisch dienen „One-Man-Army“ Figuren (Rambo, Stirb Langsam), die im Alleingang den Feind besiegen. Diese erschienen vermehrt zur Zeit des späten kalten Krieges, als sich die Gesellschaft nach starken Figuren und Vorbildern sehnte.

Ist „The Batman“ also ein guter Comic-Film?

Ja das kann man zweifelsfrei so stehen lassen. Für die vielen Fans des Batman kommt diese Figur sicherlich sehr nah an den Geist des Detektiv-Batman heran. Zugleich zeigt er wiederkehrende klassische Motive der Figur Bruce Wayne und Batman, ganz ohne die all zu oft gesehen Szene des Mords an seinen Eltern zu bedienen. Zweifel, Identitätskrisen und eine gewisse Brüchigkeit des unmaskierten Bruce Waynes sind Kernthemen dieser Geschichte, wie auch vielen anderen über Batman.

Mit seinen 2 Stunden und 55 Minuten ist dieser Film ein echter Brocken, der zugegeben auch seine Längen hat, jedoch die Spannung immer wieder hochtreibt und den Zuschauer an der kurzen Leine hält. Ob dieser Film der bisher beste Batman-Film ist, muss jeder für sich beantworten. Vieles spricht nun mal dafür, wenn man die Vorlage, das Setting und die erzählten Konflikte mit einbezieht.

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

2 Comments Schreibe einen Kommentar

  1. noch gestern mir reingezogen. habe viel erwartet, wurde nämlich schon leicht gespoilert.

    *spoileralarm*meinung*zum*film*

    das er dann doch sooooo gut ist, hätte ich nicht gedacht. kann man nicht mit der vorigen trilogie vergleichen. wie düster der film einfach ist, die musik on point, bruce wayne spricht wenig jedoch macht es die figur dadurch weitaus interessanter … heftig. bin richtig begeistert.

  2. Mein Kinoerlebnis ist jetzt 12h her und mittlerweile schmerzt der 2022 Batman nicht mehr so schlimm. Zwischenzeitlich dachte ich ob vielleicht ein kurzes Nickerchen die bessere Investitionen gewesen wäre aber dann kam wieder das Darth Vader ähnliche Theme um die Ecke.
    Wo ist der Charming Bruce Wayne, der Frauenheld? Warum reden alle wie knurrende Hunde die gleich aufeinander losgehen? Vielleicht war es mir einfach zu nah an der Comic Vorlage. Nolan hatte sich ja schon weit davon abgekapselt und sein eigenes Süppchen gekocht.

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