Das Jahr 1999. Ein Computer mit einem AMD Athlon mit einer Taktung von einem ganzen Gigahertz und einer Voodoografikkarte von 3dfx schafft es gerade so, mir die an der Hand abzählbaren Polygone von Tomb Raider III wiederzugeben. Eröffnet wird alles mit einer Rendersequenz, die sich wirklich sehen lassen kann. Danach folgt Stunden langes Suchen nach dem richtigen Schalter in der Wand, um weiterzukommen. Nirgends gibt es eine grobe Hilfestellung, das Internet ist noch einige Jahre entfernt. Trotzdem bleibe ich zusammen mit meinem älteren Bruder dran und versuche jedes Rätsel zu lösen und die fast unmöglichen Sprungpassagen zu meistern. Gameplay und Grafik wirkt im Vergleich mit heutigen Ablegern wie aus einer anderen Welt.
Von Revolution zu erzwungener Evolution
Damals blieb ich selbst der Tomb Raider Reihe rund um Lara Croft treu. Bis zu dem großen Debakel auf der Playstation 2. Mit Tomb Raider: Angel of Darkness hatte ich nach zahlreichen Mails von Amazon, die mir meine Mutter gezeigt hatte, in denen immer wieder von einer Verschiebung die Rede war, zum ersten Mal gelernt, dass, Spiele auch nur Produkte/Waren/Güter sind, deren Qualität auch einfach Scheiße sein kann. Wem der kleine Sprung in die Vergangenheit Spaß gemacht hatte, sollte sich die Tomb Raider History Reportage der Rocket Beans anschauen.
Tschüssie Lara!
2006 besuchte ich zuletzt die Welten von Tomb Raider: Legend. Ganz unterbewusst natürlich auf dem PC. Lag wahrscheinlich auch daran, das es damals in der Videothek auslag und leicht zu kopieren war. Frisches Gameplay implemtierte Entwickler Crystal Dynamics, die zum ersten Mal, der Grabräuberin leben einhauchten. Es ist eine nicht ganz uninteressante Geschichte, wie es dazu kam das ein schöpfender Entwickler seine eigene Marke aufgibt. Unbedingt die Doku der Rocket Beans anschauen.
Wie gut kann ein Acht Jahre altes Tomb Rader heute sein?
11,4 Stunden zählt die Uhr meiner Steam Bibliothek. Gespielt hatte ich über meinen Raspberry Pi 4 der via Steam Link einen Stream meines Windows-System auf das Couch-Setup bekam. Konsolenspiele passen bei mir immer besser in einer gemütlichen Spieleabend Position. Auch wenn auf dem Fußboden sitzend und mit dem Rücken an der Couch gelehnt, es muss der Fernseher leuchten und der Controller in der Hand liegen.
So und wie spielt es sich nun? Eigentlich ziemlich gut dafür, das es mittlerweile schon zwei Konsolengeneration hinter sich hat und wie gesagt mehr als 8 Jahre schon an der Grafik nagen. Animationen des nicht vorhandenen Motion-Capturing wirken steif und holzig sowie ein wenig albern. Die englischen Sprecher sind gut. Die Geschichte der jungen Lara Croft auf dem Weg zu einer ihrer Expeditionen wirkt glaubhaft und durch die doch recht starke, der einzig sympathischen Nebencharaktere, die sich um sie herum bewegen, schwingen ein wenig die Highschool Horror Ära wieder auf.
Das Böse, hier auf dieser verlassenen Insel seit einigen Jahren einquartiert, hat wieder diesen Crazy-Sekten-Religion-ist-das-einzig-Wahre Stil und die zahlreichen Stand-Ofs mit dem pickligen weißen Dude unter der Kapuze zerkratzen meine Schwelle der Fremdscham. Im Gesamtpaket der Trilogie und im Fall der meinem gleicht, sprich keinen einzigen Teil der letzten 10 Jahre gespielt, sollte man als Käufer der Trilogie unbedingt damit einsteigen. Hier etablierte Anspielungen und Chraktere wandern durch die kommenden zwei Teile. Dennoch ist Tomb Raider von 2013 eine 5/10. Außerdem ist dieses Spiel eine direkte Vorlage für den Film von 2018.
4K, Anti-aliasing nur mit SSAA 4x und Tessellation auf ON
Waren die Lüfter meinen PCs bei Tomb Raider noch im quasi Stand-by-Modus, so brüllten gerade die drei Amigos meiner Nvidia 1660 Ti doch ein wenig lauter als üblich. Knapp vier Jahre liegen zwischen Nummer 1 & 2. Von der Playstation 3 wird nun auf der Playstation 4 gehüpft. Einen selten so extremen Sprung in puncto Grafik hat man selten gesehen. Immer noch Entwickler Crystal Dynamics am Werk, die bei Rise of the Tomb Raider bewiesen haben, wie man eine Marke auf das nächste Level hebt. Von One zu Trible AAA. Nun wurde neben exklusiv Games um die Spitze der Verkaufcharts gekämpft. Schön für die Entwickler, doof nur für Spieler. Um das eigentliche Hauptspiel baute sich eine Paywall aus DLCs und Vorbestellerbonis auf. Season Pass und zusätzliche Outfits wurden wegen eines mir unergründlichen aggressiven Marketings versucht zu verticken.
„Hey du! Folg einfach dem Quest-Marker!
Zwar hüpfen wir durch eine Benchmark-Demo, die noch ein paar Jahre Grafikkarten in die Knie zwingen wird, aber selten fühlt man sich Herr der Lage. Die teils sympathische Openworld diente für mich nur als Schauplatz einer Theateraufführung. Jemand L.A. Noire gespielt? Wenn ja, dann wisst ihr hoffentlich, was ich damit meine.
Shadow of the Tomb Raider liegt mit seinen knapp 20 Stunden Spielzeit (nur die Haupt-Story) in einem guten Preis/Leistungsverhältnis. Der Vergleich zu einer interaktiven, spannenden TV-Serie, die in kleinen Häppchen konsumiert wird, trifft hier sehr gut. Der Schwierigkeitsgrad wird stark entwertet. Grund dafür ist, dass in dieser Version sämliche Bonusinhalte dabei liegen und einige Outfits im Spiel direkte Auswirkung auf das Gameplay haben. Extra Schaden und mehr Rüstung und so weiter, die Liste ist lang.