Hurra ich bin ein (Pre-) Schulkind #Elternalltag

16. Oktober 2022
5 Minuten gelesen

Ich kann es selber kaum glauben, dass wir schon an diesem Punkt angekommen sind. Unsere Kinder gehen zur Schule! Natürlich ist es noch die Vorschule, aber immerhin. Nach nun 8 Monaten mit Mama zu Hause ist es an der Zeit mal die Tapeten zu wechseln. Den Ablauf und die Suche nach der richtigen Schule habe ich schon mal vor einiger Zeit hier niedergeschrieben. Mittlerweile haben beide Kinder einen Platz an der gleichen Schule. Die ersten Schultage liegen nun schon in der Vergangenheit und diese ganzen Eindrücke und Erfahrungen möchte ich natürlich gern teilen. Es ist so vieles anders als in Berlin, aber die Emotionen sind die gleichen. Und immer wieder frage ich mich, ist es das Richtige, was die Kinder dort jetzt durchmachen? Wie schwer mag es wohl sein? Wie denken wir in einem Jahr wohl darüber? Und wie geht es eigentlich weiter?

Regeln über Regeln

Wenn ich mich zurück erinnere, kam mir die Anfangszeit in der berliner Kita recht wischi-waschi vor. Es war nie genau einzuschätzen, wann man mit der Eingewöhnung fertig ist, wann genau denn das Kind abgegeben und abgeholt werden soll. Ich gehöre zu dem Typ Mutter, der die Kinder immer sehr früh wieder abgeholt hat. Feste Regeln gab es nunmal nicht. Was ich aber auch nie als schlimm empfand. Die Schule, die wir hier in Washington besuchen ist eine Public Charter School und unterrichtet Kinder bis zur achten Klasse. Das heißt, von 3-14 Jahren ist alles vertreten. Da muss natürlich Ordnung herrschen, besonders beim Abgeben und Abholen. Die Schüler werden in drei Gruppen sortiert, die Vorschulkinder, 1.-4. Klasse und 5.-8. Klasse. Für jede Gruppe gibt es einen eigenen Eingang, ein eigenes Zeitfenster zum Abholen und auch Vorschriften wie das Abholen und auch das Hinbringen abzulaufen haben.

Nicht nur das Hinbringen und Abholen ist fest vorgeschrieben, auch der Dress-Code, die Abwesenheit im Krankheitsfall und der Tagesablauf. Eine Uniform gibt es an dieser Schule zwar nicht, aber es ist vorgeschrieben, wie kurz kurze Hosen sein dürfen, welche Schuhe getragen werden sollen und wie kurz T-Shirts sein dürfen. Das mag sich für Eltern von Vorschulkindern komisch anhören, macht aber Sinn, wenn man bedenkt, dass pubertierende Kids die Schule besuchen. Das richtige Verhalten im Krankheitsfall konnten wir schon am dritten Tag üben. Das erste Fieber gab es nämlich da schon bei Atticus. In Berlin habe ich gern beide Kinder zu Hause gelassen wenn einer von beiden krank war. Das geht hier leider nicht so einfach. Die Anwesenheit ist Pflicht, an vielen Schulen wir die meiste Anwesenheit sogar am Ende des Jahres belohnt. Ich persönlich halte davon zwar gar nichts, meine Kinder werden wohl nie die beste Anwesenheit haben, da solche Belohnungen und strenge Regelungen nur dazu führen, das Kinder tendenziell zu früh nach einer Erkrankung wieder in die Schule gebracht werden oder sogar einfach gar nicht erst zu Hause bleiben.

Wem das alles zu viel zu merken ist, der hat das Handbuch der Schule zur Verfügung. Alles was einem an Fragen aufkommt, beantwortet einem das Buch. Für uns als absolute Neulinge gab es zum Glück auch vor offiziellem Schulbeginn die ein oder andere Veranstaltung, um sich mit der Schule und dem neuen Schuljahr vertraut zu machen. Und all diese Regeln sind für mich einfacher zu befolgen als das wischi-waschi in berliner Kitas. Ich geselle mich mit einem guten Gefühl zu all den Eltern, die pünktlich um drei vor der Schule schlange stehen und warten, dass die Schultür aufgeschlossen wird, um dann in der nächsten Schlange vor dem Klassenzimmer zu stehen, um das Kind einzusammeln.

Tschüss deutsch – Hallo englisch

Ganz so extrem soll es natürlich nicht sein, das deutsch wird schon noch erhalten bleiben. Die hauptsächlich genutzte Sprache ist aber seit Schulbeginn englisch. Wie schon gesagt, die Kinder gehen auf eine öffentliche Schule. Hier spricht nunmal niemand deutsch. Wir haben uns ganz bewusst entschieden, die Kinder sozusagen ins kalte Wasser zu werfen. Die Quote der Schüler an unserer Schule, die englisch nicht als Muttersprache nutzen liegt dieses Jahr bei 9%. Und auch unser Pre-School Teacher hat von seiner Erfahrung erzählt, ohne Sprachkenntnisse in die Schule zu kommen. Bisher sind die Rückmeldungen der Lehrer auch soweit gut. Das Wichtigste wird über Handzeichen kommuniziert, die Kinder machen bei allem mit, haben Spaß und fühlen sich scheinbar wohl. Es wird halt nur noch nicht gesprochen, zumindest auf englisch. Florentine brabbelt fröhlich auf deutsch los wenn sie was zu erzählen hat und hat auch das ein oder andere Wort ihrer Lehrerin beigebracht. Um der Sache nicht ganz ihren freien Lauf zu gewähren werden die Kinder beide individuell von einem Multilingual Learner Specialist an der Schule überwacht und bekommen extra Sprachunterricht, um zeitig aufholen zu können. Früher oder später werden mich die Kinder mit einer englischen Frage überraschen und dann werde ich mich hoffentlich nicht mehr schlecht fühlen, sie durch diese Zeit zu schicken, in der sie nicht richtig verstanden werden.

ALM – Arts, Language, Movement

Man hat in der Kita zwar nicht Mäuschen spielen können, durch die lange Eingewöhnung aber hat man einen guten Einblick in den Tagesablauf bekommen. Und leider muss ich sagen, gab es keinen festen Tagesablauf. Ich kann natürlich nur von unserer Erfahrung berichten, sicherlich läuft es in anderen Kitas auch besser ab, bei uns aber gab es keine Struktur. Es hieß zwar immer, morgens gäbe es eine halbe Stunde Morgenrunde zur Begrüßung, die habe ich aber bei keiner unserer Eingewöhnungen erlebt. Im Allgemeinen war es eher so, dass die Kinder den ganzen Tag spielen und machen konnten was sie wollten, für das Mittagessen oder die Teestunde gab es Zeitfenster, aber nicht feste Zeiten, damit die Kinder eventuell auf die Schule vorbereitet werden, wo eben nicht zu jeder Zeit gegessen wird. Da es in unserer Kita keine Gruppen gab, sondern ein offenes Prinzip, wirkte es leider immer unübersichtlich und chaotisch.

Da unsere Kinder eher eine führende Hand bevorzugen und lautes Chaos gar nicht mögen, freue ich mich umso mehr, wie gut ihnen die Schule hier gefällt. Die Tage haben einen festen Ablauf, Lunch, Snacks und Recess (Toben auf dem Spielplatz) findet immer zur gleichen Zeit statt, die Stunden dazwischen nennen sich dann Centers, hier können die Kinder aus meistens vier vorgegebenen Aktivitäten auswählen. Sei es kneten, malen, puzzeln, bauen, basteln usw. durch die eingeschränkte Auswahl gibt es keine Überforderung und es ist trotzdem für jeden was dabei. Einmal am Tag gibt es die sogenannte ALM-Stunde. In dieser Stunde kommt ein Fachlehrer und macht mit den Kindern etwas Aufregendes. Dazu gehört Spanisch, Tanzen, Theater, Kunst und Musik. Der obligatorische Mittagsschlaf ist natürlich auch noch dabei, wobei hier freigestellt ist, ob geruht oder geschlafen wird. Einmal am Tag wird den Kindern ein Buch vorgelesen und anschließend über die Thematik gesprochen um Verbindungen zum eigenen Umfeld herzustellen. Zum Abschluss des Tages wird ein Abschiedsritual gemacht und dann kommen auch schon wir Eltern in den Klassenraum.

Mails, Mails, Mails

Wer sich jetzt fragt, warum ich über den Ablauf so gut im Bilde bin, das liegt daran, dass wir täglich eine Mail bekommen, in dem der Tag beschrieben wird. Nicht nur das, es werden auch täglich Fotos gemacht, die man sich anschauen kann. Grade am Anfang des Schuljahres gab es viele Mails. Jede Abteilung der Schule hat eine eigene Mailadresse und irgendwie gab es von jedem auch eine informative Mail. Auch die Covid-Fälle werden uns per Mail übermittelt, was auch fast täglich der Fall ist. Der Principal schickt auch regelmäßig Mails rum in denen neue Termine angekündigt werden oder nochmals über alltägliche Dinge aufklärt. Einmal im Monat gibt es am Morgen eine Kaffeestunde, organisiert von der Schule und den sogenannten ITDS-Eltern, was natürlich auch mehrmals per Mail in Erinnerung gerufen wird.

Im Allgemeinen kann ich nur positiv von der Schule berichten. Ich bin ein Freund dieser sehr strukturierten Ordnung in der die Kinder nicht nur random spielen sondern auch spielerisch lernen. Auch das Wissen, das die Schule in den Zeiten zwischen 8:30am und 3:00pm abgeschlossen ist und niemand einfach die Räumlichkeiten betretetn oder verlassen kann, gefällt mir sehr. Auch wenn die technischen Anforderungen und vielen Anmeldungen in verschiedensten Foren und Websites überfordernd wirken kann, es kann auch von Vorteil sein, immer gut informiert zu sein.

Wie lange wir letztendlich an dieser Schule bleiben kann keiner vorhersagen. Unsere Plätze sind uns sicher, wir sind sehr glücklich mit dem Umfeld und zu viele Schulwechsel möchten wir den Kindern ja auch nicht zumuten.

Annegret Hünerfürst

Geboren in der selben Woche, in der die erste Website online kam - gelernte Diätassistentin und Mutter von zwei Kindern

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