Uncanny Avengers – Die Kang-Allianz

10. September 2022
2 Minuten Lesezeit

Im Rahmen der Quantumania im MCU hat der Panini Verlag einige Titel herausgebracht, die sich rund um Kang den Eroberer drehen. So auch dieser „Uncanny Avengers: Die Kang-Allianz“ betitelte Re-Print aus dem Jahr 2012, geschrieben von Rick Remender („Deadly Class“) und gezeichnet von Daniel Acuña. Die Farben haben Acunã selber und Dean White in einer Ausgabe beigesteuert. So viel sei voraus gesagt: Es ist nicht der größte Wurf, den Rick Remender mit dieser fünf Hefte langen Miniserie den Avengers beisteuert.

Die unheimlichen und verblüffenden Avengers, oder nicht?

Die Welt der Helden hat einige Krisen erlebt, denn die Erde ist zerstört, fast alle Mutanten sind in erbitterten Kämpfen des AVX-Events („Avengers vs. X-Men“) gestorben und nur noch wenige Überlebende kämpfen nun für die Rettung ihrer Existenz. Die wenigen Überlebenden haben sich auf den Planeten X gerettet. Dort hat sich ein eigenständiges X-Council Regime gebildet, welches von der Tochter Apocalypse namens Eimin, getrieben von eigenem Machtstreben, langsam unterwandert wird.

Auf dem Planeten X sind Havok, Wasp, Hank alias Beast, Thor und einige später Auftretende die einzigen Individuen, die noch daran arbeiten, ihre einstigen Leben zurückzugewinnen. Jedoch erheben sich auf dem Weg dorthin einige größere Probleme. So muss sich Havok beim Versuch, den Tachyonendamm zu zerstören, um so die Abschirmung zu anderen Dimensionen zu öffnen, gegen Magneto und seine Schergen stellen. Nur durch die Hilfe der Wasp mit dem Leben davongekommen, wartet deren Tochter auf sie. Als sie sich beraten, wie sie nun das Problem lösen sollten, taucht der Titelbösewicht auf: Kang der Eroberer. Mit ihm im Schlepptau eine Reihe von totgeglaubten Avengers und Schurken, die alle daran interessiert sind, wieder auf die Erde zurückzukehren. Ihr Plan so einfach und Comic-Quatsch zugleich. Sie wollen nach der Zerstörung des Tachyonendamms ihr Bewusstsein in die Vergangenheit einer anderen Zeitlinie transportieren, um dort die anstehende Katastrophe durch den Angriff des Celestials Exitar abzuwenden.

So weit, so gut. Plötzlich ist die Geschichte auch schon zu Ende. Zwar nicht an jenem gerade beschriebenen Punkt, jedoch an einer Stelle, die mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Zumal man auf dem Weg dahin, ohne tief in der Materie der Avengers und Marvel-Events der frühen 2010er Jahre zu stecken, einfach komplett verloren ist. Der über alle Maße umfangreiche Versuch der Redaktion durch Thomas Witzler im Vorwort einen Kontext für dieses Paperback zu erstellen, gelingt nur zu Teilen. Es ist zwar ein nur fünf Hefte langer Einblick, dennoch ist es phasenweise so wenig greifbar, dass sich die Wirkung und Tragweite dieser Unternehmung verliert. Schließlich geht es um die Rettung der Welt. Da wirkt der persönliche Verlust durch die Entführung der gemeinsamen Tochter Katie schon von größerer Dringlichkeit und Dramatik, als die Rettung der Existenz aller Lebewesen. Wobei man argumentieren kann, dass die eingenommene Perspektive, also Havok als Protagonist, den Verlust seiner Tochter als nachvollziehbar dringlicher und schrecklicher empfindet.

Der Comic hat viele fantastische Dialoge, schön inszenierte Kämpfe und Wendungen, die man so nicht unbedingt erwarten würde. Dennoch wirkt es alles etwas faserig und grob.

Der Stil

Die Zeichnungen Daniel Acuñas sind auf ihre eigene Weise unkonventionell und sehr reizvoll. Seine Figurendesigns zeigen einen Hang zum Realismus, hingegen sie gleichzeitig gewisse Abstraktionen und Stilisierung nutzen. Klobige Muskelpartien paaren sich mit vielschichtig kolorierten Expressionen der Charaktere. Diese Arbeit der beiden Künstler erscheint eine enge gewesen zu sein, denn sie bedingen sich scheinbar in jedem Panel.

Dean White nutzt den von Acunã gegebenen Raum, um seine Farben, die vielen Farbstufen, Struktur wie Kratzer, Abrieb an Kostümen oder auch Explosionen sehr kunstvoll auszufüllen. So ergibt sich eine visuelle Atmosphäre, die man extrem selten zu Gesicht bekommt. Alles in dieser Miniserie Gezeigte hat eine wie auch immer geartete Vielschichtigkeit. Sei es durch gezielt eingesetzte Schattierung oder besagte Oberflächenstruktur. Was Acuña hingegen Wundervolles gelingt, ist die Inszenierung der Helden, wie sie sich in großen Posen bekämpfen und ebenso anschaulich gestalteter Perspektiven in verbalen Auseinandersetzungen. Die Optik dieser Reihe hebt den Lesespaß um ein Vielfaches. Sollte man also ein eher visueller Comic-Leser sein, kann man trotz der doch recht schlichten Handlung sehr viel Gutes abgewinnen.

Fazit
„Uncanny Avengers: Die Kang-Allianz“ kommt imposant daher, kann aber leider nicht mit Inhalten glänzen. Ohne viel Vorwissen, einen ausgiebigen Marvel-Kontext des damaligen Status quo, kann sich recht schnell eine innere Distanz zur Handlung entwickeln. Die Taten und daraus resultierenden Konsequenzen scheinen wenig nachzuhallen. Dem hinzu kommt, dass diese Miniserie leider nur wirkt wie eine Brücke, auf der man unvermittelt steht und sich in beide Richtungen blickend fragt, woher man kam und wohin man gehe. Eine daraus entstehende Identifikation mit der Dramatik der Handlung geschieht ausschließlich über die Tragik der Protagonisten, also die Preisgabe der eigenen Tochter für das größere Wohl. Dieses Paperback kann man lesen, muss man aber nicht. Es sei denn, einem fehlt ebengenau dieses Bindeglied zur Vervollständigung eines langen Handlungsbogens der Avengers.
Pro
Visuell auffälliges Kunstwerk mit unkonventionellen Charakterdesigns und lebendigen Farben; Spannende Dialoge und unerwartete Wendungen in der Handlung.
Kontra
Die Erzählung wirkt möglicherweise gehetzt und wirft mehr Fragen als Antworten auf, wodurch sie weniger wirkungsvoll ist.
9
Lars Hünerfürst

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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