Das war’s also. Das große Finale. Kazuma Kiryu, der Drache von Dojima, hängt den Anzug an den Nagel – oder zumindest versucht er es. Mit Yakuza 6: The Song of Life schließt die Hauptreihe ab, und die Erwartungen waren hoch. Aber hat der letzte Teil geliefert? Nun ja, sagen wir mal: Es ist ein emotionaler Abschied, aber auch ein Spiel, das seine Macken hat. Und ja, ich werde frech – es gibt genug Grund dazu.
Babysitten statt Prügeln
Nach dem epischen Marathon in Yakuza 5, der gefühlt halb Japan umfasste, ist Yakuza 6 überraschend … reduziert. Kiryu ist wieder einmal aus dem Knast zurück und findet sich plötzlich in einer Vaterrolle wieder – oder genauer gesagt als Babysitter für Harukas Baby Haruto. Die Story dreht sich um Kiryus Suche nach Antworten: Wer ist der Vater des Kindes, was hat Haruka in seiner Abwesenheit durchgemacht, und wie hängt das alles mit den Machenschaften der Yakuza zusammen?
Es klingt nach Drama, und ja, es gibt Gänsehautmomente. Aber man merkt, dass die Autoren diesmal auf einen kleineren, persönlicheren Rahmen setzen wollten. Das ist an sich nicht schlecht, aber manchmal fühlt es sich an, als hätte man die epischen Schlachten und komplexen Verstrickungen der Vorgänger gegen … Windelwechsel und Wiegenlieder eingetauscht.
Kamurocho und Onomichi: Zwei Welten, ein Problem
Die Open World ist erneut ein Highlight. Kamurocho ist so lebendig wie eh und je, mit Neonlichtern, schrägen Gestalten und all dem Chaos, das wir lieben. Neu dabei ist Onomichi, ein malerisches Küstenstädtchen, das erstaunlich charmant ist. Die Mischung aus Großstadt und Kleinstadt funktioniert gut, aber es gibt weniger zu tun, als man erwartet. Viele Nebenaktivitäten wurden gestrichen – goodbye, Bowling und Karaoke-Duelle. Stattdessen gibt es ein Katzencafé-Management. Ja, ernsthaft.
Und während Onomichi durchaus Charme hat, fühlt es sich manchmal zu leer an. Wo sind die kuriosen Nebenmissionen, die in jedem Yakuza-Spiel für Lacher und WTF-Momente sorgen? Es gibt sie noch, aber sie sind rarer geworden. Dafür gibt es mehr Fokus auf die Hauptstory, was okay ist – aber es fehlt einfach diese typische Yakuza-Mischung aus Ernsthaftigkeit und totalem Wahnsinn.
Gameplay: Der Drache ist müde
Das Kampfsystem wurde überarbeitet und fühlt sich direkter an, aber es fehlt an Vielfalt. Die verschiedenen Kampfstile aus Yakuza 0 oder Kiwami 2? Weg. Stattdessen gibt es nur noch einen Stil, was auf Dauer etwas monoton wird. Klar, die Kämpfe sind immer noch befriedigend, und die Heat Moves sind brutal wie eh und je, aber die Abwechslung fehlt. Es ist fast so, als ob Kiryu selbst merkt, dass er langsam zu alt für den Mist wird.
Dafür gibt es eine neue Engine, die beeindruckende Grafiken liefert. Gesichter, Animationen, sogar die Umgebung – alles sieht besser aus als je zuvor. Aber Schönheit ist nicht alles, wenn das Gameplay an Ecken und Enden schwächelt.
Das Ende: Mehr Fragen als Antworten
Ohne zu spoilern: Das Finale von Yakuza 6 ist emotional und durchaus gelungen – aber es fühlt sich auch etwas gehetzt an. Es werden nicht alle Fragen beantwortet, und man merkt, dass die Entwickler die Tür für potenzielle Nachfolger offenlassen wollten. Für einen Abschluss einer so langen Saga hätte ich mir einen mutigeren Schritt gewünscht.