Endlich geht es weiter!
Nach so vielen Monaten des Wartens hat der Verlag Chinabooks den sechsten Teil des chinesischen Epos „Biaoren – Die Klingen der Wächter“ herausgebracht. Der Künstler Xu Xianzhe ist weiterhin alleiniger kreativer Schöpfer dieses Werks, welches zudem sein Debüt in der Welt Manhua markiert. Die Reise des Daoma, politische Geplänkel und viel authentisches Gefühl für die Zeit des 7. Jahrhunderts in Westchina machen dieses Werk so spannend und interessant.
Wie bisher erschien dieses Softcover als Klappenbroschur in hochwertiger Papier- und Druckqualität. Die Übersetzung spiegelt ungemein viel Humor und Gefühl für die Sprache wider, dass man das „Mittelalter“ in jedem Monolog fühlen kann.
Was bisher geschah
Daoma, ein ehemaliger Elite-Kavallerist und derzeitiger Söldner, führt mit seinem Sohn Xiaoqi eine Gruppe Aussätziger zur Hauptstadt Chang’an. Kurz zuvor kämpften sie gegen eine Horde aus Reitervölkern, trafen auf hohe Militärs und entkamen den gierigen Fingern des Gesetzes.
In diesem sechsten Teil geht die Reise in die alte Hauptstadt weiter. Die Gruppe um Daoma, seinen Sohn Xiaoqi, den skrupellosen Kämpfer Shu, die Prostituierte „Mädel“ und den Revolutionsführer Zhishilang begibt sich nun zielgerichtet auf die letzten Etappen zum Ziel ihrer Reise. Zhishilangs Ziel ist es, die Herrschaft der Sui-Dynastie in einer Revolution zu stürzen und das System aufzubrechen.
Historisch und fantasievoll
Doch dieser Band beginnt erst mal mit einer Rückblende. Wir erfahren mehr zu den Ursprüngen des herrenlosen Kämpfers und gesuchten Verbrechers Shu. Einst nannte man ihn ehrfürchtig den „Teufel mit dem Jadegesicht“, der seine Selbstjustiz ohne Erbarmen ausführte. Seine unglaublichen Fähigkeiten und seine Unbarmherzigkeit beendeten so manches Leben eines Verbrechers. Doch ein Mysterium windet sich noch um ihn und seine Vergangenheit. Er ist im Besitz eines Schwertes, das man nur unter höchsten militärischen Würden verliehen bekommen würde.
Während die Gruppe um Daoma ihren Weg durch die westlichen Provinzen Chinas voranschreitet, suchen zwei Elite-Soldaten den in Ungnade gefallenen Daoma. Sie schließen immer mehr auf, ein Aufeinandertreffen findet allerdings noch nicht statt.
Außerdem lernt man den auf dem Cover so friedlich lächelnden Sohn eines der höchsten Generäle des Kaisers kennen. Der Sohn des Generals Yuwen ist ein begnadeter Schütze und führt ein kriminelles Doppelleben in der Unterwelt Chang’ans. Mit der Rückkehr des Generals in die Kaiserstadt steht ein Besuch beim Kaiser an. Er bestrebt den Wiederaufbau der Elite-Kavallerie und erhält überraschend die Erlaubnis dafür. Die nördlichen Provinzen, in denen die Gök-Türken immer wieder auf chinesisches Militär treffen, sollen in einem Feldzug „befriedet“ werden. Es baut sich also ein politisches Spiel auf, das von einer drohenden Revolution durch Zhishilangs Gruppierung bedroht werden könnte.
Immer wieder zwischen den Kapiteln sowie als Anmerkung unter einigen Panels werden historische Fakten und Referenzen erklärt. Die belegten Quellen aus Tagebüchern, Gedichten oder Traktaten geben diesem sechsten Band noch mehr das Gefühl von einer „authentischen“ Geschichte aus längst vergangenen Tagen. Einige der hier auftretenden Figuren sind sogar historisch belegt, was den Eindruck einer umfangreichen historischen Recherche nur bekräftigt.
Die Kraft der Bilder
Wieder einmal überzeugt der Künstler Xu Xianzhe mit seinen wahnsinnig detailverliebten Bildern. Die erzeugte Atmosphäre ist episch. Gewaltige Kampfszenen, förmliches politisches Parkett und immer wieder eingestreute humoristische Klischees kreieren dieses gnadenlos überzeugende Werk.
Man erkennt die Weiterentwicklung seiner Bildkomposition im Vergleich zum ersten Band und dennoch behält er seinen unverwechselbaren Look.
Die dem Realismus nahen Bilder werden mit vielen kleinen Schraffuren zum Leben gebracht.
Auch in diesem sechsten Teil wird mit expliziter Gewalt nicht gespart, was empfindliche Leser:innen abschrecken kann. Abgetrennte Köpfe und Fontänen aus Blut gehören unter Umständen dazu.
Ebenso lobenswert ist die Panelstruktur, die einen filmischen Blick zeigt. Close-ups und Totale wie auch Halbtotale wechseln sich stilsicher und gekonnt ab. Dadurch erzeugen die Panels eine fließende Bewegung, die vielmals auf den Punkt eine Stimmung einfängt. Die gelegentlichen Splash-Pages scheinen dann umso effektvoller, da sie zudem häufig entscheidende Ereignisse und Charaktermomente hervorheben. Hat man einmal Gefallen gefunden an dieser doch recht dunklen und dichten Art und Weise zu zeichnen, kann man gar nicht genug davon bekommen.
[…] zur selben Zeit stoßen die zwei entsandten Elite-Kavalleristen Diting und Kuizhi auf die im vorigen Band von Daoma überwältigten Lokalbeamten. Diting, ein wortkarger und von Schlachten vernarbter Riese, […]
[…] Biaoren – Die Klingen der Wächter 6 […]