Biaoren – Die Klingen der Wächter 6

8. Februar 2022
2 Minuten gelesen

Endlich geht es weiter!

Nach so vielen Monaten des Wartens hat der Verlag Chinabooks den sechsten Teil des chinesischen Epos „Biaoren – Die Klingen der Wächter“ herausgebracht. Der Künstler Xu Xianzhe ist weiterhin alleiniger kreativer Schöpfer dieses Werks, welches zudem sein Debüt in der Welt Manhua markiert. Die Reise des Daoma, politische Geplänkel und viel authentisches Gefühl für die Zeit des 7. Jahrhunderts in Westchina machen dieses Werk so spannend und interessant.

Wie bisher erschien dieses Softcover als Klappenbroschur in hochwertiger Papier- und Druckqualität. Die Übersetzung spiegelt ungemein viel Humor und Gefühl für die Sprache wider, dass man das „Mittelalter“ in jedem Monolog fühlen kann.

Was bisher geschah

Daoma, ein ehemaliger Elite-Kavallerist und derzeitiger Söldner, führt mit seinem Sohn Xiaoqi eine Gruppe Aussätziger zur Hauptstadt Chang’an. Kurz zuvor kämpften sie gegen eine Horde aus Reitervölkern, trafen auf hohe Militärs und entkamen den gierigen Fingern des Gesetzes.

In diesem sechsten Teil geht die Reise in die alte Hauptstadt weiter. Die Gruppe um Daoma, seinen Sohn Xiaoqi, den skrupellosen Kämpfer Shu, die Prostituierte „Mädel“ und den Revolutionsführer Zhishilang begibt sich nun zielgerichtet auf die letzten Etappen zum Ziel ihrer Reise. Zhishilangs Ziel ist es, die Herrschaft der Sui-Dynastie in einer Revolution zu stürzen und das System aufzubrechen.

Historisch und fantasievoll

Doch dieser Band beginnt erst mal mit einer Rückblende. Wir erfahren mehr zu den Ursprüngen des herrenlosen Kämpfers und gesuchten Verbrechers Shu. Einst nannte man ihn ehrfürchtig den „Teufel mit dem Jadegesicht“, der seine Selbstjustiz ohne Erbarmen ausführte. Seine unglaublichen Fähigkeiten und seine Unbarmherzigkeit beendeten so manches Leben eines Verbrechers. Doch ein Mysterium windet sich noch um ihn und seine Vergangenheit. Er ist im Besitz eines Schwertes, das man nur unter höchsten militärischen Würden verliehen bekommen würde.

Während die Gruppe um Daoma ihren Weg durch die westlichen Provinzen Chinas voranschreitet, suchen zwei Elite-Soldaten den in Ungnade gefallenen Daoma. Sie schließen immer mehr auf, ein Aufeinandertreffen findet allerdings noch nicht statt.

Außerdem lernt man den auf dem Cover so friedlich lächelnden Sohn eines der höchsten Generäle des Kaisers kennen. Der Sohn des Generals Yuwen ist ein begnadeter Schütze und führt ein kriminelles Doppelleben in der Unterwelt Chang’ans. Mit der Rückkehr des Generals in die Kaiserstadt steht ein Besuch beim Kaiser an. Er bestrebt den Wiederaufbau der Elite-Kavallerie und erhält überraschend die Erlaubnis dafür. Die nördlichen Provinzen, in denen die Gök-Türken immer wieder auf chinesisches Militär treffen, sollen in einem Feldzug „befriedet“ werden. Es baut sich also ein politisches Spiel auf, das von einer drohenden Revolution durch Zhishilangs Gruppierung bedroht werden könnte.

Immer wieder zwischen den Kapiteln sowie als Anmerkung unter einigen Panels werden historische Fakten und Referenzen erklärt. Die belegten Quellen aus Tagebüchern, Gedichten oder Traktaten geben diesem sechsten Band noch mehr das Gefühl von einer „authentischen“ Geschichte aus längst vergangenen Tagen. Einige der hier auftretenden Figuren sind sogar historisch belegt, was den Eindruck einer umfangreichen historischen Recherche nur bekräftigt.

Die Kraft der Bilder

Wieder einmal überzeugt der Künstler Xu Xianzhe mit seinen wahnsinnig detailverliebten Bildern. Die erzeugte Atmosphäre ist episch. Gewaltige Kampfszenen, förmliches politisches Parkett und immer wieder eingestreute humoristische Klischees kreieren dieses gnadenlos überzeugende Werk.

Man erkennt die Weiterentwicklung seiner Bildkomposition im Vergleich zum ersten Band und dennoch behält er seinen unverwechselbaren Look.
Die dem Realismus nahen Bilder werden mit vielen kleinen Schraffuren zum Leben gebracht.

Auch in diesem sechsten Teil wird mit expliziter Gewalt nicht gespart, was empfindliche Leser:innen abschrecken kann. Abgetrennte Köpfe und Fontänen aus Blut gehören unter Umständen dazu.

Ebenso lobenswert ist die Panelstruktur, die einen filmischen Blick zeigt. Close-ups und Totale wie auch Halbtotale wechseln sich stilsicher und gekonnt ab. Dadurch erzeugen die Panels eine fließende Bewegung, die vielmals auf den Punkt eine Stimmung einfängt. Die gelegentlichen Splash-Pages scheinen dann umso effektvoller, da sie zudem häufig entscheidende Ereignisse und Charaktermomente hervorheben. Hat man einmal Gefallen gefunden an dieser doch recht dunklen und dichten Art und Weise zu zeichnen, kann man gar nicht genug davon bekommen.

Fazit
Mit diesem sechsten Band von „Biaoren – Die Klingen der Wächter“ begibt sich der Künstler Xu Xianzhe in andere Gefilde. Es wird politischer, der alles überspannende Konflikt erhält mehr Raum und die drohenden Auseinandersetzungen werden angedeutet. Wieder einmal gelingt es, die Figuren, die bisher nur Nebenfiguren waren, mit einer interessanten Hintergrundgeschichte nahbarer zu machen. Die Hauptfigur Daoma und sein Gefolge bewegen sich stetig auf Antagonisten zu, denen es bis dahin nicht an Farbe und Authentizität mangelt. Außerdem wirkt diese Geschichte mehr und mehr wie eine fiktive Aufarbeitung einer bisher wenig bekannten Ära der chinesischen Geschichte. Sehr spannend, wunderbar gezeichnet und absolut einnehmend. Ein Manhua der Extraklasse.
Pro
Fesselnde Erzählung mit detaillierten Kunstwerken und authentischen historischen Elementen.
Kontra
Explizite Gewalt kann sensible Leser abschrecken.
10

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Über Hünerfürst.de

Einer der bekanntesten deutschen Netzkultur Blogs seit 2009. Nils Hünerfürst und seine Familie schreiben hier auf Hünerfürst.de über Technik, Kultur, Essen und Videospiele.

Über den Autor

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

Sportwetten Tipps von Overlyzer

Das Neueste von Manga

Zetman 1 Cross Cult Manga

Zetman 1 Massiv Edition

Komplett vergriffen war die erste Auflage des Debüts von Masakazu Katsura mit dem Titel „Zetman“ auf dem deutschen Markt. Der Verlag Cross Cult musste

Lone Wolf & Cub – Master Edition 6

Seit dem Sommer 2022 erscheinen diese massiven Re-Prints des Manga-Klassikers bereits. Die Rede ist vom wohl viel Genres prägenden Manga „Lone Wolf & Cub“.
batman justice buster Cover

Batman – Justice Buster 1

Batman ist wohl einer der beliebtesten, von Dunkelheit umhüllten und für viele anziehendsten Superhelden der Comicwelt. Seit mehr als 80 Jahren treibt der Superreiche