Die Minieserie „X-Men: Sinisters Sünden“ findet nun in diesem zweiten Paperback ihren Abschluss. Die bei Panini Comics erschienene Ausgabe sammelt alle zu diesem Event dazugehörigen Comics in diesen zwei Ausgaben. Wie sich daraus schon ablesen lässt, ist dieses Event demnach eine Mixtur aus verschiedenen, parallel laufenden Serien. Daher sind auch neben Al Ewing (Hulk), Kieron Gillen (Eternals) uns Si Spurrier (Coda) als Autoren in ihren jeweiligen Serien tätig. Neben dieser breiten Auswahl an Autoren finden sich auch eine große Bandbreite an Zeichnern in „X-Men: Sinisters Sünden 2“. Mit dabei sind Andrea Di Vitto, Paco Medina,. Philipp Sevy, Lorenzo Tammetta, Alessandro Vitti und Lucas Werneck, die ihrerseits vielseitige Stile präsentieren. Diese Vielseitigkeit in Autoren und Zeichnern lässt sich beim Durchblättern bereits erkennen, denn es ist kein konsistenter Stil darin zu finden. Etwas, das den Events bei Marvel häufig eigen ist.
Nahtloser Anschluss
Im vorigen Paperback „Sinisters Sünden“ baute sich die über Jahrhunderte erstreckende Handlung bereits auf. Darin haben wir erfahren, dass sich mehrere Klone des Sinister einem anscheinend gemeinsam geführten Plan unterwarfen. Die Unterwerfung des Universums. Mittels der Re-Kodierung des Genmaterials der größten Helden der X-People gelang es die „Wiedergeburt“ durch die in Krakoa befindliche Reproduktion von Körpern und Erinnerungen zu manipulieren. Fast alle wurden so zum Teil des Sinister-Schwarms.
Dass sich diese Fraktionen in ihren zumeist egoistischen Zielen jedoch nicht in der Gänze einig sind, zeigte sich in Ansätzen. So ist die Mother Righteous die wohl ambitionierteste und mit der Hilfe einer vielfach geklonten Nightcrawler-Armee daran die Planeten nacheinander zu unterwerfen. Einige ihrer Untergebenen entwickeln sich jedoch raus aus dem von Mother Righteous konstruierten und totalitären Kollektiv. Ein Streben zur Individualisierung findet statt, welche das Kollektiv zu Fall bringen soll.
Als einzige noch unabhängige Aufstandsgruppierung hat Storm die letzten Überlebenden diese Jahrhunderte andauernden Machtübernahme um sich geschart. Dieser Widerstand erleidet heftige Verluste, es werden große Kämpfe stattfinden und einige derbe Enttäuschungen groß inszeniert.
Das Problem
Die Prämisse dieses Events ist und bleibt die Gleiche. Die Figuren haben so lange Zeit ihre Ambitionen und Allmachtsphantasien auszuleben, bis sich jemand dazu entschließt eine der Moiras (ihre Fähigkeit ist eine temporaler Reset) zu töten. Damit würde für alle anderen die Zeit neu beginnen, nicht aber die oder den Sinister-Klon der es initiiert und durch Transport der eigenen Erinnerungen gelungen ist, sich so aus der Schleife herauszunehmen. Es ist so gesehen eine aus „Täglich grüßt das Murmeltier“ bestehenden Teilen, die durch die Färbung eines interstellaren Faschismus eine weitere Dimension gewinnt. Der letzte Reset durch Tötung einer Moira liegt nun schon viele Jahre zurück und so konnte sich das Imperium der Mother Righteous zu einem dieser Größe entwickeln.
Nun versucht also der diese gesamte Handlung beginnende Sinister aus Krakoa jenen Reset zu suchen. Seine Schöpfung ist ihm aus den Händen geglitten und er will die Welt wieder zurück an einen Punkt versetzen, wo ihm die Macht in den Händen liegt. Das Labor, in dem sich die Moira-Klone befinden, ist jedoch verschwunden und kann erst in dieser Ausgabe vom Aufstand unter Storm infiltriert werden, vergebens. Denn die Redewendung „halte deine Freunde nah, aber deine Feinde näher“ und die zunehmende Ablösung einiger Individuen aus dem Kollektiv führen zu eigenen Problemen, die dieser gesamten Handlung eine waghalsige Wendung zuführen.
Form und Inhalt – das Event
Allerdings konnte auch „X-Men: Sinisters Sünden 2“ und das Event nicht in der Gänze überzeugen. Die Handlung ist sehr zerfasert, man kann den Plot-Points folgen, kommt jedoch schnell an die Grenzen des Verstehens, selbst mit einer umfangreichen Hintergrundkenntnis des X-Men-Kanons. Die Vielzahl von Intrigen und parallel geführten Handlungen macht das Verständnis nicht leichter. Hinzukommt die teilweise sinnvoll eingesetzten Stilbrüche zwischen den einzelnen Heften. Manches Mal ergeben sie Sinn, da sich eine andere Perspektive und Handlung anders anfühlen soll und kann. In den meisten Fällen funktioniert jedoch die Zusammenführung dieses Mosaiks aus Figuren und scheinphilosophischen Dialogen zur Bedeutung des Lebens und der Zeit nicht.