Feiertage in Amerika – wie sie wirklich aussehen

8. Dezember 2023
6 Minuten gelesen
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Mittlerweile sind wir schon fast zwei Jahre in den USA und haben jeden Feiertag mindestens ein Mal mitgemacht. Dabei gibt es Feiertage, die international gefeiert werden und ähnlich wie in Deutschland aussehen, es gibt Feiertage die mittlerweile in Deutschland immer mehr zelebriert werden und es gibt Feiertage, die werden nur in den USA gefeiert. Ich persönlich habe mich auf jeden mir unbekannten Feiertag gefreut und voller Erwartung den Tag einfach nur mit Beobachtungen der Umgebung und Stimmung auf den Straßen verbracht. Andere Tage, die wir bisher ignoriert haben, mussten wir sozusagen mitmachen, da diese in der Schule groß gefeiert werden. Schön war es aber jedes Mal, neue Traditionen kennen zu lernen. Ein kleiner Funfact, Supermärkte (je nach Kette) haben keinen bis maximal zwei Tage (Ostersonntag und Christmas Day) im Jahr geschlossen!

Martin Luther King Day

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Der Martin Luther King Day findet jedes Jahr im Januar statt, genau gesagt am dritten Montag im Januar. Er ist einer von wenigen Feiertagen, die föderal sind, was bedeutet, dass der Tag vom Government anerkannt ist und Offices geschlossen bleiben und den Mitarbeitern einen Tag frei gibt. Es ist kein Feiertag im Sinne, dass groß gefeiert wird, es gibt hier und da eventuell eine Parade, aber hauptsächlich bleibt dieser Tag für die meisten Leute einer der wenigen gesetzlichen freien Tage. Geschäfte haben aber trotzdem geöffnet.

Valentines Day

Den Valentinstag haben wir nie richtig zelebriert. Als wir letztes Jahr zum ersten Mal den Valentinstag in den USA erlebt haben, war eigentlich nur die Pralinenabteilung im Supermarkt faszinierend. Dieses Jahr aber haben wir von der Schule ein paar Mails bekommen, um das übliche Valentins-Geschenke-Chaos zu regulieren. Denn der Valentinstag wird in Schulen gerne gefeiert. Um aber Ungerechtigkeiten zu umgehen gab es die Vorgabe, wenn die Kinder oder Eltern etwas für die Mitschüler machen möchten, dann muss es für jeden aus der Klasse gemacht werden. So habe ich mich mal bei amazon.com umgeschaut und sehr viele schöne Sachen gefunden, die die Kinder verschenken können. Ich habe mich dann für ein Set aus Grußkarte und passendem Minitattoo mit Aufschriften wie „be my valentine“ entschieden. Florentine und Atticus hatten riesigen Spaß die Karten am Morgen zu verteilen und selber eine große Ausbeute an Geschenken nach Hause gebracht. Zum Glück hat die Schule strikte Regeln, die Süßigkeiten verbietet, daher ist es überwiegend bei kleinen Spielzeugen, Stickern und Grußkarten geblieben. Eine sehr schöne Tradition wie ich finde, die wenig Geld und Aufwand bedarf und den Kindern ein paar Werte vermittelt.

Juneteenth

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Der 19. Juni ist ein Feiertag gebettet in einen ganzen Monat des Zelebrierens. Der 19. Juni selber ist ein bundesstaatlicher Feiertag, der die Befreiung der versklavten Afroamerikaner gedenkt. Der Tag wird je nach Stadt oder Staat unterschiedlich gefeiert, hier in Washington D.C. ist es natürlich ein riesiges Ereignis. Es gibt mehrere Paraden für und von Bürgern, lokale Geschäfte beteiligen sich und die Stadt ist in Pride-Flags geschmückt. Wie schon erwähnt, wird der ganze Juni zelebriert, denn er wird als Pride-Month gesehen, ein Monat voller Aufklärungskampagnen und Awareness-Days für und um die LGBTQ-Community. Auch für den Pride-Month gibt es etliche Paraden, Konzerte, Workshops und vieles mehr. Was ich persönlich besonders mag ist die Mitwirkung vieler Einrichtungen wie zum Beispiel die Busse des öffentlichen Nahverkehrs, die „Happy Pride“ auf ihrer Anzeigetafel am Bus stehen haben, oder die metro (U-Bahn), die ganze Züge in Regenbogenfarben beklebt haben. Es ist schwer zu glauben, was man täglich liest über die Gesetze gegen jegliche Form von LGBTQ in Amerika und ich hoffe stark, dass es nicht schlimmer wird, indem ein LGTBQ-feindlicher Republikaner zum Präsidenten gewählt wird.

4th of July

Der 4th of July oder auch Indipendence-Day ist weltweit bekannt denke ich. Der Tag, an dem 13 Kolonien ihre Unabhängigkeit von Großbritannien unterschrieben und somit praktisch Amerika entstand. Das Dokument selbst, die Unabhängigkeitserklärung, ist hier in Washington D.C. ausgestellt und für jeden Besucher einen Ausflug wert. Im ganzen Land finden an diesem Tag Paraden statt. Viele High School Marching Bands sind vertreten, Societies, Veteranen, Feuerwehr, Polizei und was das Land so ausmacht, laufen mit Bannern, Musik und Riesenballons bei der Parade mit. Viele Familien feiern den Tag mit BBQ im Garten oder bei Familien, die Grills werden angeschmissen, es gibt S’mores und am Ende des Tages Feuerwerk. Viele Leute kaufen ihr eigenes Feuerwerk, es gibt aber auch viele offizielle Pyroshows wie z.B. das am weißen Haus, was man von vielen Dächern in der Stadt sehen kann. Ein schöner Abschluss des Tages und mal ganz angenehm, ein Feuerwerk zu bewundern, wenn es draußen warm ist.

Halloween

Halloween war einer der Tage, der mich bisher am meisten überwältigt hat. Selbst beim mittlerweile zweiten Halloween für uns in den Staaten war ich wieder überwältigt. Das Prinzip ist bekannt, auch in Deutschland wird Halloween immer größer. Wir haben in Berlin noch kein Halloween mit den Kindern mit gemacht, beide waren einfach noch zu klein. Sowohl Nils als auch ich kannten es aber aus unseren Jugendjahren, als wir mit unseren Freunden um die Häuser gezogen sind. Wobei wir damals wirklich nur um die Häuser gezogen sind, Süßigkeiten haben wir keine gesammelt. Umso faszinierender wurde es für uns als ab Anfang Oktober die Häuser in der Nachbarschaft in die unglaublich kreativen Halloween-Dekorationen geschmissen wurden und jeder Baum mit Spinnen und Spinnweben, jede Veranda mit Jack-O-Lanterns und Lichterketten und jeder Garten mit riesen Skeletten versehen wurde. Jeden Tag auf dem Weg zur Schule haben wir neue Details entdeckt. Am eigentlichen Tag, es kommt natürlich auf die Nachbarschaft an, wird es dann sehr schnell sehr voll. Unsere Nachbarschaft scheint ein beleibtes Ziel zu sein, es kommen Familien extra mit Auto um dort zu sammeln. Teilweise tun sich ein paar Häuser zusammen und stellen einen Tisch vor die Tür an der es dann je nach Teilnahme fünf oder sechs große Schüsseln voller Candy gibt und man steht einfach nur an, um auch was zu bekommen. Viele Eltern sind auch verkleidet, die Leidenschaft ist groß. Nach nur einer Stunde waren unsere Eimer voll, 3kg habe ich zu Hause aus Interesse nachgewogen, und eine Stunde Trick or Treating wirkt auf uns und die Kids wie ein langer, anstrengender Trip und macht extrem müde.

Nicht nur der Halloween Tag selbst wird gefeiert, die ganze Woche vor Halloween finden überall Veranstaltungen statt. Dieses Jahr sind wir zu einer Party der Catholic University of America (CUA) gegangen. Eine Party veranstaltet von den Studenten für die Kinder der Nachbarschaft. Es gab natürlich Süßigkeiten, Musik, Spiele, tonnenweise Pizza und Getränke, all das for free. Und der Auflauf war unglaublich. Mneschenmassen in Kostümen. So muss es bei einem Blippi-Konzert aussehen.

Thanksgiving

Über Thanksgiving kann ich nicht allzu viel berichten. Bisher haben wir es ein Mal miterlebt, das nächste steht schon vor der Tür. An Thanksgiving wird gedankt, wofür ist jedem selbst überlassen. Den Ursprung hat Thanksgiving 1621 in Plymouth, wo Pilgrims und Wampanoag People zusammen ein Erntedankfest veranstaltet haben. Tiefer bin ich nicht in der Materie, da fehlt mir auch etwas das Interesse für. Was ich über diesen Feiertag sagen kann, es ist auf den Straßen leerer als an Weihnachten. Besonders in einer Stadt wie Washington D.C. ist es leer, da alle zu ihren Familien reisen, die meist ländlicher leben. Man sieht trotzdem in den Apartment-Komplexen gedeckte Tische in den Gemeinschaftsräumen, ab 3pm begegnet man draußen Leuten mit Auflaufformen, die schick angezogen sind. Überall im Fernsehen wird Football geschaut, die Supermärkte sind voll mit Produkten, die man nur aus dem Fernsehen kennt. Wir genießen die ruhigen Tage sehr, es ist keine Schule, überall sind die Spielplätze leer, richtig kalt ist es auch noch nicht. Interesse hätte ich schon mal, an einem Festessen teilzunehmen, selber veranstalten werden wir es aber nie.

Christmas

‚Tis the season to be jolly‘ Einer meiner absoluten Lieblingszeiten im Jahr ist die Vorweihnachtszeit. Ich gehöre zu den Leuten, die am liebsten schon im November schmücken wollen, halte mich aber tatsächlich bis Dezember noch zurück. Während in Deutschland der Totensonntag als Stichtag für die Dekorationswütigen gilt, ist es hier Thanksgiving. Das Weihnachtsfest selber hat viele Ähnlichkeiten zu dem Deutschen. Die feinen kleinen Unterschiede kennt man aber aus Filmen und Serien. Santa Clause kommt hier erst in der Nacht vom 24. zum 25. Dezember. Um einen Weihnachtsmann braucht man sich also nicht kümmern. Einen in Deutschland unbekannten Brauch gibt es auch, die sogenannten Stockings. Das sind üblicherweise große Wollsocken, die am Kamin oder an der Treppe aufgehangen werden. Die Tradition selber kommt zwar aus Europa und ist aus dem uns bekannten Nikolaus-Tag entstanden, hat sich aber wie ich finde sehr vom Original weg entwickelt. Die Stockings werden am heiligen Abend (Christmas Eve) aufgehängt und ebenfalls von Santa mit kleinen Geschenken gefüllt. Was das Festessen angeht, sieht es sehr ähnlich aus wie das an Thanksgiving. Aber das klassische Gericht wie in Deutschland gibt es nicht wirklich. Ansonsten sieht das Weihnachtsfest sehr ähnlich aus wie in Deutschland. Und wenn man, so wie ich, nicht auf bestimmte festliche Gebäcke verzichten kann, es gibt auch hier bei Lidl die komplette Favorina Gebäckabteilung.

Silvester

Ganz zum Abschluss dieses Beitrages muss ich natürlich noch über Silvester (New Year’s Eve) schreiben. Ich selber bin kein großer Fan von Silvester, ein bisschen gemütlich zusammnen sitzen und lecker essen, vielleicht ein paar Spiele spielen, das ist mir seit wir Kinder haben genug. Das klassische Feuerwerk habe ich, seit wir drei Etagen über einer klassischen berliner Kneipe gewohnt haben, sozusagen gefressen. Umso erfreulicher ist es, dass hier (zumindest in Washington D.C.) nicht eine Rakete gezündet wird. Eigentlich ist Silvester hier ein Tag wie jeder andere. Wir werden uns also unsere eigenen kinderfreundlichen Traditionen kreieren, wie auch mit den Gebäcken an Weihnachten gibt es Möglichkeiten, an Silvester an Pfannkuchen zu gelangen, und am Neujahrstag nicht übermüdet sein.

Annegret Hünerfürst

Geboren in der selben Woche, in der die erste Website online kam - gelernte Diätassistentin und Mutter von zwei Kindern

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Einer der bekanntesten deutschen Netzkultur Blogs seit 2009. Nils Hünerfürst und seine Familie schreiben hier auf Hünerfürst.de über Technik, Kultur, Essen und Videospiele.

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