Der X-Men Kosmos ist zu einem riesigen Planeten umspannenden Monstrum angewachsen. Dass in „X-Men: Sinisters Sünden 1“ daher noch ganz andere inhumane Dinge geschehen können, scheint also nicht fern zu liegen. Diesen ersten Teil eines hauptsächlich im Mutanten-Kontext ablaufende Event schrieben die Autoren Al Ewing (Hulk), Kieron Gillen (Eternals) und Simon „Si“ Spurrier (Coda). Die Liste an Zeichnern dieses bei Panini erschienenen Paperbacks ist fast endlos. David Baldeón, Stefano Caselli, Joshua Cassara, Marco Checchetto, Andrea Di Vito, Travel Foreman, Carlos Gómez, David López, Paco Medina, Juan José Typ, Geoffrey Shaw, Federico Vincentini und Lucas Werneck sind mit dabei. Es ist eine geballte Ansammlung der zum Zeitpunkt des Erscheinens höchst gehandelten Künstler.
Reset
Man muss zur Lektüre dieses Paperbacks in der Materie sein. Dies ist wohl der größte Kritikpunkt überhaupt. Denn selbst wenn man sich in die verstrickte und komplexe Handlung, die teilweise in 8 separat laufenden Comic-Reihen erscheint, im Hinterkopf hat, ist es nicht ganz leicht mancher Anspielung zu folgen. Doch was passiert?
Nathaniel „Sinister“ Essex gehört zu den durchtriebensten Mutanten und Klon-Forschern dieser Welt. Seine mehrfachen Versuche das Stille Konzil zu übermachten und sich als Alleinherrscher zu installieren, scheiterten bisher immer kläglich. Allerdings gelang es ihm nun die Wiedergeburts-Logik der Mutanten auf Krakoa zu beeinflussen. Eine schleichende genetische Veränderung vieler sterbender Mutanten sorgt dafür, dass er nun alternative Versionen dieser Hauptfiguren in die Welt bringt. Das bedeutet, dass selbst Professor X und Emma Frost, einige der stärksten Psi-Mutanten, nun auch das Karo auf der Stirn tragen und im Sinne des Mr. Sinister handeln. Es ist Mr. Sinister also somit gelungen das Stille Konzil, die höchste Instanz der Mutanten, zu infiltrieren und sich an die Spitze dieses zu stellen.
Das konnte nur gelingen, da sich Mr. Sinister die Fähigkeiten der Moira MacTaggert zu eigen machte. Diese, wie in House of X & Powers of X aufgestellte Prämisse der Reset-Fähigkeiten durch den Tod verschiedener Klone der Moira MacTaggerts nutzt Mr. Sinister, um seine eigenen Ziele zu perfektionieren. Es ist nun bereits der siebte Durchlauf, den Mr. Sinister laufen lässt.
Vier Zeichen, vier Motive
Wie bei den Spielkarten gibt es auch auf der Stirn der verschiedenen Nathaniel Essex Klone (niemand weiß so richtig, wer der „Echte“ ist) eben jene vier Symbole. Mr. Sinister trägt das Karo, welches nun das Erkennungszeichen für den Kult des Karos ist. Jedoch lebt auch noch weit entfernt der Orbis Stellar, ein alter Mann, der mit Mystique und Destiny (sie kann die Zukunft voraussehen) paktiert und nur in einem Kapitel angedeutet wird, dass dort noch etwas Großes folgen soll.
Parallel dazu herrscht die einzige weibliche Version des Nathaniel Essex (genetisch gestaltet nach seiner einstigen Frau) die Mother Righteous über einen extrem militanten Zirkel aus Nightcrawler-Klon-Varianten. Mit Hilfe der Teleport-Fähigkeiten spannt sie ein Netz aus Gewalt und Zerstörung über den Kosmos. Sie versucht ihrerseits die Dominanz des „Karos“ zu unterwandern und ihre eigene Gewaltherrschaft zu installieren. Ihr gelang es das Labor des Mr. Sinister (Karo) zu stehlen und somit die Möglichkeit zu entfernen einen weiteren Reset mit MacTaggerts Fähigkeiten zu starten.
Die gesamte Handlung überspannt einen Zeitraum von über 100 Jahren, was eine interessante Perspektive auf die Veränderungen durch die Dominanz der Sinisters aufzeigt. Diese scheinbar schleichenden Veränderungen, bieten eine Kritik auf politische Alleinherrschaft und das Streben nach Dominanz durch Gewalt und Macht. Jedoch wird diese Kritik bisher nicht sehr umfangreich ausformuliert, denn diese erste Ausgabe erscheint wie eine große, teilweise doch sehr hilflos zurücklassende Exposition in eine Welt der Komplexität ohne scheinbares Ziel.