Mary Shelley ist eine der bekanntesten Autorinnen des späten 19. Jahrhunderts, prägend für die Genres Science-Fiction und Horror. In dieser Comic-Adaption der Novelle „Verwandlung“ durch Lara Swiontek erweitert sich das Gesamtwerk der Mary Shelley auch in der Welt der Comics/Graphic Novels wieder ein kleines Stück.
Dieses Werk ist die Diplomarbeit der Künstlerin und wurde in einem hochwertigen Hardcover vom Berliner Avant-Verlag veröffentlicht.
Die Handlung
Der berichtende, aus der Ich-Erzählerperspektive verfasste Prolog setzt die Stimmung für das Folgende. Es sei eine schreckliche Geschichte, die schier unglaublich scheinen mag.
Diese Art der Einleitung ist für die Geschichten der Mary Shelley (und auch anderer Autoren dieser Zeit) eine recht gewöhnliche Methode, eine gewisse Glaubhaftigkeit zu erzeugen.
So berichtet also der Protagonist Guido von seinem Leben, seinem Aufwachsen unter einem unnahbaren und extravaganten Vater, von der Freundschaft und Liebe zu seiner Jugendfreundin und seinem eigenen charakterlichen Verfall. Nachdem Guidos Vater starb, begab er sich auf Reisen. Er landete in Paris und verprasste nahezu das gesamte Erbe seines sehr wohlhabenden Vaters, verkaufte Ländereien und wurde Stück für Stück ein Abziehbild eines arroganten, egozentrischen und reichen Mannes. Jedoch ist auch Reichtum endlich und so muss er wieder in seinen Heimatort Genua zurückkehren.
Ihm schweben eine Heirat und daher finanzielle Sicherheit vor dem inneren Auge. Allerdings ist Guido ein unbelehrbarer und energischer Mensch geworden, dem schon das kleinste bisschen Reue und Demut eine unmenschliche Unzumutbarkeit erscheint. Es kommt zum Ausschluss aus Genua; seine Pläne und Zukunft sind dahin.
Am Punkt seiner negativsten Emotionen passiert jedoch etwas. Ihm wird eine Chance zuteil, die von ihm einen Tauschhandel abverlangt. In dieser Zeit gelingen ihm Erkenntnisse zu seinen Handlungen, die in einer Entladung münden. Doch welchen Preis zahlte Guido?
Der Stil
Lara Swiontek zeigt in der Illustration zweierlei interessante Aspekte.
Zum einen nutzt sie die Monochromie, um Stimmungen zu verstärken. Die anfänglich rötlich-braune Euphorie der Jugendjahre erfährt einen kunstvoll umgesetzten Wechsel zu grau-blauen Tönen, die sich ab dem Zeitpunkt der ersten harten Konsequenzen für Guidos Handlungen bis zum Ende durchziehen. Lediglich einige gelb gefärbte Panels, die einen inneren Monolog oder Traum visualisieren, finden sich im letzten Viertel dieser Geschichte.
Der zweite nennenswerte Aspekt ihrer Illustrationen ist der Stil als solches. Der Entwurf der Figuren ist klar in seinen Linien, minimalistisch und teilweise angelehnt an die karikierenden Zeichnungen von Rutu Modan oder Jan Bachmann.
Die Szenerie ist ebenso schlicht, manchmal schon in ihrer stilisieren Darstellung ähnlich einer Karikatur. Dieser Stil ist der Art der Geschichte angemessen, stößt jedoch in manchen Panels an seine Grenzen. Die Darstellung von dynamischen Naturschauspielen und sphärischen Ereignissen wirkt dahingehend nicht ganz so überzeugend wie andere Teile dieser Geschichte. Die Schatten und die Struktur der Panels fügen sich gut in das gesamte Bild ein. Die unregelmäßige Verteilung von Pigmenten auf dem einfarbigen Hintergrund machen den Anschein, als wäre mit einem Wachs- oder Buntstift gearbeitet worden. Die Bilder wirken daher lebendiger und haptischer.