
Die Figur Hulk erfuhr in den letzten Jahren einiges an Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt durch die Hulk-Auftritte in den MCU-Filmen, aber auch durch die vielseitig gelobte und gleichzeitig kritisierte Comic-Reihe von Al Ewing und Joe Bennett. Nun hat sich Donny Cates, der Neu-Erfinder althergebrachter Figuren, mit der künstlerischen Hilfe von Ryan Ottley an den grünen Riesen herangetraut. Doch schon während der Veröffentlichung dieser Reihe kündigte Donny Cates an, dass er sich aus dem Schaffensprozess zurückziehe. Somit übernahm der für Invincible bekannt und beliebt gewordene Zeichner Ryan Ottley das Skript und die Zeichnungen und führte diese Mini-Serie zu Ende. Ob dies zu einem guten Ende dieses bei Panini erscheinenden Paperbacks führte, soll an dieser Stelle kurz behandelt werden.
Verdrängung und Verleugnung

Das Setting dieser Hulk-Reihe scheint auf den ersten Blick seltsam. Es ist Bruce Banner mit einer technischen Lösung gelungen den höchst emotionalen Anteil seiner Persönlichkeit, damit verbunden die unkontrollierbaren Wut-Anfälle des Hulks, in ein mentales Gefängnis zu sperren. In der permanenten Form des grünen Riesen bewegt sich Banner nun als Captain dieses andersartigen Schiffs durch die Welt. Jene Kontrolle über seinen Körper und die darin schlafenden Kräfte sah er gezwungen zu bändigen. Ein Zwischenfall in El-Paso führte zu gravierenden Schuldgefühlen und dem Bedürfnis die Symptome seiner Kräfte mit aller Gewalt zu kontrollieren.
Sich mit den Ursprüngen der Wut und Verletzbarkeit seiner Seele auseinandersetzen, sieht Bruce Banner aber auch nur zu gewissen Teilen als Methode seine Probleme zu lösen. So verwundert es nicht, dass die Therapie mit Dr. Samson nur an der Oberfläche kratzt. Vielleicht auch damit zusammenhängend, weil jener Therapeut ebenfalls nur eine Projektion seines eigenen Geistes im Cockpit des Hulk-Schiffs ist. Dieses eigenartige Selbstgespräch fördert jedoch einige Traumata der Kindheit hervor. Jene Misshandlung durch seinen Vater, die auch schon in vielen anderen Reihen thematisiert wurde, bildet hier auch den Kern. Die gezeigte Selbstwirksamkeit, exemplarisch am Sinnbild des eigenen Schattens, den man immer hinterlässt, verliert sich in Bruce Stück für Stück und bleibt in diesem Comic durchgehend ein Thema.
Ein Planet Gleichgesinnter
Als Fluchtreaktion verschwand Bruce und das Hulk-Schiff ins Weltall und landete auf einem Planeten voller Hulks. Die dort von Statten gegangene Evolution führte zu selbstbewussten Hulklingen, die außerdem hochtechnisiert sind. Es scheint das wahre Paradies zu sein. Doch der Schein trügt, denn im Inneren des Hulks brodelt ein Konflikt und sorgt schrittweise dafür, dass Bruce Banner die Kontrolle verliert. In den von der Anführerin Monolith verordneten medizinischen Scans zeigt sich, dass im Kopf des Hulks eine unaufhaltsame Transformation abspielt. Bruce Banner wird sterben.
Es spitzt sich zu und führt schlussendlich zur erneuten Konfrontation mit seinen eigenen Traumata und dem Kampf gegen das eigene Ich. Ein Planeten zerstörenden Kampf und nur die Mithilfe von Doctor Strange können diese Welten zerstörende Bedrohung in Schach halten. Wer am Ende jedoch überlebt, ob überhaupt beide Aspekte des Bruce Banners überleben können, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Hulk mal poppig
Ryan Ottleys Stil ist unverkennbar und lässt sich als äußerst paradox beschreiben. Zum einen sind die Designs der Figuren in Ottleys Stil häufiger als vielleicht beabsichtigt auffallend ähnlich. Diese Diskrepanz, am deutlichsten in dem von ihm gezeichneten Spider-Man-Run, aber auch in Invincible, wird hier durch auffällige Merkmale an den Hulkwesen umgangen. Was bleibt sind die sechseckigen Augen, die ihrerseits häufig extrem aussagekräftig sind, die Expressionen, die einen charmanten Witz in sich haben und die Actionsequenzen, die nicht vor expliziter Gewalt zurückschrecken. Diese Mischung macht den Look und das unterhaltsame an diesem Comic aus.
Doch auch die Szenen des Innenlebens, der Kampf mit sich und den eigenen Dämonen und Erzfeinden im Wut-Antrieb funktioniert auf seine Weise sehr gut. Der Stil der Kolorierung ist durchgehend konsistent, wenn auch nicht sehr komplex und dimensional. Die Cell-Shading Optik, also die klar voneinander getrennten Farbebenen, fügen sich dem Zeichenstil schlichtweg an. Gemeinsam funktioniert dieser Look für die Weltraum-Apocalypse Story sehr gut.