Eine aufregende zweiteilige Reise geht zu Ende. Unter der Leitung des hiesigen Stammautors des wohl beliebtesten Kanadiers mit Adamantium-Klauen setzt Benjamin Percy einige interessante Akzente.
In enger Zusammenarbeit mit den Zeichnern Joshua Cassara und Federico Vincentini haben sie diese Miniserie stilistisch und erzählerisch wirkungsvoll umgesetzt.
Dieses und das vorige Paperback erscheinen natürlich bei Panini Comics.
Die Flucht nach vorn
Seit Jonathan Hickmans revolutionärem Neustart gehörte Moira McTaggert zu einer der wichtigsten Figuren des Schicksals aller Mutanten. Sie durchlebte neun Leben, in denen sie immer wieder daran scheiterte, die Menschheit – also auch die Mutanten – zu retten. Nun wurden ihr kürzlich ihre Kräfte der Reinkarnation genommen und sie scheint außerdem an einer schweren Krebserkrankung zu leiden. Hinzu kommt, dass nicht nur Mystique, sondern auch der ominöse Wolverine einer bisher unbekannten Zukunft sie jagen. Sie wendet sich in ihrer Verzweiflung und ihrer zunehmenden Radikalisierung dem Hightech-Entrepreneur Arnab Chakladar zu. Mit ihm entwickelt sie eine Waffe, um die Zerstörung der Mutanten zu erzwingen, denn sie seien verantwortlich für den Untergang allen Lebens.
Im ersten Band dieses Zweiteilers verfolgten wir das Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem von Rasputin entsandten Omega Red und Wolverine. Sie kämpften sich durch die größten Ereignisse von Wolverines Geschichte und es endete mit der Übernahme des Wolverine durch das Bewusstsein des Omega Red. Dies führte dazu, dass nun also Rasputin über Omega Red und das in die Vergangenheit gesendete Ich des Wolverine einen direkten Kontakt und Kontrolle zum Wolverine der Gegenwart besitzt. Sofort greift dieser Charles Xavier an, während Jean Grey versucht, die Verbindung zu stören.
Der auf dem Cover posierende Omega-Wolverine aus der Zukunft hat nun Krakoa betreten. Er wird begrüßt von seinen Nachfahren Laura Kinney, Daken und Scout, die versuchen, ihm etwas entgegenzusetzen. Anstatt zu kämpfen, werden sie vom Wolverine der Zukunft über seine Lebensrealität informiert, in der er als letzter Überlebende der Homo Superior eingesperrt in einem Gehege wie ein Tier beobachtet wird. Seine Mission ist es, Moiras Aktionen gegen die Mutanten zu verhindern. Ihm gelingt es, Moira McTaggert zu töten – vorerst. Selber jedoch nimmt das Phalanx-Virus von ihm Besitz und er wird im Kampf gegen den aktuellen Wolverine der Gegenwart ein bitteres Ende finden müssen.
Dieser zweite Band ist vielschichtig, verworren, in Zeitebenen und Orten springend und es ist eindeutig der Wegbereiter für eine neue Ausrichtung des X-Men-Kosmos. Auch wenn die Lektüre dieser Miniserie zu großen Teilen sehr viel Spaß macht, da sie interessante Wendungen hat und dank des Montagecharakters spannend zu beobachten ist, kann es gelegentlich passieren, dass man den Faden verliert.
Stilistisch überzeugend
Die derzeitig heiß gehandelten Zeichner Joshua Cassara und Federico Vincentini sind für die Bilder dieses Comics verantwortlich. So viel sei gesagt, es lohnt sich in allen Belangen.
Die zwar unterschiedlichen Stile, Cassara ist etwas poppiger und kantiger als der detailverliebte Vincentini, fügen sich in der Gesamtheit zu einem sehr gut harmonisierenden Ganzen.
Diese Ausgabe ist voll von großartigen Splashpages, anregenden Panelstrukturen, schönen und gleichzeitig harten Bildern und sehr überzeugender und adäquater Kolorierung durch Dijjo Lima für Cassara und Frank Martin für Vincentini.
Es ist einfach schön anzusehen, wenn sich ein kleines Team aus Künstlern um eine Geschichte kümmert und sich in ihren Designs und Ausschmückungen gegenseitig beeinflusst. So entstehen tolle Superhelden-Storys, die man sich gern auch noch einmal ansieht und liest.