Der Kult-Klassiker „Batman: The Killing Joke“ hat eine verdiente Neuauflage erhalten. Im großformatigen Album, erscheint dieser 1988 von Alan Moore geschriebene und Brian Bolland gezeichnete Comic. Dieses Werk wirft selbst drei Jahrzehnte später noch große Schatten und beeinflusst die aktuelle Landschaft der Comics und Filme. Nicht nur der Film „Joker“, in dem Joaquin Phoenix brillieren konnte, zeigt wie wichtig dieser One-Shot ist. Die gesamte Comic-Reihe der „One Bad Day“ basiert auf der Prämisse dieses Werks. Mit dieser 35 Jahre Jubiläums-Neuauflage hat uns Panini nochmal in Erinnerung geholt, warum diese Geschichte in jedes Regal eines Comic-Fans gehört.
Der tödliche Witz
Arkham Asylum ist ein Ort des Schreckens. Die gefürchtetsten Superschurken und gefährlichsten Verbrecher sitzen dort ein. Die Dunkelheit liegt mit langen Schatten in den Fluren, als Batman in die Zelle des Jokers tritt. Der Verhör verläuft jedoch anders als erwartet. Es stellt sich heraus, dass der wahrhaftige Joker nicht dieser in der Zelle befindliche ist. Ein Double lenkt den besten Detektiv der Welt ab, um dem einzig wahren Narren freie Hand zu lassen. Der Joker, eine durchgehend namenlose Figur, plant seinen großen tödlichen Witz. Er bemächtigt sich eines alten Zirkusplatzes und entführt Commissioner Gordon. Im Prozess der Entführung schießt der Joker Barbara Gordon in den Bauch. Dieser Einschnitt in die Figur wird von allen folgenden Autoren angenommen und verlieht ihr außerdem eine mehr als gute Motivation schlussendlich Batgirl werden.
Während Batman versucht seinen besten Vertrauten im Staat zu lokalisieren und zu retten, erfahren wir die Hintergründe des Jokers in Rückblicken. Wie sich zeigt, ist diese Figur von Geltungsdrang und der Suche nach öffentlicher Anerkennung getrieben. Er kündigt seine eigentlich sichere Arbeit in einer Chemiefabrik und möchte ein Comedian sein. Zum Leidwesen seiner schwangeren Frau startet seine Karriere schlecht und er gerät in Kontakt mit Kleinkriminellen. Sie drängen ihn, immer mit der Erinnerung an die finanzielle Last eines Kindes, in eine der Hallen seines vorigen Arbeitgebers einzubrechen. Kurz bevor der Bruch stattfinden soll, erfährt der namenlose Antagonist, dass seine Frau bei einem Unfall verstarb. Dies ist dieser eine Moment, der die Figur zerstört. Wäre es nicht so tragisch, würde man darin bereits einen tödlichen Witz erkennen können.
Wir müssen uns nicht gegenseitig töten…
Das Handeln des Jokers scheint, wie häufig für die Figur charakteristisch, willkürlich und ausschließlich sadistisch. Doch steht hinter den Aktionen des Antagonisten mehr Kalkül und Berechnung, als sich dies auf den ersten Blick vermuten ließe. Das eigentliche Ziel des Jokers ist anhand Commissioner Gordon zu beweisen, dass es nur einen schlechten Tag braucht, um dem Wahnsinn zu verfallen. Das Zuschaustellen einiger, auch für die Lesenden schwer zu verkraftenden, Bilder seiner gefolterten und entblößten Tochter, soll diesen Prozess auslösen.
Batman hingegen als die Instanz der kalten Berechnung und Pläne realisiert, dass dieses ewige Duell kein Ende finden wird. In nur wenigen Panels abgehandelt, erklärt sich Batman vor dem Joker und bietet ihm die Alternative einer Koexistenz an. Fast so als würde die unkontrollierbare Emotion vom Verstand ein Angebot erhalten. Es sind eben jene Interpretationen, allein die Möglichkeit darin mehr zu finden, als einige oft ausgearbeitete Werte- oder Moralklischees, erhebt diesen Comic auf eine andere Stufe innerhalb der Comicwelt.
Visuell federführend
Nicht nur die inhaltliche Darstellung und Bedeutung dieser Geschichte, sondern auch die visuelle Ausarbeitung ist bis heute von herausragender Qualität. Zwar ist die schon beschriebene Gewalt etwas, das sauer aufstoßen kann. Allerdings handelt es sich hierin auch um einen Batman-Comic
Es ist so gut inszeniert, dass man als unbeteiligte und es „nur“ lesende Person dabei einige so abgrundtiefe, niedere und aggressive Empfindungen verspürt. Diese und viele andere Szenen zeigen wie großartig Brian Bollands Arbeit war und bis heute ist. Das am meisten im Gedächtnis Bleibende sind wohl die „Kamerafahrten“ und sich scheinbar vor dem inneren Auge bewegenden Übergänge einiger Panels. Allgemein ist dieses Werk, trotz seines nun 35 jährigen Jubiläums, deutlich moderner und frischer im Look und Gefühl, als so manch anderes Comic dieses und des folgenden Jahrzehnts.