Der Chefautor Wolverines, Benjamin Percy, hat sich wieder seiner liebsten Disziplin gewidmet: Eine Crime-Story und Wolverine ist Protagonist. Eines muss direkt voraus gesagt sein: Es macht tierisch Spaß und weckt Lust auf den kommenden Teil.
„X Leben & X Tode von Wolverine 1“ erscheint im Paperback bei Panini Comics.
X-Men und der Kanon
Die von Jonathan Hickman aufgebaute und nun zu großen Teilen abgeschlossene Ära endete in „X-Men – Inferno“. Darin wurde Moira McTaggert aus dem Kreis der Mutanten verbannt, ihrer Fähigkeiten der Reinkarnation beraubt und von Mystique gejagt. Der Start dieses Comics ist allerdings auch gänzlich ohne Vorwissen und nur durch den redaktionellen Text im Vorwort verständlich.
Da Moira McTaggert nun nicht mehr wiedergeboren werden kann, da sie ihre Mutantenkräfte verlor, muss nun Wolverine als die Wunderwaffe an die Arbeit. Mithilfe von Charles Xavier und Jean Grey wird dieser in seinen Körper vergangener Ichs geschickt, immer mit einem Ziel: Das Leben des Professors Charles Xavier zu retten. Dabei gerät er in die Abgründe seiner eigenen Vergangenheit und gleichzeitig ikonischen Ereignisse der Comic-Geschichte. Allerdings leidet Wolverine schwer darunter und er beginnt unter der psychischen Belastung zu brechen. Immer wieder muss er zudem gegen einen seiner Erzfeinde, Omega Red ankämpfen. In allen Phasen seiner eigenen Geschichte wühlt jetzt der unsterbliche Logan alias Wolverine und bekämpft wie in einem nie endenden Fiebertraum den von Hass getriebenen Omega Red.
Omega Red hat derweil herausgefunden, dass er von Magneto und Xavier belogen und vor seiner Wiedergeburt verändert wurde. Er spielte ein doppeltes Spiel und gelangte aus guten Gründen in Gewahrsam. Jetzt wieder frei, begibt er sich nach Russland, um alte Bekannte zu treffen und einen Gegenschlag gegen Krakoa anzustiften. Oder vielleicht doch wieder ein doppeltes-doppeltes Spiel?
Während Wolverine weiter durch seine eigene Geschichte hindurch geschliffen wird, mehr und mehr seiner psychischen Resistenz verliert, betritt ein ganz anderer Wolverine die Insel Krakoa. Es ist ein technisches Wesen, das von der Insel geduldet wird. Dieser Wolverine, komplett schwarz, mit nur wenigen orange-gelben Linien versehen, begibt sich ebenfalls auf die Jagd nach Moira McTaggert und so entsteht eine Hetzjagd auf vielen Zeitebenen und Realitäten. Benjamin Percy zeigt spielerisch, wie Thriller im Superheldenkostüm auch funktionieren können.
Die Stile
Diesen sich abwechselnden Zeitlinien und Handlungssträngen kommt sehr zugute, dass zwei Zeichner in ihren jeweiligen Handlungssträngen arbeiten. Es sind zudem zwei absolut großartige Zeichner: Federico Vincentini und Joshua Cassara.
Beide tauchen in den letzten Monaten immer wieder in großen Serien auf und beweisen ein ums andere Mal, warum sie auch noch eine lange Reise vor sich haben werden.
Ihre Bilder sind einfach Zucker für das ermüdete Auge des ewig glatten Superhelden-Looks. Sie arbeiten beide mit vielen Details und einer ausgewogenen Szenerie.
Vincentinis Bilder haben eine gedecktere Tonalität inne. Mehr Schraffuren, etwas weichere Linienführung, ein schöner Blick für Perspektive und Bildausschnitt sind die augenscheinlichsten Merkmale.
Cassaras Panels sind hingegen einiges poppiger, eher dem Mainstream zugewandt und dennoch erfrischender als so mancher andere Comic. Seine Figuren leben von den Expressionen und wirken kräftig und ausdrucksstark.
[…] und das vorige Paperback erscheinen natürlich bei Panini […]