Nach längerer Wartezeit geht die Reihe „Biaoren – Die Klingen der Wächter“ endlich in die siebte Runde.
Das Debütwerk des im Norden Chinas geborenen Xu Xianzhe schlägt große Wellen und zieht nun sogar eine Anime-Adaption nach sich. Diese Nachricht, wie auch die Fortsetzung der Reihe im Manhua bei Chinabooks, erfreut das Fan-Herz und lässt die Spannung auf den Fortgang der Geschichte steigen.
Wie bisher gewohnt, erscheint dieser Comic hochwertig gedruckt mit Klappenbroschur.
Auf dem Weg zu grossen Taten
Daoma und dessen Auftraggeber Zhishilang sind nach einigen Konflikten und gelungenen Fluchtversuchen wieder auf dem direkten Weg nach Chang’an. Dies ist die westliche Hauptstadt und damaliges Machtzentrum des Reiches. Dort sitzt auch der aktuelle Kaiser und mystische Despot. Auf ihrem Weg durchquert die Gruppe eine eigenartige Höhle und trifft auf den letzten Überlebenden des Yuchi-Clans. Diese von den kaiserlichen Armeen ausgebeutete und getötete Gemeinschaft hinterließ ein großes Erbe: das Bingzi Jiaolin. Dieses einst von einem vorigen Kaiser benannte Schwert soll von einem Fluch besessen sein und darf nur dem „Heiligen“ überreicht werden.
Nach der Erzählung zur Hintergrundgeschichte, den historischen Referenzen, einer großen Menge Sagen und Mythen und dem Kampf zwischen dem letzten Schmied und Daoma wird Zhishilang das Schwert überreicht. Kein Geringerer als der unbestechliche Daoma darf dieses Schwert nun für Zhishilang führen und damit den Kampf gegen die Machtstrukturen der Sui-Dynastie und die Rache für den getöteten Yuchi-Clan nun auch materialisiert beginnen.
Ungefähr zur selben Zeit stoßen die zwei entsandten Elite-Kavalleristen Diting und Kuizhi auf die im vorigen Band von Daoma überwältigten Lokalbeamten. Diting, ein wortkarger und von Schlachten vernarbter Riese, der seine Teufelsmaske selten abnimmt, ist bewaffnet mit einem gewaltigen Kampfstab. Man nennt diesen Stab nicht ohne Grund auch Klingenbrecher. Hingegen ist die äußerst redsame junge Kuizhi mit Wurfmesser und Nadeln bewaffnet, die sie treffsicher in ihre Ziele wirft. Ein nicht ungewöhnliches Paar aus Gegensätzen, das auch hier schlichtweg gut funktioniert und eine interessante Figurenchemie zeigt. Innerhalb der von den Zweien aufgefundenen Truppe befindet sich auch Shubao, der auf dem Cover des sechsten Bandes mit seinen kurzen Kampfstäben posierte. Die Elite-Kavalleristen machen sich daran, die Versager bei ihrer Mission, den meistgesuchten Mann (also Zhishilang) und sein Gefolge aufzuhalten, mit dem Tode zu bestrafen.
Zum Ende dieser Ausgabe wird noch auf die Vorgeschichte Daomas und Ditings eingegangen, wie sie gemeinsam auf riesigen Schlachtfeldern unmoralischste Dinge vollziehen, immer im Namen des Kaisers und immer mit „Recht“. Als Kernthema in allen Handlungssträngen dieser Ausgabe liegt das Motiv der Loyalität und Treue. Entweder für die Sache, also den Schutz des heiligen Schwertes, die Mission, Flüchtende zu suchen und zu töten oder eben im Auftrag des Kaisers Unschuldige hinzurichten. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklungen in Asien ist dieses Thema sicherlich von großer Relevanz. Ein kritischerer Umgang damit könnte diesem Werk gut zu Gesicht stehen, wenngleich dies ein Heldenepos darstellt und somit eine ganz andere Intention verfolgt.
Der Stil
Xu Xianzhe hat sich in seinen Bildern weiterentwickelt. Sie sind klarer, metaphorischer und atmosphärischer als ganz zu Anfang der Serie. Eine Konstante ist aber die Art, Fülle durch Schraffuren zu erzeugen. Atmosphäre entsteht durch das Spiel mit Perspektiven, Licht und Schatten. Die Figurendesigns und Kampfszenen gewinnen dadurch außerdem an Facetten und Ausdrucksstärke. Nicht nur das, sondern auch eine wachsende Qualität bei der Darstellung von Emotionen in Gesichtsausdrücken, lassen die Lektüre zu einer fortwährenden Freude werden.
Hilfreich sind außerdem die vom Chinabooks Verlag angefügten Fußnoten zu einigen Begriffen. Diese zwischen den Panels befindlichen Hilfestellungen lassen diese Ausgabe – wie auch einige vorige – zu einer sogar recht lehrreichen Lektüre werden. Zwar sind die historischen Fakten zu großen Teilen fiktionalisiert, jedoch könnte man ihnen dem Anschein nach das Prädikat „based on a true story“ verleihen.