Wonder Woman 1 – Die Amazone von Asgard

3. Dezember 2021
2 Minuten Lesezeit

Ein radikaler Neustart vieler DC-Serien läuft an. Wie dem redaktionellen Vorwort des vorliegenden Comics zu entnehmen, haben die Köpfe hinter dem DC-Kosmos sich dazu entschieden, ähnlich dem „Secret Wars“-Event, eine Multiversumskollision und gleichzeitige Auslöschung verschiedener ungeliebter Erzählstränge durchzuführen. Dies führte unweigerlich dazu, dass auch einiges schiefgehen kann und Welten aufeinanderprallen, die vielleicht nicht zusammengehören.

In den von Michael W. Conrad und Becky Cloonan geschriebenen, von Travis Moore und Andy MacDonald gezeichneten und getuschten Kapiteln dieses „Wonder Woman“-Neustarts haben zudem Tara Bonvillain und Nick Filardi koloriert. Gemeinsam haben diese sechs Künstler:innen den Start der Diana von Themyscira unter dem Banner des DC Infinite Frontier mit mythologischen Crossovers gewagt. Panini Comics hat es, übersetzt von Ralph Kruhm, auf den deutschen Markt gebracht.

Die Handlung

Schwerter werden geschwungen, Äxte spalten Rüstungen und ein gut aussehender, einladend lächelnder Mann namens Siegfried streckt Diana die Hand zur Hilfe aus. Wonder Woman alias Diana, die Prinzessin von Themyscira, findet sich zu ihrer Überraschung inmitten einer kampfeslustigen Ansammlung von bereits verstorbenen Bewohnern Asgards. Sie erfährt, dass dies die ewigen Schlachtfelder von Walhalla sind, dem Ort des letzten Friedens der Asen. Dort wird geschlitzt und geköpft, um allabendlich von den Walküren wieder ins Leben geholt zu werden und schließlich gemeinsam mit den Kameraden starken Met zu trinken und zu speisen.

In ihren Visionen, die Diana erfährt, wenn sie mal wieder in einer Schlacht stirbt, wird ihr klar, dass etwas ganz grundlegend nicht stimmen kann. Sie ist keine Ase, sie ist keine Walküre und doch befindet sie sich in diesem Universum. Auch fällt es ihr immer schwerer, sich an ihr altes Ich zu erinnern, ihr fehlen sogar die Kräfte.

Nur Ratatöskr, das für Intrigen und Listigkeit bekannte Eichhörnchen, erbarmt sich der verlorenen Diana und lotst sie von einer Erkenntnis zur nächsten. Denn etwas stimmt auch nicht mit dieser Welt. Ein Ungleichgewicht hat sich breitgemacht und der Weltenbaum Yggdrasil ist im Begriff zu sterben, was unwiderruflich die Zerstörung aller Welten mit sich brächte. So wird Diana – mit der Hilfe Odins – zu einer neuen Mission aufbrechen, im Kampf gegen das Böse, gegen einen ihrer Erzfeinde, gegen göttliche Bösewichte und für die Barmherzigkeit und die Gerechtigkeit ihr Lasso schwingen.

Der Stil

Die ersten vier der fünf Kapitel dieses Paperbacks sind sehr überzeugend in ihren Zeichnungen, Entwürfen und der visuellen Struktur. Sie zeigen eine Wonder Woman, die vom Look ein wenig an ihr menschliches Konterfei Gal Gardot erinnert. Die Entwürfe der Asen sind im Vergleich zur Marvel-Welt der Asgardier etwas derber und weniger glitzernd makellos. Auch wenn der gesamte Stil dieses Paperbacks natürlich sehr modern ist, nutzen die Künstler:innen einige sehr schöne Mittel, mythologische Wesen und Konzepte klassisch zu visualisieren.

Die Kolorierung und Schattierung lässt die gesamte Welt der Asen weitestgehend lebendig wirken. In ihrer farblichen Gestaltung und dem Detailgrad des Designs sind sie dann aber nicht sehr viel ausgefallener als aktuelle „X-Men“-Titel.

Die Dialoge und Reaktionen unserer Heldin hingegen sind teils in gut gewählten Panels, die wie schnelle Zwischenschnitte wirken, umgesetzt worden.

Fazit
„Wonder Woman 1 – Die Amazone von Asgard“ ist ein sehr spaßiges, spannendes und Lust auf mehr machendes Crossover zweier mythischer Welten. Die omnipotente und übermächtige Heldin zu entwaffnen, ihr die Erinnerung und ihre Aufgabe zu nehmen, schafft an sich bereits eine große Fallhöhe und ermöglicht es den Leser:innen (sehr geeignet auch für Neueinsteiger!), die Welten zu entdecken und auch noch einiges zu lernen. Diana wird zudem als integre und zeitgerechte Figur geschrieben, die Verantwortung und Vergangenheit als konstantes Dilemma in sich trägt. Es macht einen Heidenspaß, Diana auf ihrer Reise zu begleiten, aber nicht zu laut sagen, sonst wird Thor wütend.
Pro
Faszinierendes mythologisches Crossover und Charaktertiefe.
Kontra
Begrenzte Erkundung von Asgard und einige Unstimmigkeiten in der Kunst.
9.2

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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