Das Medium Comic ist mittlerweile in der breiten Gesellschaft angekommen. Schon lange gelten die bebilderten Geschichten nicht mehr als Nischeninteresse, verachtungswürdig oder gar ausschließlich Unterhaltung für Kinder. Wie schon zu Beginn der Comic-Historie dominieren auch heute noch die bunten Superhelden das Geschehen. Umso begrüßenswerter ist es, dass sich viele Künstler selbstkritisch betrachten und das Genre als solches hinterfragen. Ein sehr einflussreicher
und erfolgreicher Autor hat dies in einer eigenen Reihe umgesetzt. Robert Kirkman hat mit den Künstlern Ryan Ottley und Cory Walker eine Comic-Reihe geschaffen, die ihresgleichen sucht. Die 15 Jahre laufende Geschichte hat zu ihrer Krönung in den Olymp der Comics sogar eine eigene Serie erhalten, die von Amazon Prime Video produziert wurde. Die Rede ist von „Invincible“.
Ein ganz gewöhnlicher Teenager
Mark Grayson ist 17 Jahre alt, geht zur Highschool, arbeitet bei einem Burgerladen und führt ein ganz „normales“ Leben. Mit der einzigen Ausnahme, das sein Vater der weltweit stärkste Superheld ist: Omni-Man. Dieser kann fliegen und ist unmenschlich stark, denn er kommt gar nicht vom Planeten Erde. Sein Vater, somit auch Mark, ist Viltrumit. Eine extraterrestrische Lebensform mit unvorstellbarer Kraft und Fähigkeiten.
Der Teenager lebt bisher sein Highschool-Leben unter ganz regulären Vorzeichen. Er hat einen homosexuellen besten Freund, hat sich in das beliebteste Mädchen der Schule verliebt und traut sich nicht dies zu gestehen und muss eigentlich mehr für die Schule lernen, als er es bis dahin tut. So weit so gut. Eines Tages jedoch treten seine Kräfte ein und alles wird anders. Nun mischt er sich unter die Riege der Helden, die die Welt vor Alienbedrohungen, riesigen Oktopoden und anderen Gefahren beschützt. Sein Vater Nolan Grayson alias Omni-Man nimmt sich ihn unter seine Fittiche und trainiert ihn zeitweise. Doch sein Vater spielt ein doppeltes Spiel. Dessen Mission war es eigentlich die Erde dafür vorzubereiten ins Imperium der Viltrumiten eingegliedert zu werden, natürlich nicht ohne vorher einen Nachfahren mit einer der Erdlinge zu zeugen. Omni-Man schreckt außerdem nicht davor zurück im Alleingang die größten Helden der Erde (kräftige Hommage an die Justice League) zu töten. Und genau an dieser Stelle unterscheidet sich Invincible von vielen Comics seiner Art.
Die gezeigte Gewalt und das Level an Zerstörung, körperlicher und psychischer, ist immens. Schon innerhalb des ersten Bandes wird klar, dass diese Reihe anders ist, als viele Superhelden-Geschichten. Heftigste Splatter-Szenen reihen sich ein in die massive Zerstörung von Weltbildern und „Wahrheiten“ unter denen nicht nur Mark sondern auch seine Mutter Debbie schwer zu leiden hat. Themen wie Alkoholismus, Selbstwert, Loyalität, Moral und die Hybris des Menschseins werden darin gekonnt erzählt.
Ist das noch ein Superhelden-Comic?
Neben der vielen Kämpfe und Schlachten, die wie bereits angedeutet häufig brutalst geführt werden, begibt sich dieser Comic aber auch in andere Gefilde. Das Zusammenleben der Familie Grayson, die Bürde des Heldseins, die immer wieder auftretenden Coming-of-Age Liebesgeschichten, das Problem der Identität in einer immer komplizierter werdenden Welt und so viel mehr wird hierin gezeigt. Es ist daher mehr als nur ein Superhelden-Comic. Invincible vereint viele Genres und weiß diese mit Feingefühl auch zu bedienen. Nicht zu vergessen ist natürlich der gut pointierte Humor, der vor allem durch einzelne Figuren immer wieder auf die Seiten gezaubert wird.
Immerhin hat sich das Team aus Kirkman, Walker und Ottley auch viel Zeit genommen ihrer Figuren zu erzählen, ihnen glaubhafte Entwicklungen und Wendungen zu geben. So tritt Mark beispielsweise der Regierung bei, hilft Ihnen bei interstellaren und irdischen Bedrohungen, um dann einige Ausgaben später in einen Gewissenskonflikt zu geraten und sich diese Kooperation noch einmal zu überdenken. Viele der Figuren sind bereits früh so angelegt, dass sie mehr als reine Abziehbilder oder Schatten ihrer Selbst sind. Sie sind facettenreich, charmant und unterliegen Veränderungen.
Man kann diese Reihe in fetten Softcovern auch in Deutschland kaufen. Es werden insgesamt 12 Bände, die jeweils mit ihren durchschnittlich 300 Seiten satte Comic-Freude bieten, in Deutschland veröffentlicht. Der letzte Megaband dieser Reihe wird im Mai 2023 erscheinen. Dies mag für Fans und Neueinsteiger sogar ein sehr lohnender Zeitraum werden, denn es wird gemunkelt und vermutet, dass Anfang 2023 die zweite Staffel der Cartoon-Serie Invincible erscheinen soll.
Serie oder Comic
Die Macher der Serie haben sich größte Mühe gegeben den Stil der Comics zu adaptieren. Dieser ist kantig, poppig und in kräftigen Farben mehr als auffällig bunt. Diese Art der Zeichnungen und seine eigentümliche Art und Weise zu kolorieren funktioniert in den Comics exzellent. Hingegen fühlt sich die Serie, nur auf den Animationsstil bezogen, anfangs noch recht sperrig an. Nach nur zwei Episoden hat der Stil einen abgeholt und es gelingt den Zuschauer auch mit visuellem Schauspiel und Spektakel zu überzeugen. Das Animationsstudio „Wind Sun Sky Entertainment“ hat sich in weiten Teilen an der Vorlage orientiert und schlichtweg das Comic als Story-Board genutzt. Allerdings lassen sich, die Handlung im Blick, einige größere Veränderungen feststellen. Diese wurden von Robert Kirkman bewusst durchgeführt, um der Immersion in die Serie beizuhelfen. Ganz unumstritten ist die fabelhafte Besetzung der Sprecher, wie Steven Yeun (bekannt aus Minari), Sandra Oh (Grey‘s Anatomy, Killing Eve) und dem exzellenten J.K. Simmons (Juno, Whiplash), die die Figuren zum Leben erwecken.
Wer nicht warten kann, gerne noch mehr Details, Wendungen und Überraschungen, ebenso Spezialausgauben, Gastauftritte und vieles mehr nicht verpassen will, dem sei dringend geraten sich eines der Megabände aus dem Hause Cross Cult zu beschaffen. Vielleicht entdeckt man damit ein neues Hobby, Comics und ihre vielen Facetten. Bisher haben die Comics der Reihe Invincible ein nahezu gleichbleibend hohes Niveau an Qualität gehalten. Natürlich ist es schwer bei insgesamt 144 Kapiteln immer reißerisch oder besonders innovativ zu sein. Häufig sind es daher die Zwischentöne, der ganz gewöhnliche und menschliche Leidensweg, den wir als Leser begleiten.
Invincible ist ein definitiv empfehlenswertes Stück grafische Literatur, die als Begeisterter Comic-Leser, in keinem Schrank fehlen sollte.
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